Johannes „JJ“ Pietsch ist die Sensation des diesjährigen Eurovision Song Contests – ein queerer junger Wiener mit philippinischen Wurzeln, der mit einer Stimme zwischen Pop und Oper ganz Europa verzauberte. Doch sein Sieg ist mehr als ein glamouröser TV-Moment: JJ ist klassisch ausgebildeter Countertenor, liebt Bach ebenso wie Beats – und zeigt eindrucksvoll, wie kraftvoll und modern klassische Musik heute klingen kann.
Am vergangenen Sonntag erlebte Europa einen musikalischen Moment, der Erinnerungen an große Zeiten des Eurovision Song Contests wachrief: Der 24-jährige Wiener Johannes "JJ" Pietsch gewann mit seinem Song „Wasted Love“ den ESC 2025 in Basel. Mit einer Stimme, die mühelos zwischen Oper und Pop changiert, und einer Bühnenpräsenz, die sowohl Jury als auch Publikum begeisterte, holte er Österreich den dritten Sieg in der Geschichte des Wettbewerbs – nach Udo Jürgens 1966 und Conchita Wurst 2014.
Geboren in Wien und aufgewachsen in Dubai, lernte JJ früh die Vielfalt der Musik kennen. Während seine Eltern an Wochenenden Karaoke-Partys veranstalteten, legte sein Vater sonntags Bach oder Beethoven auf: „Das ist echte Musik, Kinder“. Diese Mischung aus Pop und Klassik prägte Johannes Pietsch nachhaltig. Mit 15 Jahren kehrte die Familie nach Wien zurück, wo JJ seine schulische Laufbahn fortsetzte und später an der Opernschule der Wiener Staatsoper ausgebildet wurde. Derzeit studiert er Sologesang an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK).
Dieser Klassikhintergrund hat ihn und seine Musik deutlich geprägt: Als Countertenor verfügt JJ über eine außergewöhnliche Stimme, die in Sopranhöhen vordringt. Diese Stimmgattung, die einst in der Barockmusik eine zentrale Rolle spielte, erlebt heute eine Renaissance. Pietsch selbst sagt: „Ich finde es cool, dass ich der Welt präsentieren kann, dass es Menschen gibt wie mich mit einer hohen Stimme.“ In der klassischen Welt sei ein männlicher Sänger mit hoher Stimme lange Zeit nicht begehrt gewesen, doch derzeit sei es wieder im Trend.
Mit „Wasted Love“ präsentierte JJ eine dreiminütige Pop-Oper, die Opernelemente mit modernem Pop und Elektro vereint. Der Song, den er gemeinsam mit Teodora Špirić und Thomas Thurner schrieb, wurde vom Budapest Scoring Orchestra begleitet und von Zoltán Pad dirigiert. Johannes Pietsch beschreibt das Lied als eine Verschmelzung beider musikalischer Welten, die ihn seit seiner Kindheit begleiten.
JJ ist nicht nur musikalisch bemerkenswert, sondern auch ein Symbol für Vielfalt und Offenheit. Als erster ESC-Gewinner mit philippinischen Wurzeln und offen queerer Künstler setzt er ein Zeichen für Inklusion und Toleranz. Sein Sieg wurde nicht nur in Österreich, sondern auch in der philippinischen Community weltweit gefeiert.
Für viele Hörerinnen und Hörer, die mit der klassischen Musik aufgewachsen sind, bietet Pietsch eine Brücke zwischen Tradition und Moderne.Klassische Ausbildung und moderne Popmusik müssen sich nicht ausschließen, sondern können sich gegenseitig bereichern. In einer Zeit, in der die Grenzen zwischen Musikgenres zunehmend verschwimmen, steht JJ für eine neue Generation von Künstlern, die mit Respekt vor der Vergangenheit und Mut zur Innovation die Zukunft gestalten.
Mit seinem Sieg beim ESC hat Johannes "JJ" Pietsch nicht nur einen Wettbewerb gewonnen, sondern auch die Herzen vieler Musikfans aus allen Teilen der Welt erobert. Denn eines beweist sein fulminanter Sieg bei dem größten Songwriterwettbewerb Europas auf jeden Fall: Musik verbindet – über Generationen, Kulturen und Genres hinweg.