Sechs Jahre lang war Johann Sebastian Bach Hofkapellmeister im Schloss Köthen. Nun ist in den royalen Empfangsräumen eine Musicalien-Kammer entstanden.
Dafür hat Restaurator und Instrumentenbauer Georg Ott zehn besondere Perlen aus seiner Sammlung ausgewählt. Die ist über die Jahre hinweg entstanden: denn in seiner Freizeit restauriert er in liebevoller Kleinstarbeit Instrumente, die die Besitzer längst aufgegeben haben und bringt sie wieder zum Klingen.
Dabei haben die Instrumente der Ausstellung eines gemeinsam: bei den meisten handelt es sich um Fortepianos aus dem 18. Jahrhundert. "Fortepiano heißt, dass die Instrumente laut und leise spielen können", erklärt Georg Ott. "Das ist eigentlich eine Erfindung, die um 1700 in Florenz aufgekommen ist. Vorher waren im Gegensatz dazu meist Cembali und Orgeln im Gebrauch, die nicht laut oder leise gespielt werden können. Insofern war das eine ganz einschneidende Entwicklung".
Wichtig ist auch: die Instrumente in der Musicalien-Kammer sind nicht nur zum Anschauen da, sie können auch gespielt werden. Das sollen sie auch, denn die Musicalien-Kammer soll nicht etwa eine der üblichen Museumsausstellungen werden, sondern eine Art Klanglaboratorium und auch der Veranstaltungsort von intimen kleinen Kammerkonzerten sein, wie sie zu Bachs Zeiten üblich waren. Die ersten Profimusikerinnen und Profimusiker haben sich bereits für Konzerte und Proben im Schloss Köthen angemeldet, darunter auch Promis wie z.B. die Cembalistin Christine Schornsheim oder die Pianistin Ragna Schirmer.
Doch auch an die "normalen" Besucher ist gedacht worden: sie dürfen sich an einem ehemaligen Clavichord probieren, das zu einem Hammerklavier umgebaut worden ist. Das wertvollste Stück der Sammlung ist ein Hammerflügel vom Regensburger Klavierbauer Franz Jakob Spath: es ist das einzige originale spielbare Exemplar, das es weltweit noch gibt. "Das wird das präsentieren können, ist schon sensationell", erklärt Georg Ott. Auch eine der wenigen erhaltenen Prozessionsorgeln aus dem 17. Jahrhundert ist zu sehen: "Prozessionsorgel heißt sie deshalb, weil sie sich leicht transportieren lässt", erläutert der Restaurator, "sie hat so Trageösen, in die Stangen eingefädelt wurden und so wurde das Instrument wie eine Sänfte getragen." Passt ja zur "Königin der Orgel"...
Das aktuelle Lieblingsstück von Georg Ott: ein Querhammerflügel. "Er ist besonders zart gebaut und hat auch keine Dämpfung und es klingt dann so richtig strahlend zart, ein bisschen gitarrenartig, sehr warm", schwärmt er. Genauso wie von Johann Sebastian Bach: "Für mich ist Bach einfach etwas Göttliches. Nicht so personenkultmäßig, sondern das Göttliche manifestiert sich in der Musik von Bach. Er hat es wirklich geschafft, etwas überirdisches zu schaffen, mit seiner Musik. Insofern ist das ein heiliger Ort für alle Musikliebhaber."