Simon Rattle, 1955 im britischen Liverpool geboren, gehört zu den berühmtesten Dirigenten Englands.
Simon Rattle begann bereits im Alter von 16 Jahren ein Musikstudium an der Londoner Royal Academy of Music, das er 1974 erfolgreich abschloss. Im selben Jahr wurde er Sieger des internationalen John Player-Dirigentenwettberbs. Als Ersten Preis erhielt er eine dreijährige Anstellung als Assistenzdirigent im englischen Seebad Bournemouth für die beiden dort ansässigen Orchester. In den folgenden Jahren trat Simon Rattle bei verschiedenen Sinfonieorchestern als Gastdirigent auf.
1980 - im Alter von 25 Jahren - übernahm er dann die Leitung des City of Birmingham Orchestras. Zur gleichen Zeit war er bei verschiedenen Festivals wie den Salzburger Festspielen als Gastdirigent zu hören.
Im Jahr 2002 trat Sir Simon Rattle sein Amt als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker an, nachdem er dort 15 Jahre zuvor debütiert hatte. Damit übernahm er das Erbe seines direkten Vorgängers Claudio Abbado. Mit seiner Arbeit bei den Berliner Philharmonikern pflegte er unter anderem das Kernrepertoire der Karajan-Ära mit vielen Aufführungen großer Werke der Klassik und Romantik. Außerdem führte er die Musiktheater-Tradition der Berliner Philharmoniker weiter, unter anderem mit der ersten Gesamtaufführung von Wagners Ring des Nibelungen seit den Zeiten Herbert von Karajans.
Rattle hat das anglo-amerikanische Repertoire der Berliner Philharmoniker um Werke von Britten, Elgar, Leonard Bernstein und Gershwin erweitert. Aufführungen von Haydns Symphonien und Bachs Passionsmusiken gehören unter Rattle ebenso zum Programm wie neuere und neueste Musik. Auch sonst war er offen für Neues bei seinen Aufführungen: Strawinsky verlegte er in die Fabrikhalle, Stockhausen in den Tempelhofer Flughafen und die Osterfestspiele von Salzburg nach Baden-Baden.
Neben seiner künstlerischen Arbeit ist die Vermittlung von klassischer Musik an Jugendliche ein zentrales Anliegen Sir Simon Rattles, weshalb er mit seinem Amtseintritt in Berlin ein philharmonisches Education-Programm initiierte, das unter anderem durch den Kinofilm "Rhythm Is It!" weltweit für Aufsehen sorgte. Mit der Installierung einer weltweit im Abo verfügbaren „digitalen Konzerthalle“ setzte er sich an die Spitze einer Bewegung, die der klassischen Musik für die Zukunft mehr Quote verschaffen sollte.
Musik ist die effektivste Kunstform, um den Menschen zu zeigen, dass sie nicht allein sind. Sir Simon Rattle
Für seine Verdienste um die Musik wurde Simon Rattle 1994 von Queen Elizabeth II. in den Adelsstand erhoben. 2007 wurde er gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern zum Internationalen UNICEF-Botschafter ernannt. Neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen erhielt er 2009 das deutsche Verdienstkreuz erster Klasse.
Seit 2017 ist Sir Simon Rattle Chef beim London Symphony Orchestra. Er hat im Januar 2021 seinen Vertrag dort zunächst bis 2023 verlängert und wird danach emeritierter Dirigent auf Lebenszeit beim Orchester sein. Es heißt, er werde über die nächsten Jahre immer wieder wichtige Projekte mit den Londonern übernehmen und ihnen verbunden bleiben.
Von der Konzertsaison 2023/24 an übernimmt er die Leitung des Symphonieorchesters und des Chors des Bayerischen Rundfunks, zunächst für 5 Jahre.