Zum Internationalen Tag der Familie werfen wir einen Blick auf drei außergewöhnliche Musikerfamilien, die nicht nur durch ihr Talent, sondern auch durch ihre familiäre Bindung die klassische Musikszene bereichern: die Ottensamers, die Järvis und die Kanneh-Masons.
Die Ottensamers sind eine der bekanntesten Musikerfamilien Österreichs. Ernst Ottensamer, geboren 1955 in Wallern an der Trattnach, war seit 1983 Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker und gründete 2005 gemeinsam mit seinen Söhnen Daniel und Andreas das Klarinettentrio "The Clarinotts".
Daniel wurde Co-Soloklarinettist bei den Wiener Philharmonikern, während Andreas seit 2011 Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker ist. Beide Söhne traten somit in die Fußstapfen ihres Vaters und führen dessen musikalisches Erbe fort.
Andreas, der jüngere der beiden Brüder, begann seine musikalische Ausbildung mit Klavier- und Cellounterricht, bevor er sich der Klarinette zuwandte. Er studierte an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und unterbrach ein Studium an der Harvard University, um ein Stipendium der Orchester-Akademie der Berliner Philharmoniker anzutreten.
Seine internationale Karriere umfasst Auftritte mit renommierten Orchestern und Künstlern wie Yo-Yo Ma und Janine Jansen. Daniel, der ältere Bruder, ist ebenfalls ein gefeierter Klarinettist und widmet sich neben seiner Orchesterarbeit intensiv der Kammermusik. Er arbeitet regelmäßig mit Künstlern wie Thomas Hampson und Julian Rachlin zusammen und hat mit "The Clarinotts" mehrere Werke uraufgeführt, darunter ein Tripelkonzert für drei Klarinetten von Iván Erőd.
Der plötzliche Tod von Ernst Ottensamer im Jahr 2017 war ein schwerer Verlust für die Familie und die Musikwelt. Dennoch setzen Daniel und Andreas das musikalische Erbe ihres Vaters fort und begeistern weltweit mit ihrem Können.
Die Järvi-Familie ist ein Paradebeispiel für musikalisches Talent über Generationen hinweg. Neeme Järvi, geboren 1937 in Tallinn, ist einer der renommiertesten Dirigenten Estlands. Er emigrierte 1980 mit seiner Familie aus der Sowjetunion und baute eine beeindruckende internationale Karriere auf, mit über 500 Aufnahmen und Engagements bei führenden Orchestern weltweit.
Seine Kinder Paavo, Kristjan und Maarika sind ebenfalls erfolgreiche Musiker: Paavo ist Chefdirigent des Tonhalle-Orchesters Zürich und Gründer des Estonian Festival Orchestra. Kristjan ist als Dirigent und Komponist tätig, bekannt für innovative Projekte, die klassische Musik mit anderen Genres verbinden. Maarika ist eine international gefragte Flötistin.
Die Familie engagiert sich zudem in der musikalischen Ausbildung junger Talente, unter anderem durch die Järvi Academy im Rahmen des Pärnu Music Festivals . Im Jahr 2023 feierten sie gemeinsam Jubiläen beim Leigo Lake Music Festival in Estland, bei dem zehn Mitglieder der Familie auftraten.
Die Kanneh-Masons aus Nottingham, England, sind eine bemerkenswerte Musikerfamilie mit sieben Geschwistern, die alle klassische Instrumente spielen. Sheku Kanneh-Mason erlangte internationale Bekanntheit, als er 2018 bei der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle spielte. Seine Schwester Isata ist eine gefeierte Pianistin, die regelmäßig mit Sheku auftritt. Die Familie wurde 2015 einem breiteren Publikum bekannt, als sie in der Show "Britain's Got Talent" auftrat.
Ihre Eltern, Kadiatu und Stuart, förderten die musikalische Ausbildung ihrer Kinder trotz finanzieller Herausforderungen und sind ein inspirierendes Beispiel für familiären Zusammenhalt und Engagement. Kadiatu hat ein Buch über ihre Erfahrungen geschrieben und spricht offen über die Herausforderungen und den Rassismus, dem die Familie begegnet ist.
Sheku nutzt seine Plattform, um sich für Vielfalt in der klassischen Musik einzusetzen und engagiert sich in Bildungsprojekten, unter anderem in Sierra Leone, dem Heimatland seiner Mutter. Er betont die Bedeutung von Musik als Mittel zur sozialen Veränderung und Inspiration.
Diese Familiengeschichten zeigen, wie vielschichtig musikalisches Erbe sein kann – nicht nur als Weitergabe von Talent, sondern als einende Lebensentscheidung. Ob am Wiener Opernring, in den Konzertsälen von Zürich oder in einem Reihenhaus in Nottingham: Überall dort, wo Musik zum gemeinsamen Nenner in der Familie wird, entsteht eine eigene Sprache. Mal geprägt von Disziplin und Tradition, mal von Neugier und Grenzüberschreitung. Und manchmal von allem zugleich.
Die Ottensamers, die Järvis und die Kanneh-Masons eint nicht bloß ihr außergewöhnliches Können, sondern die Art, wie sie musikalische Karrieren als familiäres Geflecht leben – mit allem, was dazugehört: Nähe, Reibung, Unterstützung. Nicht jede Entscheidung wird gemeinsam getroffen, nicht jeder Erfolg geteilt. Aber der Blick auf diese Familien macht deutlich, wie stark Musik als biografisches Band wirken kann – und wie viel sie erzählen kann, wenn sie durch mehrere Generationen getragen wird.