Bach im Zeitalter der Beschleunigung

Bach im Schnelldurchlauf
Die Interpretationen von Werken Johann Sebastian Bachs unterliegen scheinbar einem Wandel und werden heute nicht mehr in der Geschwindigkeit gespielt, wie sie vom Komponisten einst vorgesehen waren. Im Vergleich zu Einspielungen von vor fünfzig Jahren wird Bachs Musik heute etwa 30 Prozent schneller gespielt, fand die Studie der Universal Music Group heraus.Bach im Laufe der Jahrzehnte
Dabei überprüften die Labels Deutsche Grammophon und Decca mehr als 280 Stunden an Einspielungen der vergangenen Jahrzehnte. Ein Schwerpunkt lag unter anderem auf Bachs d-moll Doppelkonzert für Violine. Dabei zeichnete sich eindeutig ab, dass die Einspielungen im Laufe der Zeit immer zügiger wurden.Popmusik wird schneller und kürzer
Dass Musik schneller wird, ist ein Trend, der in der Popmusik definitiv zu beobachten ist. Die Lieder, welche die Charts anführen, sind oft kürzer und schneller, auch die Musikintros sind im Vergleich zu früher kürzer. Während sie in den 80er Jahren durchschnittlich zwanzig Sekunden betrugen, kommen die Musikintros heute auf durchschnittliche fünf Sekunden. Dies wiederum belegt eine Studie des Musikjournals Musicae Scientiae.Der britische Musikkritiker Nicholas Kenyon kommentierte die in dieser Woche veröffentlichte Studie damit, dass die höhere Spielgeschwindigkeit auf eine Veränderungen in den Präferenzen zurückzuführen sei, weg von einem eher „wuchtigen“ Konzertstil hin zu einem, der leichter, flexibler und luftiger sei.
Eine Kostprobe hören Sie hier: Eine Aufnahme von 1958 mit den Violinisten Yehudi Menuhin und David Oistrach:
Sowie eine Einspielung aus dem Jahr 2016 von Nemanja Radulovic: