Mit Mozart ans Steuer: Warum klassische Musik die beste Begleitung auf der Straße ist

Mit Mozart ans Steuer: Warum klassische Musik die beste Begleitung auf der Straße ist

Ob auf der morgendlichen Pendelstrecke oder beim Wochenendausflug ins Grüne – wer beim Fahren klassische Musik hört, erlebt oft mehr Ruhe, Konzentration und Harmonie am Steuer. Doch was steckt hinter diesem Effekt? Neue Studien zeigen eindrucksvoll, wie stark Musik unser Fahrverhalten prägt – und warum gerade Klassik der ideale Reisebegleiter ist.

Mit Mozart ans Steuer: Warum klassische Musik die beste Begleitung auf der Straße istFoto: milanmarkovic78/stock.adobe.com

Ein sonorer Celloton. Ein sanft anschwellender Streicherakkord. Die Sonne taucht den Asphalt in Gold, während das Radio Haydn spielt. Was klingt wie eine Szene aus einem Roadmovie, ist tatsächlich Alltag für viele Menschen, die Klassik im Auto nicht als Hintergrundberieselung, sondern als bewusste Begleitung wählen – und das mit gutem Grund.

Denn klassische Musik entfaltet am Steuer eine Wirkung, die weit über ästhetischen Genuss hinausgeht. Studien zeigen: Sie beruhigt das Nervensystem, hilft beim Fokussieren – und kann sogar das Unfallrisiko senken.

Die Universität Brunel in London etwa ließ Probanden in Fahrsimulatoren verschiedene Musikstile hören. Das Ergebnis: Bei klassischer Musik blieben Fahrer entspannter, beschleunigten maßvoller und fuhren insgesamt kontrollierter. Pop- oder Rockmusik hingegen verleitete viele dazu, schneller zu fahren und häufiger die Spur zu wechseln – ein unterschätztes Sicherheitsrisiko.

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Mit der richtigen musikalischen Begleitung wird jede Fahrt zur Wohlfühloase

Noch aufschlussreicher sind Langzeitbeobachtungen, in denen Musik im realen Straßenverkehr untersucht wurde. Ein internationales Forscherteam wertete fast 20 Studien aus und kam zu einem klaren Ergebnis: Musik im Auto verändert unser Verhalten. Klassik, vor allem bei moderater Lautstärke, fördert die Aufmerksamkeit – zu laut oder zu hektisch hingegen kann das Gehörte ablenken. Die feine Balance entscheidet.

Auch in psychologisch anspruchsvollen Fahrsituationen – etwa Tunneln oder städtischem Stop-and-Go-Verkehr – zeigte sich: Wer klassische Klänge hörte, blieb gelassener. In einer Studie mit virtueller Fahrumgebung sank unter klassischem Einfluss die Nervosität der Teilnehmenden messbar. Weniger Stress bedeutet mehr Reaktionsfähigkeit – ein unsichtbarer, aber wirksamer Sicherheitsfaktor.



Spannend ist zudem, wie gezielt bestimmte Werke wirken. Die Neurowissenschaftlerin Friederike Fabritius empfiehlt Bachs "Goldberg-Variationen" als mentales Trainingsprogramm. Ihre klare Struktur und Wiederholung helfen, den Kopf auf „Fokus“ zu schalten – ideal bei langer Fahrt oder fordernden Verkehrsbedingungen.

Natürlich ersetzt Musik keine Fahrtechnik. Aber sie formt die Stimmung, beeinflusst Entscheidungen – und ist oft der Unterschied zwischen gereizter Hektik und souveränem Dahingleiten. Klassik wirkt hier wie ein innerer Kompass: beruhigend, ordnend, erheiternd.

Wer also dem nächsten Stau mit Beethoven begegnet, der hupt vielleicht weniger, aber kommt mit mehr Würde ans Ziel. Und wer weiß – vielleicht schenkt uns die Fahrt mit Brahms oder Bach im Ohr jene Gelassenheit, die man auf der Straße wie im Leben gut gebrauchen kann.

Holger Hermannsen / 22.05.2025

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