Pop-Sängerin Billie Eilish covert Gustav Holst

Von der Klassik geklautPop-Sängerin Billie Eilish covert Gustav Holst

Manchmal braucht man eben Inspiration von anderen. In der Musik schreiben Künstler gerne voneinander ab.

Pop-Sängerin Billie Eilish covert Gustav HolstFoto: Kelia Anne MacCluskey

Ein Popsong mit Inspiration aus der Klassik

Mit gerade mal 19 Jahren ist Billie Eilish eine der erfolgreichsten Musikerinnen unserer Zeit. Die junge Frau hat nicht nur eine fantastische Stimme, sie bewegt ihre Fans vor allem mit ihrer selbst komponierten und getexteten Musik. Ab und zu braucht aber auch eine Billie Eilish Inspiration. Für ihr neues Lied "GOLDWING" übernahm sie komplett die ersten Liedzeilen von einem Teil aus Gustav Holst "Choral Hymns from the Rig Veda".

Billie Eilish neuer Hit GOLDWING

Das klingt doch genau gleich

Der Wandel der Abschreibekultur

Billie Eilish ist aber natürlich nicht die erste Künstlerin, die sich Inspiration oder gar ganze Passagen bei anderen Musikern holt. 

Heute bewahrt das Urheberrecht jeden Künstler davor, dass dessen Werke hemmungslos abgeschrieben und vervielfältigt werden. Die Idee eines solchen Schutzes vor Plagiaten existiert seit dem Mittelalter. Nur in der Praxis funktionierte das lange nicht so richtig: Die Komponisten Bellini und Donizetti waren eigentlich gute Freunde, aber manchmal hatten sie sich in den Haaren, wenn der eine vom anderen behauptete, er habe ein Melodiethema geklaut.

Manchmal aber war es auch einfach ein Zeichen der Anerkennung, wenn ein Komponist seinen Kollegen zitierte oder Variationen über ein Thema von ihm schrieb. So beginnt beispielsweise Frédéric Chopin seine erste Klaviersonate op.4...

...mit den Anfangsnoten einer Invention von Johann Sebastian Bach.

Da Bachs Tod zu dieser Zeit schon sehr lange zurückliegt, darf diese Geste wohl als Hommage an Chopins Idol gewertet werden.

Und immer wieder Mondschein…

Bach und Beethoven, die großen Bs der klassischen Musik, wurden wohl öfter kopiert, variiert und abgeändert als sonst jemand. Nicht nur, dass Beethovens „Mondscheinsonate“ von En vogue & Robert Groslot in „Sad but true“ (der Titel ist übrigens von Metallica geklaut…) „vergospelt“ wurde...

Franz Schubert lehnt den Beginn seines Kunstliedes „An den Mond“ D. 193 an den Beginn der „Mondscheinsonate“ an. Er greift damit die Stimmung des 18 Jahre älteren, berühmten Klavierstücks auf ohne das Thema abzuschreiben – ein wahrer Kunstgriff des musikalischen Zitierens.

 

Klassik-Cover in der Popmusik

In der Popmusik ist Covern ja nichts Besonderes mehr, Bob Dylan dürfte zu den meistgecoverten Musikern des 20. Jahrhunderts gehören. Jazz und Popmusik greifen ab und zu gerne auch auf klassische Musik zurück. So macht es zum Beispiel Eugen Cicero mit der Musik der Familie Bach.

Oder Billy Joel, der in seinem Song „Leningrad“ das Thema aus Tschaikowskys Violinkonzert zitiert. Billy Joel war der erste amerikanische Künstler, der nach dem Mauerfall in der ehemaligen Sowjetunion, genauer gesagt in Leningrad, auftrat. Allein, dass er den bekanntesten russischen Komponisten in seinem Freundschaftslied zitiert, spricht schon Bände. Das Abschreiben ist präsent, egal in welchem Jahrhundert und in welchem Musikgenre.

Tschaikowskys Violinkonzert:

https://youtu.be/VEbyyqyKtM0?t=385

In unserem Leben profitieren wir vom Miteinander und der Gemeinschaft. Auch in der Musik ist es hilfreich, wenn man sich bei anderen inspirieren lassen kann, oder sogar Altes neu aufarbeiten kann. 

08.08.2021

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