Die Gesandte des Papstes: Rolando Villazón brilliert auf der Leinwand

Kino-PremiereDie Gesandte des Papstes: Rolando Villazón brilliert auf der Leinwand

Ein neues Historiendrama widmet sich der ersten US-amerikanischen Heiligen, Francesca Cabrini. „Die Gesandte des Papstes“ zeigt den kompromisslosen Weg einer Frau im New York des 19. Jahrhunderts. Mit dabei: Startenor und Klassik Radio-Moderator Rolando Villazón.

Die Gesandte des Papstes 1Foto: 2025 Angel Studios

Eine Frau zwischen Glaube und Wirklichkeit

1889 erreicht Francesca Cabrini New York. Die Nonne aus der Lombardei, gesundheitlich angeschlagen und dennoch von unerschütterlicher Entschlossenheit, betritt eine Stadt, die von Armut und Einwandererfeindlichkeit geprägt ist – die Neuankömmlinge aus Italien werden als Last betrachtet. Doch Cabrini nimmt den Kampf auf: Sie gründet Schulen, Waisenhäuser und Hospitäler, sammelt Spenden, verhandelt mit Behörden und tritt Männern in höchsten Machtpositionen stark und entschlossen entgegen.

Ihre Energie ist nicht allein religiös motiviert. Sie versteht es, Strukturen zu schaffen, Netzwerke zu knüpfen und den moralischen Auftrag mit politischem Instinkt zu verbinden. Bis zu ihrem Tod 1917 hat sie ein internationales Geflecht von 67 Einrichtungen hinterlassen. Dass Papst Pius XII. sie 1946 zur Heiligen sprach, war nicht nur ein Akt kirchlicher Würdigung, sondern auch ein Signal: Die Kirche kann in einer modernen Gesellschaft Figuren hervorbringen, die weit über den klerikalen Raum hinaus wirken.

Kinoplakat Die Gesandte des Papstes
Foto: 2025 Angel Studios

Historisches Leben auf der Leinwand

Ab heute ist dieses beeindruckende Leben einer Frau, die sich nicht von den Widrigkeiten ihrer Zeit entmutigen ließ, auf der großen Leinwand zu bewundern. Der Film macht sichtbar, was Migrationsberichte der damaligen Zeit bereits andeuten: das harte Leben italienischer Einwanderer in den Slums von New York. Viele litten unter Arbeitslosigkeit, Krankheiten und fehlender Schulbildung. Kinder waren häufig sich selbst überlassen, Frauen ungeschützt. Cabrinis Arbeit war in dieser Realität nicht nur ein Akt der Nächstenliebe, sondern schlicht eine Notwendigkeit.

Regisseur Alejandro Monteverde legt in seiner Inszenierung Wert darauf, die Widersprüche offenzulegen: eine Stadt, die im industrialisierten Fortschritt glänzt, und gleichzeitig systematisch jene marginalisiert, die ihren Wohlstand mittragen. Damit reiht sich der Film ein in jene Tradition des Historiendramas, das weniger Heldensaga sein will als gesellschaftliche Studie.



Neben Hauptdarstellerin Cristiana Dell’Anna, die den Film durch ihre würdevolle Interpretation der Rolle weder ins Pathetische noch ins Sentimentale kippen lässt, überzeugen auch Hollywoodgrößen wie John Lithgow als Bürgermeister und David Morse als sinistrer Gegenspieler sowie Giancarlo Giannini, der Papst Leo XIII. eine bedächtige Strenge verleiht.

Rolando Villazón im Kino

Das besondere Highlight für Klassik-Radio-Hörer ist Rolando Villazón: Der mexikanische Startenor, bekannt aus Opernhäusern weltweit und als Moderator der Sendung Furioso, übernimmt die Rolle des Tenors DiSalvo. Seine Figur ist ein leiser, aber entscheidender Teil der Handlung, sein Auftritt bemerkenswert unprätentiös. Dass er sich auf diese Weise neu zeigt, ist umso bemerkenswerter, gerade weil man hier nicht den Opernstar, sondern den Schauspieler wahrnimmt.

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Ein Film mit Gegenwartsresonanz

Die Gesandte des Papstes funktioniert nicht nur als Biopic, sondern als Spiegel aktueller Debatten. Migration, soziale Ungleichheit, die Rolle von Frauen in hierarchischen Strukturen – all das steckt in Cabrinis Geschichte. Sie war eine Frau, die Grenzen überschritt: geographisch, institutionell und kulturell. Dass Monteverde diese Aspekte betont, verleiht dem Film eine Modernität, die ihn aus dem Rahmen klassischer Biopics heraushebt.

Cabrini erscheint hier nicht als entrückte Märtyrerin, sondern als starke, moderne Frau, die unbequeme Wege ging. Ihre Geschichte erinnert daran, dass Veränderung nicht durch pathetische Gesten allein entsteht, sondern durch das mühsame Einreißen von althergebrachten Strukturen. In dieser Präzision liegt die Stärke des Films – und vielleicht auch sein Anspruch an die Gegenwart.

Für die katholische Kirche ist Cabrini eine ambivalente, aber wichtige Figur: eine Frau, die in einer männerdominierten Institution eigene Wege fand. Für ein säkulares Publikum ist sie eine historische Gestalt, die zeigt, dass religiöse Überzeugung und gesellschaftliches Handeln nicht im Widerspruch stehen müssen. In beiden Fällen öffnet sie einen Diskurs über Verantwortung, Mut und den Umgang mit denjenigen, die eine Gesellschaft nur zu gern übersieht.

Der Film „Die Gesandte des Papstes“ ist ab dem 11. September 2025 in den deutschen Kinos zu sehen.

Holger Hermannsen / 09.09.2025

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