Das "New World Orchestra" möchte mit "SommernachtsBaum" Nachhaltigkeit künstlerisch zugänglich machen. Doch es lebt sie auch.
Bei der Premiere von "SommernachtsBaum" heute im Volkstheater in München dreht sich alles um das Thema "Waldschutz". Spannende Infos aus der Wissenschaft werden mit Schauspielmusik von Felix Mendelssohn Bartholdys “Sommernachtstraum” und den Werken "Faust II" und "Waldesruhe" seiner Schwester Fanny gemischt, sowie mit zwei Neukompositionen. Vor dem Konzert und in der Pause gibt es Informationen über das Ökosystem Wald und den Waldschutz von Professor Harald Lesch, sowie an einem eigens dafür eingerichteten Stand und natürlich im Programmheft.
Wir nehmen uns immer eines oder mehrere der 17 Ziele zum Gegenstand und bringen es mit klassischer Musik auf die Bühne und möchten es eben auf diese Weise dem Publikum nahe bringen.
Sonja Lachenmayr, Dirigentin, Gründerin und Geschäftsführerin des New World Orchestras
Denn das neu gegründete, junge "New World Orchestra" ist ein ganz Besonderes: "Weil es die 17 Ziele für nachhaltige Enwicklung der UN verbreiten möchte, über die Musik. Wir nehmen uns immer eines oder mehrere der 17 Ziele zum Gegenstand und bringen es mit klassischer Musik auf die Bühne und möchten es eben auf diese Weise dem Publikum nahe bringen", erklärt Sonja Lachenmayr, Dirigentin, Gründerin und Geschäftsführerin des New World Orchestras.
Dabei zielt das "New World Orchestra" auf ein vielschichtiges Zielpublikum ab: "Zum einen möchten wir Publikum ansprechen, dass noch gar kein Publikum wäre, weil es sich eben in erster Linie für nachhaltige Themen interessiert und gar nicht unbedingt für klassische Musik. Und das andere Zielpublikum ist das ganz klassische Konzertpublikum (...). So werden wir ein sehr breit gefächertes Publikum haben, dass von Jugenlichen bis hin zu Seniorinnen und Senioren viele Menschen ansprechen wird", erklärt Sonia Lachenmayr mit Begeisterung. "Unser Ziel ist es dann auch, Kinderkonzerte zu generieren, die dann in den passenden Formaten ansprechend gestaltet sind. Wir haben schon das Gefühl, dass wir einen Bildungsauftrag haben, der sich nicht auf eine Altersgruppe fokusieren, sondern möglichst alle ansprechen sollte".
Klassische Musik kann einfach viel mehr sein, als es für viele Menschen der jüngeren Generationen oft ist. Sie kann wirklich Emotionen vermitteln, kann einen in zauberhafte Welten entführen, was andere Musik in dieser Form gar nicht kann.
Sonja Lachenmayr, Dirigentin, Gründerin und Geschäftsführerin des New World Orchestras
Mit den ungewöhnlichen Formaten hofft die Musikerin nämlich auch, junge Menschen für Klassik zu begeistern: "Klassische Musik kann einfach viel mehr sein, als es für viele Menschen der jüngeren Generationen oft ist. Sie kann wirklich Emotionen vermitteln, kann einen in zauberhafte Welten entführen, was andere Musik in dieser Form garnicht kann", schwärmt Sonja Lachenmayr. "Das ist einfach unser persönliches Anliegen, zu vermitteln, dass klassische Musik nicht etwas Elitäres ist, sondern etwas, das uns alle berühren kann".
Die Idee, das "New World Orchestra" ins Leben zu rufen, kam der Dirigentin durch ein Schlüsselerlebnis: "Die Idee ist eigentlich in der Flüchtlingskrise 2015 entstanden. Da habe ich mit einer Kommilitonin zusammen ein Benefizkonzert gegeben für Orienthelfer e.V. und habe da einfach gemerkt, dass es mir wahnsinnig wichtig ist, mich auch für Dinge einzusetzen, die außerhalb des Musizierens für mich eine große Bedeutung haben. Nachdem aber doch Musik einfach meine Sprache und meine Welt ist, habe ich einfach das Bedürfnis gehabt, das zu verbinden", erinnert sie sich.
Mit ihrem Abschluss an der Hochschule für Musik und Theater München kam dann die Inspiration für "SommernachtsBaum". "Die Idee kam tatsächlich über die Schauspielerin Eleonore Daniel, mit der ich eben bei meinem Masterabschlusskonzert 2019 ein ähnliches Projekt schon einmal auf die Bühne gebracht habe. Da haben wir Shakespeares Sommernachtstraum gemeinsam umgeschrieben. Sie ist ein wahnsinniger Waldfan und meinte: 'Mensch, Sonja, das würde sich doch perfekt eignen, dieses Konzept umzuändern und ein bisschen mehr noch auf den Wald hinzuarbeiten' und so kam das erste Projekt, "SommernachtsBaum" zustande."
Doch das "New World Orchestra" möchte nicht nur Nachhaltigkeit vermitteln, es lebt sie auch. So versucht es, Proben an Orten abzuhalten, bei denen alle Orchestermitglieder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen können, achten darauf, ob Noten überhaupt gedruckt werden müssen und wenn ja, dann auf umweltfreundlichem Papier, Freikarten werden für benachteiligte Personengruppen zur Verfügung gesteltl etc. Auch bei seinen Veranstaltern fragt das Orchester nach, ob sie z.B. recyclebares Toilettenpapier nutzen, das Catering regional und vielleicht sogar vegan oder vegeterisch ist.
Und wie sind die weiteren Pläne des "New World Orchestras"? "Geplant ist erst einmal, dass wir "SommernachtsBaum" möglichst oft spielen, so Sonja Lachenmayr. "Wir möchten gerne im deutschsprachigen Raum mit "SommernachtsBaum" auf möglichst vielen klassischen Veranstaltungen, aber auch Nachhaltigkeitsveranstaltungen zur Gast sein und dieses Projekt erst einmal zeigen und verbreiten. Dann nehmen wir neue Projekte mit auf in unseren Pool, da haben wir zahlreiche Ideen. So möchten wir den "Karneval der fast vom aussterben bedrohten Tierarten" aufführen, indem wir Camille Saint-Saence Karneval der Tiere nehmen und dazu neue Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind, komponieren lassen und so ein abendfüllendes Programm generieren. Eine weitere Idee ist das "Wasserballet in Plastik": "Da möchten wir gerne in Schwimmhallen auftreten und ein Wasserballettteam zur Musik ihre Geschichte erschwimmen und ertanzen lassen (...)."
Klingt so, als würden wir noch viel von diesem jungen, engagierten Orchester hören. Heute Abend nun fällt der Startschuss für das "New World Orchestra" im Münchner Volkstheater mit "SommernachtsBaum".