Wie lernen Opernstars schwierige Sprachen? Eine durchaus wichtige Frage, die man sich aber als Zuschauer nur selten stellt.
Dabei ist es für eine gelungene Vorstellung absolut essenziell, dass die Sängerinnen und Sänger den Text beherrschen und auch dessen Bedeutung verstehen. Und genau hier kommt Susanne Thormann-Metzner ins Spiel. Sie arbeitet als Sprachcoach an der Bayerischen Staatsoper in München.
Zum einen unterrichtet sie Deutsch als Fremdsprache und hat dank Inszenierungen von Wagner-Werken und Richard Strauß-Opern immer viel zu tun. Richtig herausfordernd aber wird es, wenn sie dem Ensemble bei russischen und tschechischen Opern hilft, aktuell etwa bei Leoš Janáčeks Oper „Das schlaue Füchslein“. Da sie Slawistik und Anglistik und außerdem noch Gesang studiert hat, ist sie für diese spezielle Aufgabe bestens geeignet – ein im Opernbetrieb insgesamt doch recht neues Phänomen, wie uns Susanne Thormann-Metzner erzählt hat.
Wie bei uns allen gibt es auch bei den Sängerinnen und Sängern die Sprachbegabten und diejenigen, die sich damit etwas schwerer tun. Und selbst Jonas Kaufmann, der im deutschen, italienischen, französischen oder englischen Fach so textverständlich wie kaum ein Zweiter singt, hat vor dem russischen Repertoire großen Respekt.
Denn vor allem die slawischen Sprachen sind äußerst knifflig: „Tschechisch ist schon eine besondere Herausforderung, weil es oft Ansammlungen von Konsonanten gibt, die ein gewisses Aufschlüsseln erfordern. Beim Russischen ist die erste Schwierigkeit, es überhaupt erstmal lesen zu können. Außerdem gibt es im Russischen ein völlig anderes Silbensystem. Da muss man wirklich den Mut haben, sich da reinzustürzen, und sich ein bisschen intensiver mit der Sprache zu beschäftigen“, sagt Susanne Thormann-Metzner.
Insofern ist es schon erstaunlich und bewundernswert, was Opernsängerinnen und -sänger so leisten. Nicht nur, dass sie die anspruchsvollsten Partien wunderschön singen, sie müssen eben auch die unterschiedlichsten Sprachen beherrschen. Ob Deutsch, Englisch, Französisch oder Italienisch – das sind die gängigen Opernsprachen, die zur Gesangsausbildung an den Konservatorien gehören. Aber ab und an steht eben auch russisches oder tschechisches Repertoire auf dem Spielplan.
Damit das Ensemble die Herausforderungen der tschechischen Sprache bewältigen kann, hat Susanne Thormann-Metzner - im Fall von Janáček - schon ein dreiviertel Jahr vor der Premiere ihre Arbeit begonnen.
Zunächst beginne ich mit der Aussprache, wir klären die Art der Vokale – ob kurz oder lang – und beschäftigen uns mit den Konsonanten, die wir teilweise im Deutschen gar nicht kennen oder die auch die Sänger aus ihrer eigenen Muttersprache nicht kennen. Im nächsten Schritt lesen wir langsam den Text und wenn das einigermaßen läuft, dann wird geklärt, wo sind die wichtigsten Wörter, damit man eine Brücke bauen kann und dann eben auch die Verbindung zur Musik hat.
Susanne Thormann-Metzner
Mehrere Wochen lang treffen sich die Sängerinnen und Sänger mit Thormann-Metzner mindestens zweimal in der Woche zum Unterricht. Und dann erst – nach dem Feinschliff – kann man in die einzelnen Szenen der Oper gehen.
Seit 20 Jahren arbeitet sie an der Bayerischen Staatsoper, zunächst als Souffleuse, seit ein paar Jahren nun schon als Sprachcoach und es scheint so, als habe sie damit ihre wahre Berufung gefunden: „Ja, es macht einfach sehr viel Spaß, immer wieder diese sprachlichen Brücken zu bauen. Und wenn ich merke, es funktioniert bei den Sängerinnen und Sänger, dann freue ich mich jedes Mal aus Neue.“