Von der göttlichen Ursuppe des „Orfeo“ bis zur emotionalen Überwältigung eines „Tristan“: Diese fünf Opern haben nicht nur Musikgeschichte geschrieben, sondern ganze Generationen geprägt – und zeigen, warum die Oper bis heute die wohl größte Bühne für menschliche Gefühle ist. Wer wissen will, wo das große Drama erfunden wurde, findet es hier – mit Arien statt Abspann.
Wer von Oper spricht, kommt an „L’Orfeo“ kaum vorbei – und das nicht nur, weil der Titelheld vom Gesang beseelt ist. In dieser sogenannten favola in musica wagt Claudio Monteverdi im Jahr 1607 eine Art Generalprobe für das, was wir später als Oper verstehen: Musik, Drama, Instrumentation, Bühne – zusammen als Erlebnis.
Die Handlung selbst greift den alten Mythos vom Sänger Orpheus auf, der seine Geliebte Eurydike aus dem Reich der Toten zurückholen will – ein Stoff voller Leidenschaft und verlorener Hoffnung. Doch wichtiger als die Geschichte ist hier: Monteverdi verknüpft innovativ verschiedene musikalische Ausdrucksformen (Solo-Arie, Rezitativ, Chor, Tanz) und entwickelt damit quasi das Modell, dem viele spätere Opern folgen.
Insofern liest sich L’Orfeo heute ein wenig wie die „Ur-Oper“, die gewissermaßen ein Betriebssystem für das Genre lieferte – ein Klassiker mit Anspruch, der zugleich zeigt, wie reich die Kultur der Frühoper war.
Mit einem Sprung ins 18. Jahrhundert: In „Don Giovanni“ verbindet Wolfgang Amadeus Mozart musikalische Brillanz und moralische Zwiespältigkeit wie kaum ein anderes Werk seiner Zeit. Der gewiefte Verführer Giovanni, seine Opfer, sein endliches Schicksal – das libretto von Lorenzo da Ponte rührt an Themen wie Schuld, Lust, Freiheit und Konsequenz.
Musikalisch gelingt Mozart eine Spannung zwischen komödiantischer Leichtigkeit und dramatischer Tiefe, die bis heute fasziniert. Und nicht nur das: Die orchestrale Gestaltung (z. B. die eindrucksvolle Erscheinung des steinernen Kommandeurs) und die psychologische Feinzeichnung setzen Maßstäbe.
Wer also wissen möchte, wie Oper mit Charakteren, Musik und Spannung funktioniert – hier ist ein genialer Einstieg.
Guiseppe Verdi nimmt sich mit „La Traviata“ nicht nur ein schönes Liebesdrama zum Thema, sondern stellt etwas ins Zentrum, das vorher nicht so selbstverständlich war: die Gesellschaft, ihre Moral, das Schicksal einer Frau außerhalb der Konventionen. Die Heldin Violetta ist eine Kurtisane im Paris der Gegenwart – eine geradezu moderne Figur für 1853.
Verdi kombiniert hier mit großer Meisterschaft Melodie, Drama und Orchesterwirkung; dabei gelingt es ihm, intime Gefühle und breitere Gesellschaftsklänge zu verbinden. Ein bisschen Augenzwinkern darf hier sein: Die Oper war zunächst – rein wegen der Besetzung und Thematik – ein Reinfall. Doch Verdi ließ sich nicht entmutigen – und mit dem zweiten Anlauf wurde sie ein Dauerbrenner.
Heute gilt sie nicht nur als eine der meistgespielten Opern der Welt, sondern als ein Schlüsselwerk dafür, wie Oper Gefühle, Musik und Gesellschaft zusammenbringen kann.
Wer die Oper für ein Versuchs-Labor künstlerischer Radikalität hält, landet fast automatisch irgendwann bei Richard Wagner und insbesondere bei „Tristan und Isolde“. Hier wird nicht nur Liebe und Tod thematisiert, sondern Musik selbst ins Wanken gebracht: Der berühmte „Tristan-Akkord“, die verzögerten Auflösungen, die Harmonik am Rande des Bekannten – all das öffnet Türen in neue musikalische Welten.
Die Handlung? Zwei Menschen, prinzipiell verheiratet mit anderen, geraten in eine Liebestrance, die sie wie durch ein Elixier in Richtung Auflösung führt. Wagner verwandelt Mythos, Drama und Klang in eine mächtige Einheit, die das Genre nachhaltig veränderte.
Ein Werk mit philosophischem Gewicht – das man durchaus mit sowohl ernsthaftem Anspruch wie auch einem kleinen Augenzwinkern gegenüber der Gigantomachie genießen kann.
Noch einmal Verdi – aber diesmal in großem Stil. „Aida“ wurde für das neue Opernhaus in Kairo komponiert und kombiniert Monumentales mit Intimem: Kriegsgetümmel, Triumphmärsche, große Chöre auf der einen Seite; eine persönliche Liebesgeschichte, Loyalitätskonflikte, Verrat auf der anderen.
Die Wirkung? Riesig: Aida gilt als Klassiker des Repertoires, ein Publikumsmagnet bis heute. Und man darf sich daran erinnern, dass Oper eben nicht nur Kunst, sondern auch Spektakel war – und hier voll zur Geltung kommt: Pyramiden, triumphale Blicke, große Gefühle.
Gleichzeitig bleibt die emotionale Wahrheit auf der kleinen Bühne bestehen – was Aida so besonders macht.
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