Igor Strawinsky

Komponist & Dirigent Igor Strawinsky

"Wild, abwechslungsreich und immer wieder neu" beschreibt nicht nur die Musik des Künstlers Strawinsky, sondern auch sein Leben und seinen Werdegang.

Igor Strawinsky Foto: Bain News Service © Wikimedia Commons

Genauso wenig wie seine Musik als statisch und leise bezeichnet werden kann, kann sein Lebenslauf in dieser Weise betitelt werden.

Die ersten Schritte zur Musik

Igor Fjodorowitsch Strawinsky wurde am 17. Juni 1882 in Oranienbaum, Russland geboren. Er wuchs in einem eher restriktiven Elternhaus auf und stand dabei vor allem unter der strengen Erziehung seines Vaters. Auf dessen Wunsch hin studierte der junge Künstler zunächst Rechtswissenschaften in St. Petersburg. Dieses Studium schloss er 1905 ab, zwei Jahre zuvor begann er aber bereits ein Studium der Musik und erhielt Unterricht von Rimski-Korsakow. Sein Leben lang war Strawinsky für seine Wissbegier bekannt und bildete sich stets, vor allem in Kunst und Literatur, weiter.

1906 heiratete er Jekaterina Nossenko. Diese Ehe brachte zwei Söhne und zwei Töchter hervor. Seine erste Frau studierte in Paris und förderte hauptsächlich ihr Zeichentalent. Sie illustrierte im Jahr 1923 den Text zu einer Aufführung von Strawinskys Oper „Les Noces“.

Während seiner Zeit in Russland fühlte sich der Künstler nie wirklich wohl. Das konservative und nach innen gekehrte Russland schränkte Igor in seiner Schaffens-  und Experimentierfreude ein. Ein Telegramm des russischen Impressario Sergeij Diaghilew sollte ihn aus dieser Welt befreien. Dieser bat den bis dato unbekannten Igor Strawinsky, die Musik zu einem großen Ballett eines russischen Märchens zu schreiben. Die Prämiere des Stücks „Der Feuervogel“  fand 1910 in Paris statt. Spätestens durch die bolschewistische* Revolution entschied er sich, dauerhaft in Frankreich zu bleiben und erlangte 1934 die französische Staatsbürgerschaft.

Die große Liebe und ein neues Leben

Als 1939 seine erste Frau verstarb, ging Strawinsky ein Jahr später kriegsbedingt nach Amerika. Dort heiratete er seine langjährige Geliebte, die Malerin Vera Sordeikina de Bosset. In ihr fand der Musiker seine große Liebe, die stets bemüht war, für Igors Wohlergehen zu sorgen. Vera unterstützte ihn nicht nur in seinem neuen Leben in der Fremde, sondern auch in seiner Musik, in dem sie ihm stets Ruhe zum Komponieren schaffte.

Trotz der unermüdlichen Unterstützung seiner Frau fiel es dem 58-Jährigen zunächst schwer in Amerika Fuß zu fassen. Nicht nur das Finden von neuen Vertrauten, auch die neue Sprache machte ihm zu schaffen. Während der Planung einer neuen Oper traf er jedoch auf den Komponisten und Musiker Robert Kraft. Bis zum Tod Strawinskys blieb dieser ihm ein treuer Freund, Übersetzter, Chronist, assistierender Dirigent und Faktotum.

Erst 1951 kehrte Igor das erste Mal nach Europa zurück. Für die Uraufführung seiner Oper „The Rake’s Progress“ reiste er nach Venedig.

Igor Strawinsky und die neue Musik

Ab 1952 wandte sich der Komponist der sogenannten 12-Ton Musik zu. In dieser Zeit agierte er auch als Autor mehrerer Sachbücher zum Thema Musik und deren Wirken. Hierbei entstand die berühmte Annahme, dass Musik „nichts als sich selbst ausdrücken kann“. Strawinsky hatte die Auffassung, dass es Musik nicht möglich ist, Gefühle zu vermitteln. In diesem Sinne komponierte er auch seine kommenden Stücke. Hierfür erntete der Künstler viel Kritik. Diesen Kritikern trat er jedoch mit Unverständnis entgegen.

Am 06. April 1971 verstarb Igor Fjodorowitsch Strawinsky in New York. Auf den Wunsch des Künstlers hin wurde er neben seiner zweiten Frau in Venedig beigesetzt.

Das musikalische Schaffen

Die Musik Strawinskys lässt sich mit den Worten vielseitig und abwechslungsreich beschreiben. Seine Schaffenszeit kann in verschiedene Abschnitte eingeteilt werden: Beginnend mit spätromantischer-impressionistischer Tradition - mit Werken wie „Der Feuervorgel“ - ging er dann jedoch in eine neue Tonsprache mit dominanter Rhythmik, Melodienarmut und revolutionären neuen Akkorden über.

Bis zum zweiten Weltkrieg bediente er sich viel des Stilmittels der Polytonalität mit ausgeprägter Rhythmik, komponierte öfter Unterhaltungsmusik. Sein Schaffen mündete schließlich in den 1950er Jahren in der seriellen Musik. Durch seine vielen verschiedene Einflüsse kreierte er in dieser Zeit einen unverwechselbaren Stil.

Die bekanntesten Werke des Künstlers stammen jedoch aus seiner frühen russischen Periode. Seine Bekanntheit als Pianist und Dirigent erlangte er hauptsächlich durch die Uraufführungen seiner eigenen Werke.

Igor Strawinsky gilt als einer der bedeutesten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Seine Stücke „Petruschka“ und „Le Sacre Du Printemps“ gehören zu den wichtigsten Werken des Expressionismus. So abwechslungsreich und spannenden wie sein Leben war auch seine Musik. Was erklärt, warum seine schrägen, lauten Töne bei der Uraufführung von „Le Sacre Du Printemps“ zu wahrem Chaos und gar Schlägereien im Publikum sorgten.
 

*Die Bolschewiki waren eine radikale Fraktion unter der Führung von Wladimir Iljitsch Lenin innerhalb der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR). Neben soziale Reformen war auch der Sturz des Zaren sowie den Sozialismus und Kommunismus durch eine „demokratische Diktatur der Arbeiter und Bauern“ ihr Ziel.