Esther Abramis neues Album „Cinema“

Eine persönliche Reise durch die Filmwelt:Esther Abramis neues Album „Cinema“

Esther Abrami ist Ausnahmeviolinistin und Social Media Star. Auf ihrem neuen Album „Cinema“ nimmt sie uns mit auf eine ganz persönliche Reise durch die Filmwelt. 

Esther Abramis neues Album „Cinema“Foto: Florian Saez

Ein Album - viele Aspekte

Die 26-Jährige hat dabei eine ganz besondere Auswahl an Filmmusiktiteln getroffen, die Aspekte wiederspiegeln, die ihr sehr am Herzen liegen. „Ein Aspekt ist mein Klassik-Hintergrund: ich wollte klassische Stücke auf dem Album haben, die immer wieder in Filmen zu hören sind, z.B. von Tschaikowsky oder Schostakowitsch. Auch weibliche Filmkomponistinnen sollten eine Rolle spielen, z.B. habe ich mit Rachel Portman und Anne Dudley zusammengearbeitet, die ich sehr bewundere“, erläutert sie. Doch auch die jüdischen Wurzeln ihrer Familie sind auf dem Album „Cinema“ präsent: „Die Filmmusiken von „Anne Frank“ und „Das Leben ist schön“ sind eng mit meiner Familiengeschichte verbunden. Diese Filme haben mich geprägt und bedeuten mir viel“, unterstreicht die Musikerin. Um die richtigen Titel zu wählen, hörte sie deshalb Monate davor stundenlang Musik, auch im Auto. „Ich habe auch Familie und Freunde um ihre Meinung gebeten und immer überlegt, was gut auf der Violine klingen würde. Denn einige Stücke waren natürlich ursprünglich nicht dafür geschrieben“, erzählt sie lachend. 

Prominentes Feedback via Instagram

So hat sie bei „Hanging Tree“ aus „Hunger Games“, statt des Gesangs ein Violinen-Solo in das Stück integriert. Und auch die erfolgreiche Fantasyserie „Witcher“ ist auf Esther Abramis neuem Album mit „Toss a coin to your witcher“ vertreten: „Als ich darüber nachgedacht habe, welche Filmmusiken gut auf der Violine klingen würden, ist mir dieser Titel sofort eingefallen. Ich liebe die Serie und hatte viel Spaß beim Komponieren. Als ich ein Video der Aufnahmen auf Insta gepostet habe, hat mir eine der Komponistinnen, Sonya Belousova, geschrieben und mir erzählt, wie wunderschön sie es findet. Das ist natürlich ein besondere Ehre“, strahlt die Musikerin.

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Von Hollywood bis Japan

Neben Titeln aus Hollywood-Produktionen und japanischen Animé-Serien wie „Naruto“ sind aber auch welche aus französischen Filmklassikern wie „Die fabelhafte Welt der Amelie“ oder auch „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ zu hören: „Dieser Film war ein Riesen-Hit in Frankreich, als ich Kind war, wir haben die Musik sogar im Schulchor gesungen. Ich habe den Film geliebt, liebe ihn immer noch und wollte einen neuen Aspekt ins Hauptthema bringen. Deshalb ist erst nur die Violine zu hören, dann wird das Stück voluminöser und orchestraler“, berichtet Esther Abrami voller Begeisterung. 

Weltpremieren auf dem Album

Es gibt auch Stücke, die extra für die junge Violinistin geschrieben wurden, wie z.B. aus dem Sozialdrama „Capernaum“, in dem es um einen kleinen Jungen in den Slums von Beirut geht. Der Komponist und Produzent Khaled Mouzanar hat das Thema „Zeyn“ eigens für Esther Abrami neu arrangiert. Zudem sind zwei Weltpremieren Oscar-prämierter Filmkomponistinnen zu hören. Den Titel „Chasing Rainbows“ z.B. hat Anne Dudley für Esther Abrami komponiert: „Wir haben uns getroffen, gemeinsam musiziert – sie am Klavier, ich an der Violine und zusammen am Stück gefeilt“, berichtet die Violinistin. Auch Rachel Portman, die für sie „The Little Prince-Suite“ komponierte, kennt sie persönlich. „Ich habe schon immer Rachel Portmans Musik geliebt und war ein Fan von ihr. Deshalb habe ich ihr schon bei meinem ersten Album via Instagram geschrieben und sie gefragt, ob ich ein Stück von ihr mit auf mein Album nehmen könnte. Ich dachte, sie antwortet nicht, aber sie tat es und sagte ‘Ja’“, so Esther Abrami.

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Kleine Geige - große Story

Die Liebe zur Geige entdeckte Esther Abrami schon früh - dank ihrer Großmutter: „Meine Großmutter war Violinistin, doch sie gab den Beruf nach ihrer Heirat auf, wie es damals üblich war. Sie war die Erste, die mir die Violine als Kleinkind gezeigt hat. Später habe ich meine Eltern dann nach Unterricht gefragt.  Doch sie und ihre kleine Geige waren meine erste Begegnung mit dem Instrument“, erinnert sich die Violinistin voll Wärme zurück und erklärt, dass die kleine Geige ihrer Großmutter etwas ganz Besonderes sei: „Während des Zweiten Weltkriegs mussten meine Großeltern und Eltern aus Nordfrankreich fliehen. Nur mein Großvater blieb zurück, damit die Flucht nicht auffiel. Als die Nazis dann kamen, plünderten sie alles, außer die Schildkröte meiner Großmutter und ihre kleine Geige. Die hat sie mir als Kind gegeben, es war die erste Geige, die ich sah und ich habe sie immer noch.

Kritik an unkonventioneller Art

Der Beginn für eine große Karriere: mittlerweile wird die Enkelin als „Rising Star“ von der BBC gelistet und ist ein Social Media Star. Auf ihren Kanälen begeistert sie auf ihre unkonventionelle und frische Art junge Menschen für Klassik. Und doch gibt es immer wieder Menschen, die sich genau darüber opponieren: „Ich treffe auch oft auf Kritik, weil ich mich nicht an Traditionen halte, sondern Klassik auf meine Art und Weise repräsentiere und mich ihr nähere. Manche finden es zu niederschwellig oder zu kommerziell. Dabei finde ich, es ist auch ok, wenn man es eher traditionell hält – jeder soll das machen, was er für richtig hält“, meint Esther Abrami diplomatisch. 

Zukunft Cross-Genre

Was glaubt sie, müsse sich ändern, damit wieder mehr junge Menschen zur Klassik finden? „Ich glaube, viele junge Menschen denken bei Klassik vor allem an lang verstorbene Komponisten. Es fehlt ihnen ein Bild von einem Interpreten, den sie live erleben möchten und der für sie die Klassik repräsentiert. Das müsste man ändern“, sagt die junge Violinistin nachdenklich. „Ich toure z.B. gerade mit einem Elekto-Künstler und wir mischen Elektor und Klassik. Die Anzahl an Menschen, die eigentlich zum Elektro-Konzert kommen und dann auch meine CD kaufen und meine Musik hören ist riesig. Damit bringen wir die Menschen zur Klassik – mit Cross Genre.“ Klingt nach einem plausiblen Ansatz, doch da gibt es ein Haken, von der  außer ihr auch schon andere junge Interpreten berichtet haben: „Das Problem ist, dass Musizierende der Klassik kritisiert werden, sobald sie sich auf Cross Over einlassen. Ich glaube, das ist falsch. Denn wenn Menschen z.B. zu einem Konzert gehen, bei dem Elektro auf Klassik trifft, kann man sie viel besser für dieses Genre gewinnen. Ich finde, wir verpassen da viele Gelegenheiten, weil wir Angst haben, unkonventionell zu denken.“ Bleibt zu hoffen, dass sich das bald ändert. Einen Schubs in die richtige Richtung könnte vielleicht Esther Abramis neues Album „Cinema“ bringen, das heute erscheint. 

Klara Jäger / 21.09.2023

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