Aktuell brodelt es auf dem grünen Hügel. - schon bei der "Parsifal-Inszenierung" kam es zu Unstimmigkeiten wegen zu weniger AR-Brillen. Wer profitiert davon und geht es auch ohne?
Bei der Neuinszenierung des Parsifals mit Augmented Reality stehen nur einem Drittel der Besucher Spezialbrillen zur Verfügung. Doch wie ist das - wieviel verpassen die anderen der rund 2000 Besucher ohne Brille? "Naja, verpasst....", meint Ulrich Jagels, kaufmännischer Geschäftsführer der Bayreuther Festspiele: "Zunächst einmal ist es eine Inszenierung mit einem opulenten Bühnenbild, so wie unser Publikum das auch aus anderen Produktionen kennt. Das heißt, diese Inszenierung funktioniert ebenso auch ohne die AR-Brille."
Es ist also nicht so wie im 3D-Kino, dass man ohne Brille nur verschwommene Bilder sieht. Schließlich geht es hier um Augmented Reality und nicht Virtual Reality, erklärt Ulrich Jagels: "Das bedeutet man sieht durch diese Brille hindurch das reale Bild, dass dann ergänzt wird durch digitale Bilder. So haben wir eine Erweiterung des Bühnenraums und das unterscheidet sich schon sehr, von dem, was die meisten von uns kennen, der Virtual Reality." Auch die AR-Brille selbst ist leichter und komfortabler als etwa ein VR-Brille und ähnelt eher einer Sonnen- statt einer Taucherbrille.
Wir bieten die AR-Brillen in unterschiedlichen Preiskategorien an, insbesondere auch in den etwas günstigeren Kategorien.
Ulrich Jagels, kaufmännischer Geschäftsführer der Bayreuther Festspiele
Die Brillen gibt es übrigens nicht nur an den besten Plätzen - sie sind sozusagen gerecht durch alle Kategorien verteilt: "Wir bieten das in unterschiedlichen Preiskategorien an, insbesondere auch in den etwas günstigeren Kategorien. Da die Brille durchaus auch teuer ist, müssen wir einen Preisaufschlag erheben und das sind kalkulatorisch 30 Prozent des Kartenpreises. Wir haben das aber gedeckelt auf maximal 80 Euro pro Karte", erklärt Ulrich Jagels.
Angeblich soll die AR-Brille ja nur in den hinteren Reihen funktionieren - ein weiterer Grund für die begrenzte Brillenzahl. Ist da was dran? "Die Brille funktioniert grundsätzlich auf allen Plätzen. Doch je weiter hinten ich sitze, desto größer ist der Raum, den ich habe, um hier auch digitale Elemente wahr zu nehmen. Insofern platzieren wir die AR-Plätze im hinteren Bereich des Parketts und in den ersten Reihen jeweils von Loge, Galerie und Balkon. Dort entfaltet die Brille einfach optimal ihre Möglichkeiten", erklärt Ulrich Jagels.
Doch, mal ganz ehrlich: lohnt sich der Aufwand einer AR-Inszenierung überhaupt, wenn nur ein Drittel der Besucher alle Effekte sehen kann? "Ich glaube, es lohnt sich auf jeden Fall. Wir sind jetzt bei den Bayreuther Festspielen die Ersten, die diese AR-Technik auch in einem größeren Umfang in einer Opernvorstellung einsetzt. Wir betreten hier technisches Neuland, wir lernen sehr viel dabei. Für mich ist das eine sehr vielversprechende Technologie. Wie sie sich weiterentwickeln wird und ob dann mit mehr Brillen, das müssen wir dann weiter sehen", meint Ulrich Jagels. Er kann sich auch vorstellen, dass es irgendwann AR-Brillen für alle Zuschauer gibt: "Ja, das kann ich mir vorstellen, aber ich gehe nicht davon aus, dass das in den kommenden Jahren der Fall sein wird." Bis dahin werden vermutlich noch einige Stürme über den grünen Hügel ziehen.