Eine gute Wahl an der Dresdner Semperoper

Brüggemanns prüfender Blick Eine gute Wahl an der Dresdner Semperoper

Jeden Freitag um 09:40 Uhr und 16:10 Uhr kommentiert Klassikexperte Axel Brüggemann das Geschehen aus Klassik und Kultur.

Eine gute Wahl an der Dresdner Semperoper

Größer können die Gegensätze nicht sein – nicht, weil Peter Theiler ein Mann und Nora Schmid eine Frau ist. Auch das Verständnis ihres Jobs könnte nicht unterschiedlicher sein!

Peter Theiler – derzeit noch Intendant der Semperoper in Dresden, ist ein Patriarch alten Schlages: launisch, autoritär, jemand, der schon Mal zum Hörer greift und Journalisten anschreit, einer, der sich gern im Glanz des großen und schönen Opernhauses sonnt. Ganz anders seine Nachfolgerin: Nora Schmid, sie ist eher eine Arbeiterin im Weinberg der Oper. Schon als Chefdramaturgin in Dresden, aber auch später als Intendantin in Graz stellte sie sich eher hinter die Kunst, ermöglichte sie und bereitete die Bühne für andere.

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Die Klassik muss sich wandeln

Der Intendantenwechsel in Dresden - von Peter Theiler zu Nora Schmid – ist ein Symbol dafür, dass die Klassik sich wandelt. Weil sie sich wandeln muss. Und vielleicht ist es auch das, was Barbara Klepsch meinte: Sachsens Kulturministerin erntete viel Kritik, weil sie weder Theilers Vertrag noch den von Chefdirigent Christian Thielemann verlängert hatte. Viele sahen das als Majestätsbeleidigung und als kulturpolitische Provinzialität.

Mit der Berufung von Nora Schmid als neue Intendantin zeigt sich: das Gegenteil ist der Fall. Denn in Wahrheit ist langfristig eine Verbundenheit vor Ort – das wirkliche Stadttheater – Wurzel jeder internationaler Ausstrahlung. Nur, wer sein eigenes Publikum (das übrigens auch das Haus finanziert) begeistern kann, kann den Geist einer Stadt wie Dresden nach New York, Peking oder Paris tragen.

Die legendäre Semperoper in Dresden macht mit seiner Besetzungspolitik vor: die Klassik ist im Wandel! Rückbesinnung auf den Kontakt zum Publikum und die Erkenntnis, dass große Kunst auch ohne cholerische Anfälle, ohne steile Hierarchien und ohne schlechtes Benehmen möglich ist.

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Die erste Herausforderung wartet

Man darf gespannt sein, wie Nora Schmid und die Staatskapelle Dresden ihre erste Aufgabe meistern, und die hat es in sich: Wer soll Christian Thielemann nachfolgen? Wird der neue Chefdirigent (oder die Chefdirigentin) auch Musikdirektor der Oper? Das Wichtigste wäre, dass Orchester und Intendantin sich auf einen Teamplayer einigen, denn auch das hat Dresden in den letzten Jahren gezeigt: Es reicht, wenn einer aus der Reihe tanzt, um ein großes Haus ins Wanken zu bringen. Egal, ob es ein Mann ist oder eine Frau.              

(11.06.2021/ A, Brüggemann)

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10.06.2021

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