Christbaum, Krippe und Plätzchen: die typische Weihnachtszeit. Eine Ausstellung in Berlin zeigt ganz neue Blickwinkel auf das Familienfest.
Im Museum Europäischer Kulturen in Berlin findet vom 07.11.2021 bis zum 30.01.2022 eine ganz besondere Ausstellung statt: "A wie Advent, Z wie Zoff - Ein Weihnachts-ABC". Sie wirft ein ganz neues Licht auf die angeblich schönste Zeit im Jahr und zeigt auch die dunklen Seiten des Weihnachtsfests. „Die Ausstellung dreht sich, wie der Name schon sagt, um Weihnachten. Wir wollten ein etwas realistischeres Bild darauf werfen“, erklärt Iris Edenheiser, die Kuratorin der Ausstellung im Gespräch mit Klassik Radio, „Weihnachten beinhaltet neben dem spezifischen Gefühl, das viele Menschen lieben, auch Ausschlüsse von Menschengruppen: Die, die sich Geschenke nicht leisten können oder Menschen, die aus religiösen Gründen das Fest nicht feiern.“
Die Ausstellung ist strukturiert nach dem Alphabet, aber man kann sich auch frei zwischen den Buchstaben bewegen.
Iris Edenheiser
Wie verbringen andere Religionen diese Zeit? Was bedeutet Weihnachten für Atheisten? Wie nachhaltig ist das Weihnachtsfest? All diese Fragen werden in der Ausstellung beantwortet: „Wir haben uns dazu entschieden, möglichst viele diverse Themen aufzunehmen und ein sehr diverses Weihnachten zu zeigen.“ Die Idee entwickelte sich über einen längeren Zeitraum: „Besonders die Weihnachtsaustellungen sind sehr beliebt und locken immer viele Menschen in unser Haus [...] Wir wollten eine etwas andere Weihnachtsausstellung gestalten als die, die wir sonst gezeigt haben.“
„Wir haben ganz unterschiedliche Objekte. Es gibt Stücke aus der Sammlung, aber auch Leihgaben, Videos, Fotos und Objekte, die aus der Popkultur kommen. Es sind unterschiedliche Medien zu sehen. Ein buntes Potpourri an Ausstellungsstücken.“ Für jeden ist etwas dabei, egal ob Weihnachtsliebhaber oder -muffel. Anders als in typischen Weihnachtsaustellungen wird hier das Weihnachtsfest auch von der unangenehmen Seite gezeigt: Zum Beispiel befindet sich in der Ausstellung der Schlafsack eines Wohnungslosen, der den Heiligen Abend alleine auf der Straße verbringen muss.
„Wir haben ein Video von dem britischen Dokumentarfilmer Toby Smith, [...] darin geht es um die Produktion von Weihnachtdekoration in China“, erläutert Edenheiser, „Von dort kommen 60% der gesamten Weihnachtsdekoration auf der Welt. Er hat den ganzen Produktionsverlauf gefilmt. […] Das ist also nochmal ein kritischer Blick auf Weihnachten und gerade diese unglaubliche Müllproduktion.“
Aber auch die schönen Traditionen der Weihnachts- und Adventszeit finden ihren Platz: „Man befindet sich in einem Raum mit goldenen Wänden, an Lametta erinnernde Vorhänge und gemütlichen Sesseln, in denen man sich ‚Drei Haselnüsse für Aschenbrödel‘ ansehen kann. Trotz all den kritischen Themen kann man sich in der Ausstellung auch richtig wohl fühlen.“
In der Ausstellung befindet sich auch eine „dźěcátko“, eine Bescherkind-Tracht der 50er Jahre aus der Lausitz. Dort geht eine junge Frau durch die Dörfer und streicht den Menschen mit einer sogenannten Lebensrute über die Arme. Diese Berührung soll Glück für das nächste Jahr bringen. Für die Kinder hat das Bescherkind immer einen Korb mit Äpfeln und Süßigkeiten dabei. Damit niemand erkennt, wer den Menschen in diesem Jahr das Glück bringt, ist das Gesicht des Mädchens verdeckt. Mit dieser Tradition wurde an das Christkind angeknüpft.
Natürlich findet auch Musik ihren Platz: "Unter 'M' haben wir speziell das Thema Musik genommen". Dort kann man die verschiedensten kulturellen Arten von Weihnachtsmusik entdecken. Die Besucher haben unter anderem die Möglichkeit eine Gospel-Version von "Stille Nacht", ein finnisches Weihnachtslied und ein gregorianischen Choral zu hören.
Von friedvollen Stunden bis hin zum Streit mit der Familie: In der Ausstellung "A wie Advent, Z wie Zoff - Ein Weihnachts-ABC" findet sich alles rund ums Weihnachtsfest. Sie bietet eine interessante Abwechslung zum typischen Adventsstress.