Die Wahre Geschichte der Woche: Das Bistro

Ausgewählt von Anna BaumgartDie Wahre Geschichte der Woche: Das Bistro

Jede Woche wählt ein Mitglied aus der Redaktion eine persönliche Wahre Geschichte der Woche aus und verleiht ihr eine besondere Note.

Die Wahre Geschichte der Woche: Das BistroFoto: Klassik Radio

Diese Woche kommentiert Anna Baumgart:

Von 2008 bis 2013 lebte ich in Mecklenburg-Vorpommern. Als gebürtige Hessin prallen da ab und zu sprachliche Welten aufeinander. Schließlich merkt man erst, wenn man den eigenen Dunstkreis verlässt, welche Formulierungen ausschließlich dem Lokalkolorit zu verdanken sind, mit dem man aufgewachsen ist. Das gilt selbstverständlich auch für die Aussprache diverser Wörter.

Die Sache mit der richtigen Aussprache

Ob man beispielsweise das Wort Böschung mit langem oder kurzem ö spricht, darüber sind sich selbst die Hessen untereinander uneins, aber die sprachliche Besonderheit, dass man ein i ohne darauffolgendes e oder h lang spricht, begegnete mir erstmals in Mecklenburg-Vorpommern. Dort war es kein Bischof sondern ein Biiieeeeschof und – noch viel verwirrender – kein Bistro, sondern ein Biiiieeeestro. Denn hier war mir nicht nur die Variante mit kurz gesprochenem i bekannt, sondern zusätzlich die mit Betonung auf dem o und nicht auf dem i.

Unbekanntes Element

Eine kleine, gemütliche Gastronomie

Nun, hört man sich die französische Aussprache an, ist es wohl eher so eine Mischung aus beidem. Das i ist nicht ganz kurz, aber die Betonung ist eher auf dem o. Wie sprechen es jedoch die Russen? Hier hört mein Sprachvermögen gänzlich auf. Tatsächlich aber stammt das Wort angeblich aus dem Russischen. Das russische Wort „bystro“ für schnell soll einst durch Russlands Gaststätten getönt haben, um die Kellner entsprechend anzutreiben. Zwischen 1814 und 1818 – während der Befreiungskriege gegen Napoleon – soll es von russischen Soldaten, die Paris besetzten, nach Frankreich gekommen sein. So ganz ist diese Herkunft nicht belegt. Sicher ist, dass wir diese Art der kleinen, gemütlichen Gastronomien mit kühlen Getränken und einer kleinen Speisekarte mit französischem Flair verbinden. Und ob man das i nun sehr lang oder sehr kurz spricht – wichtig ist ja nur, dass man sich darin wohlfühlt. Und das gelingt sowohl in Hessen als auch in Mecklenburg-Vorpommern. Und „Prost“ spricht man in beiden Bundesländern gleich aus.

Herzlich 

Anna Baumgart

15.10.2021

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