Die Wahre Geschichte der Woche: Zerstückeltes Licht – Quantentheorie
Ausgewählt und Kommentiert von Johannes Zapotocky

Es ist kein Geheimnis, dass Musik und Naturwissenschaft vieles gemein haben. Intervalle lassen sich mathematisch festhalten, Saitenschwingungen und Schallübertragungen sind Felder der physikalischen und physiologischen Akustik, Tonhöhen lassen sich statt Namen in Frequenzen ausdrücken, et cetera. Eine weitere große Gemeinsamkeit: Viele Naturwissenschaftler waren (Hobby-)Musiker. Galileo Galilei entstammte einer Musikerfamilie, Albert Einstein spielte hervorragend Violine und Max Planck musizierte am liebsten Johannes Brahms.
Was wäre wenn?
„Hätte, hätte, Fahrradkette“, oder wie man in Österreich sagen würde: „Hättiwari“. Wir wollen uns an dieser Stelle von den tatsächlichen Geschehnissen abwenden und uns ins Feld der Annahmen stürzen. Was wäre passiert, hätte Max Planck Musik studiert? Mal abgesehen davon, dass seine Quantentheorie heute die Grundlage der theoretischen Physik bildet und diese damit entweder sehr viel später entdeckt worden wäre oder gar fehlen würde, hätte das für die Musikgeschichte äußerst interessante Ergebnisse hervorgebracht.Ein neues Modell?
Zu Plancks Lebzeiten war die Musikwelt in Aufbruchsstimmung und befand sich auf dem Weg zu einer „Neuen Musik“: Ferruccio Busoni erweiterte die Tonalität hin zu einer Dritteltonmusik, die Neue Wiener Schule rund um Arnold Schönberg entwickelte die Zwölftonmusik, die letztendlich von Olivier Messiaen zum Serialismus weiterentwickelt wurde. Max Planck hätte mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit Ähnliches hervorgebracht.Achtung: alles natürlich rein hypothetisch
Max Planck war ein hervorragender Theoretiker. Er beschäftigte sich unter anderem intensiv mit den Problemen zwischen der temperierten und natürlichen Stimmung. In Hinblick darauf wäre es denkbar, dass er sich auf eine „neue“ Tonalität gestürzt hätte, die es erlauben würde, reine und temperierte Stimmung zu kombinieren. Eine Weiterentwicklung der sogenannten pythagoreischen Wolfsquinte, die nicht schon nach zwölf Quinten, sondern erst sehr viel später auftritt und somit praktisch keinen Einfluss mehr auf die „Sauberkeit“ des jeweiligen Instruments hat. Man möchte sich die Auswirkungen auf unser Gehör vorstellen (gemäß der Annahme, das absolute Gehör sei nicht angeboren, sondern vielmehr in frühen Jahren antrainiert) und vor allem auf das gemeinsame Musizieren. Kein Cellist müsste sich mehr sorgen, seine in reiner Stimmung gespielte Stimme könnte irgendwo nicht zu einem temperierten Akkord der Klavierbegleitung passen und keine Solosängerin müsste sich mehr dem Cembalo-Generalbassapparat angleichen. Wie schön!Mutmaßungen hin oder her
Wir wollen uns dem Wunschdenken hingeben, sein brillanter Geist hätte Musikmodelle auf wissenschaftlicher Grundlage weitergeführt. Aber wir geben uns natürlich auch mit seinen Physik-Errungenschaften zufrieden, gell.Übrigens: Wir bei Klassik Radio denken tagtäglich an Max Planck, denn eins der Sendezentren befindet sich in Hamburg in der – eh klar – Planckstraße.
Ihr Klassik Radio Quantenteilchen,
Johannes Zapotocky
Die Wahre Geschichte als Buch finden Sie in unserem Klassik Radio Shop. Die Wahre Geschichte zum Nachhören gibt es in unserer Mediathek oder im Programm von Montag bis Freitag um kurz nach 9 Uhr und kurz nach 17 Uhr und samstags um kurz nach 9 Uhr.
Ruby Jünemann hat sich in der letzten Woche in der wahren Geschichte der Woche mit Schauspieler Terrence Hill beschäftigt.