"Das Glück spielen zu können überwiegt trotz aller Hürden"
Eine Zwischenbilanz der Salzburger Festspiele

Die Salzburger Festspiele: ein Experiment
„Das Glück wieder spielen zu dürfen überwiegt alle Hürden, die zu überwinden sind und es gibt keinerlei Diskussionen über die Maßnahmen“, erklärt Florian Wiegand Konzertchef der Salzburger Festspiele.Es ist ein Experiment. Ein Experiment, auf das zur Zeit die gesamte Kunst- und Kulturbranche weltweit blickt: Die Salzburger Festspiele.
Dass das Festival in diesem Jahr überhaupt stattfinden kann, ist eine große Freude und der bisherige Erfolg überzeugt auch viele Kritiker. Denn die Festspiele fahren mit einem beeindruckendem Corona-Schutzmaßnahmen-Katalog auf und sind damit Vorreiter für alle noch kommenden Kulturveranstaltungen.
Ein Corona-Tagebuch zum Schutz
In Salzburg zählt die Abstandsregel von einem Meter, wenn dieser nicht einhaltbar ist werden Masken getragen. „Im Orchestergraben ist der Abstand schlicht nicht einzuhalten. Wir haben mit den Behörden auch für diesen Fall eine Lösung gefunden: Die Künstler, die den Abstand nicht einhalten können, gehören zur roten Gruppe, sie werden jede Woche einmal auf den Virus getestet“, erklärt Wiegand.Alleine auf diese Test verlassen sich die Veranstalter aber nicht. Jeder Mitarbeiter muss ein Gesundheits- und Kontakttagebuch führen. Darin werden jegliche gesundheitliche Veränderungen und jeder näherer Kontakt festgehalten, so dass im Falle einer Infektion der Virus direkt eingedämmt werden kann. Die Tagebücher werden, auf Grund von Datenschutz, ausschließlich im Falle einer Infektion an die Gesundheitsämter weitergegeben.
„Man sieht mittlerweile überall und Jeden mit einem kleinen schwarzen Büchlein in der Hand herumlaufen. Wir hatten anfangs Bedenken, dass sich gerade die großen Künstler dagegen wehren würden, aber alle haben absolut Verständnis und setzten die Maßnahmen gerne um.“
Verschiedene Abstände für die Musiker
Besonders sind aber die unterschiedlichen Abstände der Orchester, je nach Herkunftsland. Während die Wiener Philharmoniker beispielsweise mit dem in Österreich vorgeschriebenen einem Meter Abstand spielen, rücken die Berliner Philharmoniker um 1,5 Meter auseinander.„Dies liegt an der Versicherung“, erklärt Florian Wiegand, „die Berliner sind gewerkschaftlich versichert über die deutsche Unfallkasse. Diese schreibt ihnen einen Abstand von 1,5 Metern auch im Ausland vor. Würden sie den nicht einhalten würde der Unfallschutz verfallen.“ Für die Berliner Philharmoniker ist also Stühlerücken angesagt - aber auch das wird in Kauf genommen für die Möglichkeit Musik zu machen.
Resonanz des Publikums: unglaubliche Dankbarkeit
Auch für das im diesen Jahr begrenzte Publikum gelten bestimmte Regeln. „Auch wenn es uns behördlich erlaubt wäre: es gibt keine Pausen. Die Besucher betreten den Konzertsaal mit Maske, dürfen diese während des Stücks absetzten und verlassen ihn dann wieder“, berichtet der Konzertchef.Anfangs waren Zweifel zwar vorhanden, die Resonanz des Publikums ist aber laut Wiegand durchweg positiv: „alle fühlen sich sicher und die Reaktion des Publikums ist vor allem eines: unglaubliche Dankbarkeit.“
Mit bisher null Infektionen an Tag 13 scheint das Experiment Salzburger Festspiele zu glücken und gibt Hoffnung auf ein Stück mehr Normalität.
(A. Kohler)
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