Was für andere eine Komposition ist, ist für John Rutter ein Lebensgefühl. Der britische Komponist, Dirigent, Verleger und Chorleiter, den manche liebevoll den „Popstar der Kirchenmusik“ nennen, feiert heute seinen 80. Geburtstag. Und wir sagen: Herzlichen Glückwunsch!
Was John Rutter ausmacht? Gerade in einer Zeit, in der so vieles trennt, erinnert er uns daran, was verbinden kann: Ein gemeinsamer Atem, ein gemeinsamer Klang, ein gemeinsames Ziel. Wer singt, hört aufeinander. Und wer aufeinander hört, bleibt nicht allein: „Ein Chor ist eine Gruppe von Menschen, die sich entscheidet, ihre Individualität zugunsten einer gemeinsamen Harmonie aufzugeben. Und das ist ein Symbol für unsere Welt: Wenn Menschen ihre Probleme vergessen und gemeinsam singen, dann glaube ich, dass eine Welt, die zusammen singt, auch zusammenhält“, erzählt Rutter im Klassik Radio Interview.
Geboren 1945 in London, entdeckt Rutter früh seine Liebe zur Musik. Als Kind singt er Carl Orffs „Carmina Burana“ – ein Erlebnis, das ihn nicht mehr loslässt. Er studiert Musik in Cambridge, dirigiert Chöre, komponiert eigene Werke und wird schnell entdeckt: „Ich habe es immer geliebt zu komponieren, zu singen und Orgel zu spielen, aber ich wusste als Kind nicht, dass man damit tatsächlich seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Ich dachte, ich würde Lehrer oder Akademiker werden, aber während meines Studiums an der Universität Cambridge wurde ich von einem wunderbaren Mann entdeckt, der kürzlich verstorben ist: Sir David Willcocks. Er sah sich einige meiner Stücke an und fragte mich, ob ich daran interessiert bin, diese Stücke zu veröffentlichen. Ein paar Tage später hatte ich einen Vertrag mit dem Verlag der Oxford University Press in der Hand. Das war unglaublich.“
Dass Rutter irgendwann zu einem der meistaufgeführten Chorkomponisten der Gegenwart wird, hätte er selbst damals nicht gedacht. „Ich habe nicht besonders hart an meiner Dissertation gearbeitet, wie ich es eigentlich hätte tun sollen, sondern meine Zeit mit Komponieren und Dirigieren verbracht. Am Ende der drei Jahre, in denen ich meinen Doktortitel hätte erwerben sollen, war ich stattdessen professioneller Komponist, weil ich genug Geld verdiente, um davon leben zu können – nicht luxuriös, aber genug, um eine Person zu versorgen.“
Wer Rutter heute erlebt, merkt schnell: Da ist einer, der tut, was er liebt. „Wenn ich Ihnen ein Geheimnis verraten darf: Ich bin kein besonders guter Pianist oder Organist. Ich hasste es, Tonleitern zu üben. Aber ich benutze diese Instrumente, um meine eigene Musik zu erfinden.“ Und das hat er getan: Seine Chorwerke werden weltweit gesungen – nicht nur zu Weihnachten, sondern auch bei royalen Hochzeiten, Krönungen, in Schulen, Kirchen, Konzertsälen. Rutters Klangsprache ist dabei oft klassisch geprägt, mit Einflüssen aus Barock, Volkslied und manchmal einem kleinen Schuss Pop. Das macht seine Musik so zugänglich – und so beliebt.
Dass Chorsingen nicht nur schön klingt, sondern auch guttut, betont Rutter immer wieder: „Nach einer Chorprobe sagen mir viele: ,Oh, ich fühle mich so viel besser. Alle meine Sorgen und mein Stress sind verschwunden.‘ Chor ist eine therapeutische Erfahrung!“
Ein Leben ohne Musik? Für John Rutter undenkbar! „Es ist ein innerer Drang. Wie ein Raucher, der einfach eine Zigarette braucht – so fühlt sich Komponieren für mich an. Ich würde mich schlecht fühlen, wenn ich es nicht täte.“
Für die Zukunft wünscht sich Rutter weiterzuschreiben und weiterzumusizieren. „Ich möchte die Liebe zur Musik so weit wie möglich einfach weitergeben.“ Ein Wunsch, der nicht nach Karriere klingt, sondern nach Berufung. John Rutter ist eben einer, der nicht im Rampenlicht stehen muss, sondern überall dort, wo Menschen gemeinsam singen – und ein kleines bisschen mehr zusammenrücken.
Happy Birthday, John Rutter!
Ob einstimmiger Choral oder mehrstimmige Vokalmusik, ob mit oder ohne orchestrale Begleitung. Im Sender "Best of Chormusik" auf Klassik Radio Plus ist für jeden Chorliebhaber etwas dabei. Von Carl Jenkins über John Rutter bis hin zu Eric Whitacre - alle großen Stars sind hier vertreten:
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