HIDALGO: Das Festival, bei dem Klassik ihre Komfortzone verlässt

HIDALGO: Das Festival, bei dem Klassik ihre Komfortzone verlässt

Vier Abende, vier Welten – und Klassik mittendrin, aber ganz ohne Staubschicht. Vom 17. bis 24. Oktober 2025 verwandelt das HIDALGO Festival das Münchner Kreativquartier in einen Spielplatz für Experimente. Motto: „Close Contact“. Der Name ist dabei Programm – hier geht es um Nähe, um Begegnung und um Kunst, die direkt unter die Haut geht.

HIDALGO FestivalFoto: Benedikt Schulze

„Wir wollen, dass Musik in einem neuen Kontext erlebbar wird, den es sonst in dieser Art nicht gibt“, erklärt Gregor A. Mayrhofer im Interview mit Klassik Radio Redakteurin Valeska Baader. Gemeinsam mit Anne Keckeis leitet er das Festival – als eingespielte Doppelspitze, die das künstlerische Konzept gemeinsam prägt. Manchmal muss man dafür die Grenzen zwischen Konzert, Theater, Ritual und Performance überwinden. Auf die Frage, was das HIDALGO Festival eigentlich genau ist, gibt es von Mayrhofer ein Schmunzeln – und einen Einblick in die Idee des Festivals: „Die Leute fragen uns ständig: Ist das jetzt ein Konzert oder eine Oper oder eine Tanzperformance? Und meistens muss ich sagen: irgendwie von allem ein bisschen. Es ist ein Erlebnis, das man so woanders nicht findet.“ Und genau darum geht es beim HIDALGO Festival: Klassik für junge Leute zugänglich machen, neu denken und damit überraschen.

Geschichten, die sonst keiner hört

So etwa bei der performativen Installation „Zeitenräume“: Ein schlichter Stuhl mitten in München wurde zur Bühne für das Unsichtbare. Menschen konnten sich hinsetzen, erzählten Dinge, die sie sonst nie laut aussprechen würden – und aus diesem Mosaik an Geschichten ist nun eine ganze Performance entstanden, die im Rahmen des Festivals zur Aufführung gebracht wird. 

Ein anderes Highlight: „Wildtrieb“. Da soll sich das Publikum fühlen, als würde es durch einen Wald laufen. Die Musiker bewegen sich bei der Performance und wechseln ihren Standort im Konzertsaal. Das Herzstück dabei ist Jörg Widmanns "Jagdquartett". Mayrhofer schwärmt: „Am Anfang klingt es nach der Freude am Jagen. Aber dann kippt die Stimmung – und es kommt die Perspektive des Tiers, das getrieben wird. Und das ist einfach ein existenzieller Kampf um Leben und Tod.“ 

Und dann gibt es noch einen Abend, der ganz anders berührt: die „Winterreise“. Schuberts Liederzyklus über Einsamkeit, Kälte und das Wandern durch innere Landschaften gehört zu den bekanntesten Werken der Musikgeschichte – beim HIDALGO Festival wird er jedoch völlig neu gedacht. Statt klassischem Liedabend erwartet das Publikum eine experimentelle Interpretation, die Gesang und Saxophonorchester in einen intensiven Dialog bringt. „Uns interessiert, was passiert, wenn man ein so bekanntes Werk aus seinem musikhistorischen Rahmen löst und ganz nah ans Heute holt“, erzählt Mayrhofer. „Man wird wirklich in direkten Augenkontakt mit den Künstlern selbst gebracht, aber auch mit dem Thema: WO sehen wir bei der Einsamkeit und Armut lieber weg?“

Wer richtig mutig ist, landet bei der Performance „Der ewige Ton“. Hier dürfen alle im Publikum mitmachen, singen, tönen, summen. „Es geht darum, zu spüren, wann Musik fast religiöse oder kulthafte Züge annimmt“, erklärt Mayrhofer. „Und wann diese Gruppendynamik plötzlich alle verbindet.“

Mehr als nur Konzert

Was HIDALGO so besonders macht: Es ist kein Festival, das einfach Werke aneinanderreiht. Hier trifft Romantik auf Pop, Barock auf Elektro, Lied auf Tanz, Installation auf Video. Es ist Musik, die sich ständig verwandelt – und in jedem Moment neu entsteht. „Wir haben ein großes Kollektiv aus 12 bis 15 Künstlerinnen und Künstlern aus ganz verschiedenen Sparten – Musiker, Tänzer, Komponisten, Neurowissenschaftler, Programmierer. Jeder bringt seine Sichtweise ein, und so entstehen Formate, die es so nirgendwo sonst gibt“, erzählt Mayrhofer weiter.

Klassik mit Abenteuerfaktor

So wird das Festival selbst zur Reise: Vom Wald über Winterlandschaften in Erinnerungen hinein bis zu einem Tempelritual. Immer mit der Frage: Wo verbindet uns Musik eigentlich am meisten? Die Antwort gibt es nicht in Form von Pathos, sondern in Form von Erleben. Mal still, mal wild, mal kollektiv. Oder, wie Mayrhofer sagt: „Es ist einfach ein besonderes Erlebnis – ein Festival, das sich nicht in eine Schublade stecken lässt.“


Wer nach so viel klanglichem Abenteuer Lust auf etwas Leichtes hat, findet bei „Gute Laune Klassik“ genau das Richtige: Musik, die Energie schenkt, ein Lächeln ins Gesicht zaubert – und zeigt, dass Klassik nicht nur tief, sondern auch federleicht klingen kann.

Valeska Baader / 07.10.2025

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