Mit "Carpe Diem" geben die evangelischen oder katholischen Kirchen immer montags bis samstags einen neuen Denkanstoß für Ihren Tag.
„Die Liebe freut sich nicht über die Ungerechtigkeit.“ Steht in der Bibel. Ja, mal ehrlich: Ist das nicht selbstverständlich? Wenn jemand ungerecht behandelt wird und ich diese Person liebe, dann bin ich doch mit meinen Gefühlen ganz bei ihr. Leide mit. Verstehe die Welt nicht mehr. Bin enttäuscht. Versuche die Ungerechtigkeit aufzudecken. Verkämpfe mich für diese Person, damit sie ihr Recht bekommt. Dazu befähigt mich die Liebe.
Aber nochmal ganz ehrlich: Manchmal gelingt mir das nicht. Da liegt mir ein Mensch zwar am Herzen, aber so ein klitzekleines bisschen finde ich es nicht schlimm, dass vielleicht der Kollege ungerechterweise bevorzugt wurde und ich mir jetzt anhöre, wie empörend das alles ist. Nicht, dass ich mich über die Ungerechtigkeit freue, aber es kann durchaus sein, dass sich unter Liebenden auch mal Neid, Schadenfreude und Missgunst einschleichen und ich deshalb nicht so ganz die perfekt Liebende bin. Ist deshalb die Liebe gleich nichts wert?
Nein, denke ich. Denn die Liebe macht mich sensibel und deckt auf, wo es menschelt. Zeigt mir meine menschlichen Schwächen auf, hilft mir zu erkennen, wo ich ungerecht bin und dem anderen hilft sie, mir meine Schwächen zu verzeihen. Das nächste Mal ist das vielleicht umgekehrt. Das ist nicht mehr als gerecht!
Carpe Diem - Gedanken zum Tag hören Sie Montags bis Samstag um 6:10 bei Klassik Radio.