Ausstellung: "Vorhang auf für Emmy Rubensohn"

Musikmäzenin, Konzertmanagerin und Salonière:Ausstellung: "Vorhang auf für Emmy Rubensohn"

Von Leipzig über Kassel nach Berlin, Shanghai und New York: Emmy Rubensohn war Weltenbürgerin und schaffte es überall, Menschen zu vernetzen.

Ausstellung: "Vorhang auf für Emmy Rubensohn" Foto: Harald Göbl / leipzig.travel

Konzertgängerin und Autogrammjägerin

Trotzdem ist sie heute nicht vielen Menschen ein Begriff. Deshalb ist ihr nun eine Ausstellung im Gewandhaus zu Leipzig gewidmet. Schließlich hat sie eine ganz besondere Verbindung dazu: als Kind und Jugendliche war das Gewandhaus sozusagen ihr zweites Wohnzimmer. Da Emmy Rubensohn aus einer wohlhabenden Familie stammte, nahm sie dort regelmäßig Konzerte wahr. Außerdem war sie eine Autogrammjägerin: in ihren Unterlagen finden sich zahlreiche Unterschriften von den Kapellmeistern und Musikern des Gewandhauses wie z.B. Carl Reinecke.

Von der Musikliebhaberin zur Salonière

1907 heiratete die Tochter aus der Unternehmerfamilie Frank den Sohn eines anderen Textilunternehmers: Ernst Rubensohn und zog nach Kassel. Dort ging in ihrem Haus bald das "Who is Who" der Klassik - und Kulturszene ein und aus, darunter Wilhelm Furtwängler und Walter Braunfels. Einigen gewährte sie dabei auch Unterschlupf wie z.B. dem Komponisten Ernst Krenek. Er durfte in der Villa der Rubensohns wohnen und den kostbaren Flügel nutzen. So hatte er genug Freiraum um zu komponieren, so z.B. die Oper "Johnny spielt auf."

Briefe enthüllen Geschehnisse hinter den Kulissen

Durch ihre rege Korrespondenz mit Künstlern kann man ihren Briefen interessante Informationen entnehmen: so z.B. dass die Uraufführung in Paris von "Johnny spielt auf", eine regelrechte Katastrophe war: die Sänger hatten zu wenig geübt, die Umbauten klappten nicht und Ernst Krenek war kurz davor die Premiere abzusagen. Schließlich aber klappt doch alles.

Aufgrund Ihrer Consent Einstellungen können Sie dieses YouTube Video nicht sehen.
Einstellungen Ändern

Flucht nach Shanghai

Doch dann kamen die Nazis an die Macht und auch die Rubensohns hatten durch ihre jüdische Herkunft darunter zu leiden. Rechtzeitig immigrierten sie nach Shanghai. Wie es ihnen dort erging, schildern zahlreiche Briefe, die u.a. in der Ausstellung zu sehen sind. Wenn der Alltag dort auch hart war - schließlich mussten die Rubensohns ihr ganzes Vermögen in Deutschland lassen - so schafften sie es, auch dort einen Freundeskreis aufzubauen und sich mit der dortigen Kultur intensiv zu beschäftigen.

Kostbare Schmuckstücke

In Shanghai musste Emmy Rubensohn, die bisher nicht arbeiten musste, Geld verdienen. Sie begann damit, Schmuck herzustellen: Perlencolliers und Korallenketten. Sie arbeitete sehr erfolgreich mit verschiedenen Juwelieren zusammen. Zwei der Stücke sind auch in der Ausstellung zu sehen.

Alte Schätze wiederentdeckt

Einer der Kuratoren, Prof. Dr. Matthias Henke, hat sie sozusagen "aufgestöbert": "Ich hatte in einem Brief (...) gelesen: 'ich bringe Professor Adler ein Collier vorbei für seine Gattin und für sein Töchterchen ein Korallenkettchen. (...) Hinter Professor Adler verbirgt sich der Konzertmeister Ferdinand Adler, des Tschechischen Sinfonieorchesters in Shanghai. Ich habe das "Töchterchen" von ihm herausgefunden: Christina Adler, heute 76 Jahre alt. Ich bat sie, in ihrer Schmuckschatulle nachzusehen. Und tatsächlich: sie fand beide Schmuckstücke und hat uns gestattet, sie auszustellen."

Ausstellung bis Mitte Dezember

Die Ausstellung über diese ungewöhnliche und vielseitige Frau ist noch bis zum 16. Dezember im Gewandhaus Leipzig zu sehen - der Eintritt ist frei!

Erhalten Sie Informationen aus erster HandBestellen Sie den Klassik Radio Newsletter

* Mit Ihrer Registrierung nehmen Sie die Datenschutzerklärung zur Kenntnis

Neueste Artikel

Hits, Herzklopfen und Weihnachtszauber: Bachs Oratorium begeistert seit 300 Jahren
Johann Sebastian Bach, Gemälde von Gebel

Hits, Herzklopfen und Weihnachtszauber: Bachs Oratorium begeistert seit 300 Jahren

Weihnachten ohne Musik von Bach? Kaum vorstellbar. Doch das Weihnachtsoratorium ist viel mehr als alte Kirchenmusik: ein clever komponiertes Meisterwerk, voller großer Gefühle, überraschender Momente – und ein echter Hit seiner Zeit. Erfahrt in diesem Artikel, wie Bach Geschichten erzählte, Melodien recycelte und ein Werk schuf, das bis heute verzaubert.

Vom Biedermeier zur großen Bühnenkunst - Wie „Hänsel und Gretel“ zur Weihnachtsoper wurde
Hänsel und Gretel Comicversion

Vom Biedermeier zur großen Bühnenkunst - Wie „Hänsel und Gretel“ zur Weihnachtsoper wurde

Bevor Engelbert Humperdinck Hänsel und Gretel zur berühmtesten Märchenoper der Musikgeschichte machte, war der Stoff bereits auf deutschen Bühnen zu Hause. Doch erst seine Version verwandelte das Grimmsche Märchen in ein Werk von zeitloser Tiefe. Warum gerade diese Oper überlebte, was sich über die Jahrzehnte verändert hat und wie Humperdinck sich sein Werk selbst dachte – ein Blick hinter die Kulissen und zu hören am 4. Advent bei Klassik Radio.

Klassik Radio Plus lädt ein: 3x2 Tickets für "La Traviata"
La Traviata 2025 Royal Opera

Verlosung
Klassik Radio Plus lädt ein: 3x2 Tickets für "La Traviata"

Erleben Sie ab dem 14. Januar die Magie von La Traviata im Kino! Die Royal Ballet & Opera bringt Giuseppe Verdis ergreifende Oper – eine berührende Geschichte von Liebe und Verlust, mit großen Stimmen, prächtigen Bildern und unvergesslicher Musik – live auf die großen Leinwand.

Klassik Radio - Deutschland nationalKlassik Radio - Deutschland national