Dmitri Schostakowitsch: Der Komponist mit dem Schiedsrichterschein

Zum 50. Todestag von Dmitri Schostakowitsch Dmitri Schostakowitsch: Der Komponist mit dem Schiedsrichterschein

Dmitri Schostakowitsch war Wunderkind und Barpianist, gefeierter Komponist und stiller Systemkritiker, Fußballfan mit Schiedsrichterschein und einer, der sich selbst Postkarten schickte. Am 9. August 2025 jährt sich sein Todestag zum 50. Mal. Ein guter Moment, den Menschen hinter der Musik neu zu entdecken.

Dmitri Schostakowitsch: Der Komponist mit dem SchiedsrichterscheinFoto: Ai Studio/stock.adobe.com

Postkarten an sich selbst? Schiri-Lizenz? Drei Ehen? 

Willkommen im Leben von Schostakowitsch, dem wohl schrägsten Alleskönner des 20. Jahrhunderts. Während seine Musik für Millionen Menschen eine Stimme fanden, schrieb er privat gern an sich selbst – Postkarten, um die sowjetische Post auf Zuverlässigkeit zu testen. Daneben war er leidenschaftlicher Fan vom Fußballverein Zenit St. Petersburg, hatte einen Schiedsrichterschein und pfiff sogar ein paar Spiele. Sein liebstes Hobby? Fußballberichte schreiben – inklusive Minutenprotokollen. Neben seinen Hobbys und seinen Pflichten als Komponist war aber immer auch noch Platz für Privatleben. Besonders kurios dabei: Seine dritte Ehefrau war jünger als seine Tochter aus früherer Ehe. 

Komponieren in Moll und in Angst 

Die Musik von Dmitri Schostakowitsch ist berühmt für ihren Witz und ihre gleichzeitige Melancholie. Und das nicht ohne Grund. Denn wer einmal von Stalins Propagandamaschine als „Feind“ gebrandmarkt wurde, wusste, wie sich Todesangst anhört. Seine Oper Lady Macbeth von Mzensk wurde erst gefeiert, dann in der einer sowjetischen Tageszeitung Prawda runtergezogen. „Chaos statt Musik“, hieß es da. Eine Warnung, die auch eine Todesdrohung hätte sein können. Danach soll Schostakowitsch jahrelang mit gepacktem Koffer neben der Tür geschlafen haben – für den Fall, dass der KGB nachts klopft. 

Schostakowitsch hörte aber nicht auf, zu komponieren und war ein Meister darin, aus dieser Lebenslage Musik zu machen. Dabei war er nicht nur ein brillanter Orchestrierer, sondern auch ein Mensch mit einem fast liebevollen Hang zur Pedanterie, quasi als Gegenentwurf zu seinen Lebenserfahrungen im Krieg. Sauberkeit war ihm wichtig. Seine Partituren waren so akkurat wie seine Anzüge. In den vielen Notenskizzen seiner Musik findet man keine Spur von Chaos – nur Ordnung, die zwischen den Noten spricht.

Sinfonien, Streichquartette, Konzerte, Opern, Ballette, Kammermusik, diverse Filmmusiken – Schostakowitsch hat ein musikalisches Universum hinterlassen, das bis heute erkundet wird. Seine Musik kann aufwecken, trösten, tanzen, weinen – und manchmal einfach nur da sein. Vielleicht ist das das größte Vermächtnis: Dass er trotz allem weiter komponiert hat. Unaufhörlich.

Ein Code mit Vermächtnis

Mit 13 Jahren am Konservatorium, mit 19 die erste Sinfonie, mit 20 der Durchbruch als Filmmusikkomponist, obwohl er nachts noch als Barpianist arbeitete, um sich das Musikerleben überhaupt finanzieren zu können. Dmitri Schostakowitsch war vieles: Schnell, klug, eigensinnig. Und einer, der sein Revier in der Musik markiert hat: Mit den Tönen D – Es – C – H, seinen klingenden Initialen, die sich wie ein geheimer Fingerabdruck durch viele seiner Werke ziehen. 

Er war eben nicht nur Komponist, sondern auch Beobachter und einer, der zwischen den Zeilen schrieb. Der wusste, wie viel man mit Musik sagen kann – und wie klug man formulieren muss, wenn man will, dass es ankommt und nicht überhört wird. Ein Leben im Subtext – und ein Werk, das bis heute etwas ganz Besonderes für die Musikwelt ist.

Wer noch mehr Musik von Legenden wie Schostakowitsch hören will, sollte in unseren Sender „Legenden der Klassik“ auf Klassik Radio Select reinhören – mit den größten Komponisten, den besten Orchestern und weltbekannten Solisten:

Valeska Baader / 09.08.2025

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