Werkausgabe von Erich Wolfgang Korngold
Notenmaterial für 25 Jahre

Korngolds besonderer Sound
„Die Kompositionen bestechen zunächst einmal durch das große handwerkliche Können des Komponisten. Erich Wolfgang Korngold hat in Wien gelernt und ist dann als jüdischer Komponist nach dem Aufführungsverbot 1933 in die USA emigriert. Dort hat er als Filmmusikkomponist gearbeitet und die europäische Art zu Komponieren quasi mit nach Amerika gebracht. Der Sound, den er dort entwickelt hat, ist eine ganz tolle Kombination aus europäischer Tradition und Spielfreude mit dem amerikanischen Film und die ist so glaube ich ziemlich einzigartig. Lange Zeit wurde Erich Wolfgang Korngold dann aber gar nicht mehr so oft gespielt und an den Rand der Musikgeschichte gedrängt. Umso mehr freut es uns, dass er mittlerweile auf den Opern- und Konzertbühnen wieder präsent ist. Was noch aussteht, ist eine wissenschaftliche Aufarbeitung des Werkes und wir finden, das kommt jetzt genau zur richtigen Zeit.“Degradierung als Filmmusikkomponist
„In den zwanziger Jahren war Erich Wolfgang Korngold spätestens mit seiner Oper ‚Die tote Stadt‘ einer der meistgespielten Komponisten. Bei seiner Rückkehr nach Europa im Jahr 1949 konnte er daran aber nicht mehr anknüpfen. Er wurde tatsächlich als Filmmusikkomponist regelrecht degradiert und galt in den Nachkriegsjahren als der Industrie verschrieben.“ Erschwerend sei dazu gekommen, dass in Europa zu dieser Zeit eine ziemlich festgefahrene Auffassung der musikalischen Moderne herrschte. Komponisten wie Arnold Schönberg, Béla Bartók und Igor Stravinsky schufen eine gänzlich neue Musikästhetik geprägt von Atonalität, wie beispielsweise Schönberg mit seiner Zwölftontechnik. Erich Wolfgang Korngold habe allerdings sein Leben lang an der Tonalität im Stil der Spätromantik festgehalten und sich dieser Entwicklung damit quasi entgegengestellt.Korngolds Werk soll in die Öffentlichkeit
„Wir möchten, dass unsere Werkausgabe sowohl für die Wissenschaft als auch für die Praxis gleichermaßen taugt. Im Unterschied zu anderen Komponisten ist es bei Erich Wolfgang Korngold so, dass manche Stücke nur in fehlerhaften Partituren vorliegen und wir haben jetzt die Chance eine solide und schöne Werkausgabe vorlegen zu können, die gründlich gearbeitet ist. Hier können viele Werke also wirklich noch neu entdeckt werden. Zum Beispiel das Liedschaffen Erich Wolfgang Korngolds und viele seiner kammermusikalischen Werke sind so dann für eine breite Öffentlichkeit zugänglich. Uns geht es auch darum, den Komponisten bekannt zu machen und wir möchten wirklich, dass sein Werk gespielt wird. Wir arbeiten dahingehend auch mit dem Schott-Verlag zusammen und die Stücke, die wir edieren, sollen in die Öffentlichkeit. Dafür machen wir das!“Arbeit an mehreren Standorten
„Wir haben drei Arbeitsstellen in Rostock, Berlin und Frankfurt am Main. In diesen drei Arbeitsstellen setzen wir drei unterschiedliche Schwerpunkte je nach Expertise und Interesse. Wir haben pro Standort je zwei bis drei feste Mitarbeiter und dazu kommen noch zahlreiche studentische Hilfskräfte. Wir haben uns da auch viele Gedanken gemacht, wie wir den Workflow gestalten können. Was die Materialen angeht haben wir Glück, weil der Nachlass von Erich Wolfgang Korngold zum größten Teil an einem einzelnen Ort ist, nämlich in Washington, und nicht wie bei vielen Komponisten über den gesamten Globus verteilt.“Teile der Edition im Bereich der Filmmusik sollen sogar komplett digital verfügbar sein. Als eines der ersten Editionsprojekte wolle man auch verstärkt multimedial arbeiten und Bild- sowie Tonmaterial direkt mit in die Edition einbinden. Um das zu ermöglichen errichte man in Frankfurt extra eine Art Labor, in dem Forscher aus unterschiedlichen Fachrichtungen, wie beispielsweise der Informatik sowie der Film- und Musikwissenschaft, zusammenkommen können.
Motivation für ganze 25 Jahre
„Als ich von der Bewilligung erfahren habe, da habe ich mich erst riesig gefreut und dann einen großen Schreck bekommen. Wir haben aber tatsächlich ein Konzept, das 25 Jahre füllt. Ob sich das dann auch so erfüllen lässt, das lässt sich noch nicht sagen. Jetzt am Anfang müssen bei so einer Edition erstmal konkrete Editionsrichtlinien entwickelt werden. Wir müssen uns zusammensetzen und uns klar werden, wie die Bände aussehen sollen, was wir genau edieren wollen und nach welchen Prinzipien wir dabei vorgehen. Auf Grundlage dieser Richtlinien können wir dann loslegen. Ansonsten gilt einfach: ein Kapitel nach dem anderen und nicht entmutigen lassen", erklärt die Professorin mit einem Lachen.Das könnte Sie außerdem interessieren:
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