Eine Oper ganz im Sinne der Uraufführung

Bayreuth BaroqueEine Oper ganz im Sinne der Uraufführung

Heute startet „Bayreuth Baroque“. Dabei wird eine römische Oper uraufführungsgetreu auf die Bühne gebracht, das heißt auch: keine Frauen.

Eine Oper ganz im Sinne der Uraufführung     Foto: Lukasz Rajchert

Oper ohne Frauen

In diesem Jahr findet in Bayreuth die dritte Ausgabe des Barockfestivals „Bayreuth Baroque“ statt. Neben der typischen Musik aus der Epoche des Barocks wird dieses Mal auch die römische Oper "Allessandro nell'Indie" nach fast 300 Jahren uraufführungsgetreu aufgeführt. Wie es in diesen Zeiten typisch war, werden bei der Aufführung keine Frauen auf der Bühne stehen. Die weiblichen Rollen übernehmen männliche Sänger und Schauspieler. „Die Idee ist für mich nicht alt. Bereits 2009 habe ich eine solche Produktion gemacht. […] Das Thema hat mich sehr fasziniert. Ich habe mich damals zum ersten Mal mit der römischen Oper auseinandergesetzt. Ich habe dann gelernt, dass es zwei Epochen in Rom gegeben hat, in der nur Travestie-Oper aufgeführt wurde“, erzählt der künstlerischer Leiter des Festivals Max Emanuel Cencic im Gespräch mit Klassik Radio.

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Travestie-Oper war früher ganz normal

Obwohl eine sogenannte Travestie-Oper heute nicht mehr alltäglich ist, findet der künstlerische Leiter, dass es für Opernsänger keine große Herausforderung sein sollte: „Ich denke, es ist nichts Besonderes. Alle Sänger sind auch Schauspieler und daher müssen wir auch im Stande sein, alle Rollen zu spielen. Die Vorbereitung für eine solche Oper ist also nichts Besonderes, sondern business as usual.“

In Zeiten, in denen Sexismus zu einem der Hauptstreitpunkte unserer modernen Gesellschaft gehört, könnte man davon ausgehen, dass das Vorhaben im ersten Moment auf das Publikum etwas befremdlich wirkt: „Wir hatten bisher keine kritischen Stimmen. Die Menschen sind dafür offen, denn sie wissen, dass wir hier versuchen, etwas aus einer vergangenen Zeit wieder herzustellen, das tatsächlich so stattgefunden hat.“

Das Projekt ist vom Publikum immer sehr positiv aufgenommen worden, mit großer Begeisterung. Bei früheren Inszenierungen hatten wir sogar Grammy-Nominierungen und ich denke, dass es auch dieses Jahr wieder sehr erfolgreich wird.
Max Emanuel Cencic, künstlerischer Leiter des Festivals

Entdecken von in Vergessenheit geratener Musik

Dieses Jahr wird die Oper "Allessandro nell'Indie" von Max Emanuel Cencic inszeniert. Sie handelt vom makedonischen König Alexander der Große und seiner Eroberung des Fürstentums der Paurava. „Ich habe mich für ‚Allessandro nell'Indie‘ entschieden, weil es eine der besten Opern von Leonardo Vinci ist. Es war seine vorletzte Oper, bevor der Komponist ermordet wurde“, erzählt Cencic. Obwohl es sich bei der Oper um ein in der breiten Masse eher unbekanntes Stück handelt, verspricht er sich davon einen großen Erfolg: „Wir sind ein Festival, das sich der Barockmusik verschrieben hat. Damit bewegen wir uns in einer Welt, die eher weniger bekannt ist. Wir sind ein Festival, das sich einem Nischenrepertoire gewidmet hat und umso mehr ist es auch für die Menschen interessant, nach Bayreuth zu kommen, um Musik zu entdecken, die sie sonst nirgendwo zu hören und zu sehen bekommen.“

Ein buntes Potpourri an Barock

Obwohl der künstlerischer Leiter des Festivals in den meisten Punkten auf die Entstehungszeit der Oper zurückgreift, versucht er auch neue Elemente in die Oper einzubauen: „Die Inszenierung verspricht sehr bunt zu werden. Ich freue mich vor allem auch auf die Kostüme […] Wir werden auch mit einem Bollywood-Choreografen zusammenarbeiten. Das wird sehr experimentell, zum ersten Mal wird Barockmusik mit Bollywood-Tanz verbunden.“

Neben dieser Inszenierung können sich die Besucherinnen und Besucher des Musikfestivals auf ein buntes Potpourri an Musik aus dem Barock freuen: „Dieses Jahr wird es auch noch eine Vielzahl an tollen Konzerten geben […] Es wird Candle-Light-Konzerte gegeben, wir haben Solo-Konzerte mit einem total neuen Programm und auch World-Premier-Aufführungen […] Es gibt wirklich eine Vielzahl an Sachen zu entdecken.“

06.09.2022

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