Mit "Carpe Diem" geben die evangelischen oder katholischen Kirchen immer montags bis samstags einen neuen Denkanstoß für Ihren Tag.
Wieder einmal habe ich mich breitschlagen lassen etwas zu tun, das ich eigentlich nicht gern mache: klettern. Die Familie hat beschlossen, dass wir alle einen Kletterkurs in der Kletterhalle machen, um sicher klettern zu lernen, vor allem aber auch lernen, wie man den Kletternden richtig sichert. Da ich Höhenangst habe, habe ich es mit dem Klettern nicht so, da ist mir das richtige Sichern umso wichtiger. Ich habe also mitgemacht in der Hoffnung, ums Klettern rumzukommen und nur zu sichern. Pustekuchen. Wer sichert, muss auch spüren, wie es ist zu fallen und dann durch den Sichernden aufgefangen zu werden. Sich „ins Seil fallen lassen“ heißt die Übung. Als ich so auf fünf Metern Höhe hing – mehr schaffe ich nicht, sollte ich loslassen.
Loslassen! Was kostet das an Überwindung!? Und dann: Wie schön war das, als ich gespürt habe: Ja, ich werde doch tatsächlich aufgefangen! Beim zweiten oder dritten Mal ist es mir dann schon leichter gefallen, mich sich fallen zu lassen. Es ist nicht nur eine Vertrauens- sondern auch eine Übungssache. Vielleicht ist das auch mit Gott so. Mich bei ihm sicher zu wissen, mich fallen lassen zu können und ihm zu vertrauen, ist Übungssache. Und fängt mit dem ersten Schritt an. Oder dem ersten Mal Loslassen.
Carpe Diem - Gedanken zum Tag hören Sie Montags bis Samstag um 6:10 bei Klassik Radio.
Autor: Anja Kieser, radio m, für die evangelischen Kirchen. Sie wollen Kontakt zum Autor aufnehmen: kieser.carpediem@radio-m.de