Spontan, lebendig und in Bewegung - das ein klassisches Konzert durchaus auch so aussehen kann, zeigt das Orchester Stegreif aus Berlin
Bei den Konzerten des improvisierende Sinfonieorchester, sucht man einen Dirigenten oder eine Dirigentin vergebens, ebenso wie Stühle oder Noten. "Wir haben uns die Frage gestellt: Was schafft ein nahbareres und lebendigeres Konzerterlebnis und wie klingt klassische Musik, wenn wir uns damit sehr intensiv beschäftigen und sie in einen neuen Mantel stecken", erklärt Anne Sophie Bereuter, die Vorstandsvorsitzende des Orchesters. "Das besteht darin, dass wir Teile der Werke original spielen, aber auch über gewissen Teile improvisieren und zusätzlich, wann immer es möglich ist, gemeinsam durch den Saal mit dem Publikum wandeln. Weil wir glauben, dass es eine andere Form von Erlebnis schafft." Doch keine Sorge: alle, die nicht so lange stehen können, haben die Möglichkeit, sich auch zu setzen. Ein paar "Notfallstühle" gibt es.
Wann immer es möglich ist, wandeln wir, gemeinsam mit dem Publikum, durch den Saal. Wir glauben, dass es eine andere Form von Erlebnis schafft.
Anne Sophie Bereuter, die Vorstandsvorsitzende des Orchesters Stegreif
Dazu gehört auch die immer wieder überraschende Ortswahl einiger Konzerte. So findet eine Veranstaltung durchaus auch mal auf einem Friedhof statt: "Diese Idee ist entstanden durch die Regisseurin Ulrike Schwarz. Wir hatten damals eine Koproduktion mit der Neuköllner Oper in Berlin - Mozarts Don Giovanni. Und ihre Idee war, die Themen, die in dieser Oper sehr stark aufkommen, in ein neuartiges Setting zu bringen", erklärt Anne Sophie Bereuter. Ist das nicht etwas, naja, gruselig? "Glücklicherweise hat der Ort nicht nur Friedhofscharakter, sondern etwas von einem offenen, gemeinschaftlichen Garten", meint die Vorstandsvorsitzende schmunzelnd.
Das Publikum wird dabei mit einer Einführung auf das Konzert vorbereitet und es gibt eine Art "Warm-up" gemeinsam mit den Musikerinnen und Musikern. Das Feedback ist durchwegs positiv: "Es gibt einige Menschen, die sagen, es sei für sie eine ganz berührende Erfahrung und genauso ist es für uns auch", berichtet Anne Sophie Bereuter. So gibt es immer wieder anrührende Reaktionen: "Da war eine Person, die ganz nahe stand an einem Streichquartett, die auf einmal angefangen hat zu weinen und während des Spielens konnten wir sehen, wie berührt sie war. Das war ein Moment, den ich nicht mehr vergessen werde."
Das Sinfonieorchester Stegreif kann man zum Glück nicht nur in Berlin genießen - sie gehen auch immer wieder auf Tour. Die nächsten Termine und weitere Infos auf ihrer Website. Dort lesen Sie auch, wie sich die 30 internationalen Musikerinnen und Musiker für die Gesellschaft und eine kollektive Arbeitsweise einsetzen.