Ralf Wengenmayr über das Feuer, das nie erlischt

Leidenschaft für Musik Ralf Wengenmayr über das Feuer, das nie erlischt

Tu, was du liebst und du musst keinen Tag im Leben arbeiten. Wie behalten sich Musiker, trotz Stress und Alltagstrott, ihre Leidenschaft?

Ralf Wengenmayr über das Feuer, das nie erlischt Foto: Nikky Maier

Schon immer Musik

Obwohl der kindliche Berufswunsch nicht Musiker war, wird Komponist Ralf Wengenmayr schon sein ganzes Leben lang von der Musik begleitet. „Eine unserer Nachbarinnen hatte eine ganz wundervolle Orgel und ich weiß noch, dass ich bereits als Kind lieber darauf gespielt habe, als mit meinen Freunden im Sandkasten “, erzählt Wengenmayr im Gespräch mit Klassik Radio. Seine erste Erinnerung ans Musizieren war mit gerade Mal zwei Jahren: „Da habe ich dann mit zwei Schraubenzieher auf einer Waschtrommel rumgetrommelt.“

Wenn ich den Erzählungen meiner Mutter glauben schenken darf, war mir der Beruf nicht immer klar, denn als Kind wollte ich eigentlich Astronaut oder Bundeskanzler werden, das hat aber nicht ganz funktioniert.
Ralf Wengenmayr

Liebe zur Filmmusik

Nachdem die Berufswünsche des Astronauten und Bundeskanzlers mehr in den Hintergrund, die Musik aber an erste Stelle gerückt war, begann der junge Musiker seinen Lebensunterhalt als Bar-Pianist in ganz Deutschland zu verdienen. „Für die Filmmusik gab es dann ein Schlüsselerlebnis“, erzählt uns der Komponist, „Als ich 1982/83 im Kino saß und die Schlussszene von E.T. gesehen habe (...), da wurde mir klar, dass man mit Musik bei Menschen Emotionen hervorholen kann und sie zum Lachen oder Weinen bringen kann.“ Diese Gefühle wollte Ralf Wengenmayr für Menschen schaffen. 

Musik nahm immer den wichtigsten Platz in meinem Leben ein.
Ralf Wengenmayr

Zerreißprobe

Für den Musiker gab es immer nur die Musik, sie nimmt den größten Platz in seinem Leben ein. „Musik war immer meine Leidenschaft, zum anderen hat sie aber auch, wie der Name ja sagt, Leiden geschaffen“, denn auch wenn der Komponist seinen Beruf liebt, ist der Stress und Druck oft immens. „Ich erinnere mich da vor allem an meine Arbeit an dem Film ‚Wickie und die starken Männer‘. Damals saß ich fünf Monate am Stück jeden Tag im Studio und habe komponiert, das war eine Zerreißprobe gerade auch für mein Privatleben.“

Unbekanntes Element

Abstand war nötig

Gerade nach solchen Episoden im Leben gibt es auch für Berufsmusiker die Punkte, in denen sie sich erst mal zurückziehen müssen: „Es gab eine Phase in meinem Leben, da brauchte ich eine Pause vom Komponieren (…) Nach zwei sehr stressigen Produktionen hat mich die Arbeit geradewegs in ein klassisches Burn-out getrieben.“ Aus diesem Loch schaffte es Ralf Wengenmayr nur durch eine längere Auszeit heraus und zurück in die Berufswelt. Doch auch wenn er sich die Pause von seinem Beruf als Filmkomponist nahm, war die Musik und seine Liebe zu ihr immer da: „Ich spiele immer für mich selbst Klavier, das bereitet mir große Freude, aber ohne den Zeitdruck, den man als Filmkomponist hat.“ In dieser Zeit verlor er also nicht die Liebe zur Musik, sondern zu der Arbeit mit der Musik.

Ich hatte Angst, dass ich mich wieder ins Studio setzten muss und Arbeiten muss. Das war eine sehr schwierige Zeit.
Ralf Wengenmayr

Die passenden Rahmenbedingungen

Nach einem Jahr der Abstinenz traute sich Ralf Wengenmayr zurück und empfindet auch wieder Freude an seiner Arbeit. „Das Hobby, das ich mir zum Beruf gemacht habe, bleibt solange eine Leidenschaft, solange die Rahmenbedingungen passen“, erklärt Wengenmayr, „dazu zähle ich die Arbeit mit dem richtigen Regisseur, mit den richtigen Leuten, genauso wie das Drehbuch eines Filmes.“

Sorgenvolle Zukunft

Auch die Zukunft bereitet dem Filmkomponisten Sorge. Sein neuster Film „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“ wurde aufgrund der aktuellen Situation nicht in den Kinos gezeigt, sondern direkt auf der Streamingplattform „Amazon Prime“ veröffentlicht: „Ich war über die Entscheidung sehr traurig, da der Boandlkramer einfach auf die große Leinwand gehört (…) Es macht mir tatsächlich auch Sorgen, denn die GEMA hat noch immer keine klare Regelung mit den Streamingplattformen wie YouTube, Netflix oder Amazon Prime (...) Deshalb war es für mich ein umso größerer Schock, als klar wurde, dass der Film nicht in die Kinos kommt.“

Der Trailer zum neuen Film mit der Musik von Ralf Wengenmayr

Die Gefühle in der Musik

Beim Weitermachen hilft ihm dann aber auch die Liebe zu seinen eigenen Kompositionen, durch die ganze Arbeit und die vielen Gefühle, die in seiner Musik stecken: „Ich bin immer wieder am Anfang der Arbeit an einem Film mit der Angst des leeren Blattes konfrontiert (…) Ich empfinde es als unglaublich schwer, Filmmusik zu schreiben und ich vergleiche es auch immer wieder mit einem Leidensprozess.“

Trotz dem ständigen Druck und dem, wie er sagt, Leidensprozess, würde Wengenmayr die Musik als Beruf nicht eintauschen wollen: „Weil es eben meine Leidenschaft ist. Weil ich glaube, dass Musik da anfängt, wo Sprache aufhört (…) Musik drückt mich manchmal in andere Welten.“

20.06.2021

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