Ende der Woche zieht es zahlreiche Bachfans aus Deutschland und teils auch aus Österreich und der Schweiz nach Ansbach in Mittelfranken.
Denn in dem kleinen Städtchen mit seiner pittoresken Rokoko-Altstadt findet alle zwei Jahre die Bachwoche statt. Zehn Tage lang gibt es fünf Konzerte täglich, dabei sind die Veranstaltungsorte alle maximal 15 Minuten Fußweg voneinander entfernt, erklärt Pressesprecher Christian Mall: "Die zwei großen Stadtkirchen St. Gumbertus und St. Johannis, hundert Meter voneinander entfernt, die wir beide bespielen. Die wunderbare Orangerie im Hofgarten des Schlosses. Es ist einfach intim, kann man fast schon sagen, hier Konzerte hören zu dürfen". Dabei stehen zahlreiche Highlights auf dem Programm, darunter auch eine Uraufführung: "Wir haben den Bundesjugendchor zu Gast, ein ganz junges Ensemble, vom Bundesmusikrat erst vor ein paar Jahren gegründet. Dieser Bundesjugendchor hat ein Werk in Auftrag gegeben bei der englischen Komponistin Panufniks. (...)Sie hat unter anderem auch bei der Krönung von Charles III ein neues Werk komponiert und nun für den Bundesjugendchor wird nun erstmalig ihr neues Chorwerk aufgeführt. Wir sind schon sehr gespannt."
Doch es gibt noch weitere Highlights. So wird z.B. Johann Sebastian Bachs "Kunst der Fuge" gleich zwei Mal aufgeführt. Einmal als Raum-Klang-Erlebnis in der Kirche: dort wird man sozusagen von oben, unten und von den Seiten bespielt. Zudem gibt es die "Kunst der Fuge" dann noch einmal ganz klassisch mit dem Altmeister Evgeni Koroliov. Am Mittwoch dann ist "Ansbach-Tag". Dabei heißt es zunächst "Ansbach klingt" in der Gumpertuskirche. "Bei freiem Eintritt darf hier kommen, wer will und nach Herzenslust singen. Wir werden also, gemeinsam mit dem Intendanten, schön das Publikum aufteilen in die Stimmfächer (...) und dann heißt es: 'Ansbach singt so laut es geht'", erklärt Christian Mall. Danach heißt es dann “Ansbach klingt” - überall in der Stadt spielen kleine Ensembles und Solokünstler.
Ein weiteres Highlight: das Wunschkonzert, das ein bisschen an Hausmusikabende bei den Bachs erinnert, meint Christian Mall: "Das Ensemble "il Gusto Barocco" unter Jörg Halubek wird einen großen Packen Noten mitbringen. Das Publikum kann dann sagen:'Könnt ihr mal das spielen oder vielleicht das, in dem grünen Notenblatt?' Und sie werden es dann, wie damals, spontan spielen. Also ein bisschen wie bei Familie Bach durchs Schlüsselloch geguckt". Zudem gibt es noch Landpartien, also Ausflüge ins Romantische Franken, zu ganz besonderen Orten, an denen Werke des Meisters genossen werden können, Bachsprechstunden, in denen Bachexperten spannendes Hintergrundwissen über den Komponisten vermitteln.
"Schon ab dem Kindergartenalter, ab vier Jahren, sollen die Kinder Bach entdecken dürfen", unterstreicht Christian Mall. So gibt es Workshops für vier verschiedene Altersgruppen. Dabei wird sich acht Vormittage lang intensiv mit dem Komponisten beschäftigt. Dabei wird auch selbst musiziert und eine kleine Vorstellung einstudiert, die dann Mittags den Eltern gezeigt werden kann. "Nach unserer Rechnung passiert hier während der Bachwoche so viel Unterricht wie in einem ganzen Schuljahr", erklärt der Pressesprecher und Geschäftsstellenleiter. So sind die Workshops, darunter z.B. "Improvisieren und Komponieren" für Kinder ab der siebten Klasse, sehr beliebt.
Doch auch wenn Ansbach alle zwei Jahre ganz im Zeichen von Johann Sebastian Bach steht - der Komponist selbst war nie persönlich in dem Städtchen. Die Bachwoche Ansbach entstand tatsächlich ganz woanders: in Schloss Weissenstein bei Bamberg. Dort wollte Karl Graf von Schönborn, zwei Jahre nach Kriegsende eine musikalische Festwoche veranstalten. Freunde und Bekannte unterstützten ihn - und man einigte sich darauf, sich eine Woche lang ganz Bach zu widmen. Es wurde ein voller Erfolg. So beschloss man eine Wiederholung. Nur: die Örtlichkeiten im Schloss reichten nicht mehr aus - so sah man sich um und kam auf Ansbach: "Ansbach war nach dem Krieg fast unzerstört hat zwei große Kirchen und den Prunksaal im Schloss", erklärt Christian Mall. So fand im kommenden Jahr die Bachwoche in Ansbach statt. Das ist nun 75 Jahre her.
Sollte der Komponist auf einer Zeitreise vorbeikommen, würde ihn Christian Mall direkt mit in die Gumbertuskirche nehmen: "Dort steht eine historische Orgel, die der Orgelbauer Namens Wiegleb genau zu der Zeit gebaut hat, als Bach gelebt hat. Ich würde ihn fragen, ob ihm dieses Instrument taugt. Ich glaube, das ist auch das Herzstück der Bachwoche: diese Gumbertuskirche mit der historischen Wiegleb-Orgel."
Am Freitag geht es los - alle Infos auf der Website der Bachwoche Ansbach.