Die Wahre Geschichte der Woche: Pickelhaube
Ausgewählt und Kommentiert von Florian Schmidt

Die zylinderförmigen Tschakos, „Schackelhauben“ genannt, mit denen Preußen in die Befreiungskriege gegen Napoleon gezogen war, hatten nämlich gleich mehrere Nachteile. Sie behinderten ihre Träger, schützten sie nicht und bei Regen sog sich der Filz schnell so voll, dass der Tschako bleischwer auf den Köpfen der Träger lastete. So wurde also – quasi aus militärischer Notwendigkeit – die sogenannte Pickelhaube eingeführt. „Helm mit Spitze“ war die amtliche Bezeichnung dafür.
Helm mit Belüftungslöchern
Im März 1841 hatte der Elberfelder Metallwarenfabrikant Wilhelm Jaeger dem Berliner Kriegsministerium eben jenen Helm vorgestellt. Es handelte sich um ein Modell aus Metall und wurde als Schutz für die Kavallerie vorgeschlagen. Der Helm sei „sehr bequem“, sitze „vollkommen fest am Kopfe“ und falle „selbst bei Hieben“ nicht ab – so formulierte das damals das Kommandeursgutachten. Der besondere Clou dabei: die Helme verfügten über Belüftungslöcher im Fuß der Metallspitze.Heinrich Heine spottet
Doch kaum hatte Preußen die Pickelhaube als neue Kopfbedeckung seiner Soldaten eingeführt, wurden auch schon die ersten spöttischen Verse über sie verfasst – von Heinrich Heine. Der widmete ihr in seinem Gedicht „Deutschland. Ein Wintermärchen“ folgende Zeilen: „Ja, ja, der Helm gefällt mir, er zeugt/ Vom allerhöchsten Witze!/ Ein königlicher Einfall war’s!/ Es fehlt nicht die Pointe, die Spitze!// Nur fürcht ich, wenn ein Gewitter entsteht,/ Zieht leicht so eine Spitze/ Herab auf euer romantisches Haupt/ Des Himmels moderne Blitze!“Heinz Erhardt witzelt
Auch über 100 Jahre später amüsierte sich der geniale Komödiant Heinz Erhardt über den alten preußischen Helm: „Die Jahrhunderte waren dahingegangen / und das 20. hatte angefangen! / Es wuchs die Bildung, der Schnurrbart, die Gartenlaube /, es wuchs aber auch die Pickelhaube! / Es hagelte Schimpfe und Strafmandate: / die Polizei war ein richtiger Staat im Staate! / Und die Bürger sagten zwischen Weinen und Lachen: / ‚Nee, mit dem Staat ist kein Staat zu machen!‘“Ludwig van Beethoven wird verhaftet
Wahrscheinlich war der Gemütszustand des Komponisten Ludwig van Beethoven auch irgendwo zwischen Verzweiflung und Amüsement. Denn 1812 wurde er in Wien verhaftet. Die Polizei war sicher, einen kriminellen Landstreicher erwischt zu haben, doch zur allgemeinen Überraschung war es der berühmte Beethoven, den sie in Gewahrsam genommen hatten. Sein Vergehen: er hatte keine Kopfbedeckung getragen! Kein ordentliches Mitglied der Gesellschaft hätte sich damals ohne Hut in der Öffentlichkeit gezeigt…Florian Schmidt
Übrigens: "Die Wahre Geschichte" zum Nachhören gibt es in unserer Mediathek oder On Air von Montag bis Freitag kurz nach 9 Uhr und kurz nach 17 Uhr. Auch als Buch kann man über die besten "Wahren Geschichten" staunen - ab sofort in unserem Shop!