2025 ist Johann Strauss-Jahr. Der Walzerkönig, der Wien den Donauwalzer und der Welt die Fledermaus geschenkt hat, feiert seinen 200. Geburtstag. Die Stadt begeht dieses Jubiläum nicht leise, sondern mit Pauken, Trompeten und einem wahrhaft rauschenden Festprogramm.
„Strauss begleitet uns das ganze Jahr über“, sagt Isabella Rauter von Wien Tourismus im Interview mit Klassik Radio Redakteurin Valeska Baader. „Er leitet mit dem Neujahrskonzert das Jahr ein und beschließt es mit dem Silvesterwalzer. Sein Donauwalzer ist dabei längst zur inoffiziellen Hymne unserer Stadt geworden.“ 2025 wird Wien selbst zur Bühne. Im gesamten Stadtgebiet findet ein Festival der Superlative statt: 65 Produktionen, rund 250 Spieltage – und das in allen 23 Bezirken. „Wien wird im Jubiläumsjahr zur großen Bühne für ein dichtes Strauss-Programm“, so Rauter. „Dabei gibt es traditionelle Zugänge genauso wie zeitgenössische Experimente und innovative Projekte.“
Ein Zirkuszelt, ein Erzähler, der sich bestens mit Abenteuern auskennt – und Musik, die auf poetische Art die Schwerkraft aufhebt. „Für diese Veranstaltung kommt eigens zum Strauss-Jubiläum der weltberühmte Circus Roncalli nach Wien“, erzählt Rauter. Mit Circus Cagliostro – Strauß im Zirkuszelt kommt eine ganz neue Inszenierung ins Zirkuszelt: Eine Uraufführung basierend auf Motiven der Operette Cagliostro in Wien, bearbeitet und arrangiert vom Erfolgsautor Thomas Brezina. Die Musik von Strauss trifft hier auf die hohe Kunst der Akrobatik. „Das Ganze ist ein poetisches Musiktheatererlebnis für die ganze Familie“, erklärt Rauter. Die Premiere findet am 10. September 2025 am Heumarkt in Wien statt.
Wer Strauss nur als fröhlich pfeifenden Ballsaal-König kennt, wird hier überrascht. Im künstlerisch gestalteten Escape Room Schatten des Zweifels – Im Kopf des Genies im Wiener MuseumsQuartier geht es um die dunkleren Facetten des Musikers. „Der Raum zeigt die weniger bekannte Seite von Strauss – den Menschen, der auch unter der Last seines Ruhms gelitten hat“, so Rauter. Gestaltet von der Künstlerin Deborah Sengl, wird der Besuch zur psychologischen Zeitreise. „Es ist ein emotionales Erlebnis, das gleichzeitig einen Blick auf das eigene Selbstbild erlaubt.“ Zu sehen und zu durchleben ist der Escape Room noch bis Ende des Jahres.
Im Wiener Prater wird von Juni bis Dezember 2025 der Donauwalzer wortwörtlich zur Zeitreise: Die Installation Zeitenwalzer verwandelt vier historische Waggons des Riesenrads in Zeitkapseln. „Man darf sich das so vorstellen: Jeder Waggon ist im Prinzip eine eigene Zeitkapsel und bei jeder Drehung in einem anderen Waggon lernt man dann ein neues Kapitel Wiens kennen. Man schwebt quasi durch fast 300 Jahre Stadtgeschichte“, so Rauter. Jeder Waggon erzählt dabei eine andere Geschichte – von der Glanzzeit des 19. Jahrhunderts bis zu einer Zukunftsvision des Jahres 2125, in der Wien als klimafreundliche Metropole gezeigt wird. Immer begleitet von Strauss’ Musik – und dem Blick auf das Stadtpanorama.
Auch die jüngsten Wiener bekommen ihre eigene Strauss-Inszenierung. Im historischen Marionettentheater in Schönbrunn wird eine kindgerechte Version der Fledermaus gespielt – ab 3 Jahren. „Strauss wird hier als charmante Marionette lebendig“, so Rauter. Die kleinen Zuschauer erfahren dabei, wie Dr. Fledermaus zu seinem Namen kam. Und es bleibt nicht bei diesem einen Stück: „Es gibt eine weitere Produktion namens Johann Strauss – der Donauwalzer“, ergänzt sie. Die Donauweibchen tanzen dort über die Bühne, während der berühmteste Walzer der Welt erklingt – gespielt mit kunstvollen Puppen in prachtvollen Kulissen. Der Ort der Aufführung selbst hat dabei Geschichte: „Das Theater blickt auf eine 250 Jahre alte Tradition zurück – die begann schon unter Maria Theresia.“
Wer selbst den Taktstock schwingen will, wird im Haus der Musik fündig. „Dort kann man virtuell die Wiener Philharmoniker dirigieren – auch den Donauwalzer“, sagt Rauter. „Wenn man es falsch macht, reagieren die Musiker auch prompt und äußern ein wenig Kritik“, lacht sie. Neben dieser beliebten Attraktion bietet das Klangmuseum unter anderem eine interaktive Klavier-Treppe und die Möglichkeit, einen eigenen Walzer zu komponieren. Geöffnet ist täglich bis 22 Uhr – also ideal für Stadtentdecker am Abend.
Etwas außerhalb, im 19. Bezirk, liegt das House of Strauss im ehemaligen Casino Zögernitz. Ein Originalschauplatz, wo alle vier Sträuße aufgetreten sind. Heute beherbergt das Gebäude ein interaktives Museum, einen historischen Konzertsaal – und das Büro von Eduard Strauss, dem Urenkel des Meisters. „Es gibt einen historischen Konzertsaal, wo bereits Johann Strauss aufgetreten ist und dort finden heutzutage auch noch Konzerte statt, wo man seine Musik genießen kann.“, so Rauter. „Es ist ein ein rundum sehr gutes Angebot, um Strauss zu erleben.“
Schon im Mai wurde Strauss mit Lichtgeschwindigkeit ins All geschickt. „Am 31. Mai 2025 haben wir gemeinsam mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA und den Wiener Philharmonikern den Donauwalzer mit einer elektromagnetischen Welle ins All übertragen“, erzählt Rauter. Ziel: die Raumsonde Voyager 1. „Damit wurde endlich ein Fehler kosmischen Ausmaßes korrigiert“, sagt sie – denn der Donauwalzer war nicht auf den goldenen Schallplatten der Voyager 1977 enthalten. Ein „Skandal“, der mit dieser Aktion zumindest symbolisch behoben wurde. Die Musik von Strauss schwebt nun offiziell durch den interstellaren Raum.
Wien wäre nicht Wien, wenn es nicht auch eine digitale Schnitzeljagd gäbe. Im Rahmen der City Guide App von WienTourismus gibt es einen Audiowalk, um die verschiedenen Stationen des Walzerkönigs zu Fuß kennenzulernen. Dazu kommt dieses Jahr eine digitale Challenge. „Man kann auf den Spuren von Strauss durch Wien spazieren, Musik hören, Rätsel lösen – und Punkte sammeln“, erklärt Rauter. Der Höhepunkt ist ein Besuch bei der berühmten goldenen Strauss-Statue im Stadtpark, wo man mithilfe von Augmented Reality die ersten Walzerschritte lernen kann. „Und wer genügend Punkte gesammelt hat, kann sogar ein Luxuswochenende in Wien gewinnen“, ergänzt sie. Ganz nach dem Motto: Spielerisch lernen – mit realem Anreiz.
Wien 2025: Das ist kein Gedenkjahr. Das ist ein Erlebnis. Eine Feier. Eine Verneigung vor dem Walzer. Und ein Beweis, dass große Musik ewig jung bleibt – solange sie gespielt, gelebt und geteilt wird.
Und wer noch tiefer in die Welt der ganz Großen eintauchen will: Auf dem Sender "Legenden der Klassik" auf "Klassik Radio Select" trifft man rund um die Uhr die Superstars der Klassik: