“Neun auf einen Streich“ – das ist das Motto des „Beethoven-Marathons“, den Dirigent Gabriel Feltz ins Leben gerufen hat. Er spielt alle neun Sinfonien des Komponisten an einem Tag.
Eigentlich war der Beethoven-Marathon als Hommage an den Komponisten anlässlich seines 250. Geburtstages gedacht. Pandemiebedingt findet er nun erst in diesem Jahr statt - und das gleich zwei Mal. Letztes Wochenende fand der erste Marathon in Dortmund statt. Morgen nun wird er ein zweites Mal absolviert, diesmal in Novi Sad in Serbien.
Dabei spielen die Dortmunder und Belgrader Philharmoniker, deren Leiter Gabriel Feltz ist, jeweils abwechselnd. Er selbst hatte keine Ablöse - wie schafft man es, so lange am Pult zu stehen? "Ich bin natürlich als Dirigent leidenschaftlich der Musik verpflichtet. Man hat kein Gefühl für Zeit, wenn man mit den Orchestern musizier, fühlt sich sehr getragen, wenn es gut läuft und es lief sehr gut. Es war körperlich lange nicht so anstrenged wie manche große und lange Wagner-Oper, war mein Eindruck. Die Pausen waren sehr gut disponiert, es gab sozusagen immer zwei Sinfonien im Doppelpack", berichtet Gabriel Feltz.
Geheimtipps für's lange Durchhalten am Pult hat er deshalb nicht, doch er empfiehlt, genug Wasser zu trinken und leichte Kost: "Ich habe relativ viel Obst an dem Tag gegessen, sonst relativ wenig. Ich habe mich versucht, mental komplett frei zu machen., auch in den Pausen, d.h. mal hingelegt, Augen zu, nicht an Musik gedacht, die Partituren auch mal weggelegt (...) und ich habe sogar zwei bis drei Minuten geschlafen an diesem Tag, was ich toll fand."
Eine Strategie, die aufgegangen ist - der erste Beethoven-Marathon in Dortmund war ein voller Erfolg: "Es war ein großartiges und nachwirkendes Ereignis, mit vielen Emotionen. Es war viel leichter als erwartet, alle neun Sinfonien zu dirigieren (...) weil die Musik sehr trägt. Beide Orchester haben außergewöhnliches geleistet und vor allem bei der Neunten hervorragend zusammengespielt."
Auch beim Publikum kam der erste Beethoven-Marathon in Dortmund sehr gut an, berichtet Gabriel Feltz: "Die Resonanz war überwältigend. Wir waren alle total überrascht, wie begeistert das Publikum von den Sitzen gesprungen ist."
Es gab bei fast jeder Sinfonie Standing Ovations, unendliche Bravi - die Begeisterung war ganz groß.
Dabei hat sich Gabriel Feltz aus einem bestimmten Grund dafür entschieden, die Sinfonien im Rahmen eines Marathons zu spielen: Am Stück gehört, kann man durch sie Beethovens musikalische Entwicklung sozusagen akustisch nachvollziehen: "Diesen Werdegang von Ludwig van Beethoven als Symphoniker, beginnend bei den klassischen Formaten, die ja noch sehr Haydn und Mozart als Einfluss spüren lassen, bis zur Neunten, die ja bis heute Einfluss für alle symphonischen und post-symphonischen Kompositionsversuche und Kompositionen hat."
Gab es denn bei Marathon Nummer eins in Dortmund Zuhörer, die sich alle neun Sinfonien Beethovens hintereinander angehört haben? "Ja, die gab es", bekräftigt Gabriel Feltz, "es waren mindestens 150, da sind wir auch sehr stolz darauf. Diese 150 Personen haben auch eine Marathonmedaille aus Holz mit dem Konterfei Ludwig van Beethovens bekommen, mit der Inschrift 'Sinfonien 1-9".
Nun freut sich der Dirigent auf den zweiten Marathon in Novi Sad: "Dass die Dortmunder Philharmoniker das erste Mal in ihrer Geschichte nach Serbien reisen, dass beide Orchester, die sich so kamaradschaftlich, toll und freundschaftlich auf der Bühne verstanden haben, wieder zusammenkommen und miteinander musizieren, dass wir in der Kulturhauptstadt von Europa, Novi Sad, auftreten werden, auf das serbische Publikum, das sehr temperatmentvoll ist und auf ein Open Air Konzert für die Neunte, was ein neues Faktum darstellt, da wir in Dortmund im Konzerthaus gespielt haben."