1949 ist der Klassiker „1984“ von Orwell erschienen. In dieser Spielzeit gabs nun die Deutschlandpremiere in Regensburg: ein großer Erfolg.
Sicher kennen Sie ihn, haben ihn vielleicht auch in der Schule gelesen: den Klassiker: „1984“ – von George Orwell. Darin geht es um einen dystopischen Kontroll-Staat. Vor 18 Jahren hat Lorin Maazel aus dem Stoff eine Oper erschaffen – die leider nicht gut ankam. Nun hat das Theater Regensburg einen neuen Versuch gewagt – und die Oper in dieser Spielzeit ins Programm genommen. Warum hat man sich für diesen schwierigen Stoff entschieden? Hatte man nicht Sorge, einen Flopp zu landen? Wir haben nachgefragt bei Operndirektor und Intendanten Sebastian Ritschel: "Lorin Maazel hat 2005 eine Oper in London präsentiert, die zum damaligen Zeitpunkt, glaube ich, noch nicht richtig erkannt worden ist. Außerdem, glaube ich, ist es sehr wichtig, dass man seine Stückauswahl nicht nach Kritiken sortiert, sondern vor allem sich dem Werk persönlich annimmt. Das haben wir getan, so dass wir uns auf den Weg gemacht haben, dieses Stück auszugraben, gemeinsam mit seiner Witwe, Frau Turban-Maazel und es so, nun, als deutsche Erstaufführung, hier präsentieren zu können, damit sich jeder selber eine Meinung bilden kann."
Dieser Mut hat sich ausgezahlt. Schon bei der Premiere war die Begeisterung groß – und das auf allen Seiten: "Wir hatten jubelndes Publikum, wir hatten glückliche Darstellende auf der Bühen, wir hatten ein sehr glückliches Orchester. Denn auch für das Orchester ist dieses Stück eine große Herausforderung. Mit der Fassung von Herrn Biermann, der dieses Stück hat für uns spielbar machen können, bin ich sehr glücklich und sehr dankbar", so Ritschel. Auch die folgenden Vorstellungen kamen gut an: "Wir haben das ganz große Glück, dass wir, glaube ich, sehr gute Arbeit am Theater Regensburg geleistet haben, (...) und die Pressemeinung, fast durchgängig, hochjubelnd ist. Sowohl für die Qualität des Stückes, als auch für das Ensemble und die Inszenierung. Und da spricht der Intendant, der sehr stolz ist, was sein Haus alles leisten kann", so Ritschel weiter.
Dabei sollte man vor allem auf die Chorpassagen achten – denn da bringen gerade die Kleinen Höchstleistung: "Wir haben einen Opern- und wir haben einen Kinderchor, der komponiert ist. Das ist eine ideale Gelegenheit, mit unserem Cantemus-Chor zusammenzuarbeiten, ihn also auch auf der Bühne zu präsentieren. Das sind Kinder und Jugendliche, vor allem auch die ganz Kleinen aus dem Cantemus-Chor. Tatsächlich ist dieses Stück von Lorin Maazel, musikalisch, in der Einstudierung sehr herausfordernd. Das hört man beim Lauschen nicht so sehr, doch was die Kinder dort leisten, ist phänomenal", schwärmt der Intendant.
Auch wenn der Stoff gerade so aktuell ist wie nie - geht es doch um einen Kontrollstaat, der jede Individualität und freies Denken unterbinden will, eine Situation, wie sie gerade leider in einigen Ländern der Welt der Fall war und ist - so nimmt das Stück keinen direkten Bezug darauf. Und das aus guten Grund, erklärt Sebastian Ritschel: "Ich glaube, dass es sehr sehr wichtig ist, die Allgemeingültigkeit dieses Stoffes in den Vordergrund zu stellen und sie nicht kleiner zu machen, indem man sie in irgendeinen historischen Kontext wie die UdSSR oder China oder (...) nach vorne setzt, sondern eben den Fokus auf die Maschinerie des Staates, die einzelnen Schicksale in den Fokus setzt, um vielleicht auch zu spüren, wie es einen selber betreffen könnte. Also die Utopie eines Einzelschicksals innerhalb eines gesellschaftlichen Kontextes."
Wer die erfolgreiche Umsetzung von Lorin Maazels Oper "1984" noch erleben möchte, heute, am Samstag und kommende Woche sind noch Vorstellungen zu erleben. Alle Infos auf der Website des Theaters Regenburg.