Volksoper Wien arbeitet Nazi-Vergangenheit auf

Jüdische Künstler an der Volksoper Wien
Sie waren Dirigenten, Direktoren, Orchestermitglieder oder Librettisten, deren Karrieren jäh endeten, als auch in Österreich im März 1938 die Nationalsozialisten die Macht übernahmen.Welchen Weg diese jüdischen Künstler nahmen, nachdem auf allen Ebenen des Opernhauses die Entlassungen folgten, hat die Volksoper Wien nun weiter aufgearbeitet.
Im Februar 1938 noch wird die letzte Produktion des Opernhauses vor der Machtübernahme, „Gruß und Kuß aus der Wachau“, euphorisch gefeiert: „Sympathisch unprätentiöse, schmissige, fesche Musik zwischen Walzer und Jazz“ schreibt die Presse. Die Künstler, welche diese Produktion auf die Beine gestellt hatten, wurden nur einen Monat später entlassen, einige Jahre danach waren sie vertrieben oder tot.
Veröffentlichung zur Nazi-Vergangenheit des Opernhauses
Mit dem Buch „Ihre Dienste werden nicht mehr benötigt“ von Dr. Marie-Theres Arnbom legt das Opernhaus damit ein weiteres Stück dunkler Geschichte vor.Dabei griff die Historikerin und Autorin auf bisher unbekannte Archivbestände und Gesprächen mit Nachkommen zurück und zeigt den Weg auf, den die Vertriebenen nach 1938 nahmen. Dabei ging Österreich ein großes Potenzial verloren, so Autorin Arnbom.
Die meisten sind vergessen
Nur wenige Prominente sind unter diesen Künstlern. Der Großteil wurde in ihrem künstlerischen Wirken unterbrochen. Nur wenige konnten sich in anderen Ländern, wie beispielsweise den Vereinigten Staaten oder Australien, eine neue Existenz aufbauen. Diese Künstler konnten so in die Geschichte eingehen: So konnte sich etwa Kurt Herbert Adler, Volksoperndirigent in die USA retten und stand dort über Jahrzehnte am Pult der San Francisco Opera. Walter Taussig wurde zum Sängerbetreuer an der New Yorker MET, Dirigent Walter Herbert konnte in San Diego und Houston Opernhäuser gründen, darunter das erste Opernhaus für afroamerikanische Sänger.Aus den Schilderungen des Buches geht auch hervor, wie bedrückend die Emigration für viele war. „Emigrant sein war die Verdammnis“ heißt es etwa. „Es war ein Zwischen-den-Welten-Sein, ein Nicht mehr und Noch nicht, ein Vielleicht nie mehr oder vielleicht ein Fünkchen Hoffnung“ schreibt Karl Lustig-Prean.
Die meisten allerdings fanden den Tod in Konzentrationslagern und ihre Namen sind heute unbekannt. Ein Stück ihrer Geschichte soll jenen Menschen zurückgegeben werden.