Die Dokumentation über die Wiener Symphoniker

Dem Orchester ganz nahDie Dokumentation über die Wiener Symphoniker

Zwischen Rausch und Routine, so der Untertitel des Filmes „Tonsüchtig“ über die Wiener Symphoniker. Wir haben mit dem Posaunisten Walter Vogelmayr gesprochen, seit 20 Jahren Mitglied im Orchester.

Die Dokumentation über die Wiener SymphonikerFoto: Peter Rigaud

Der Blick hinter den Frack…

…so beschreibt Walter Vogelmayr den Film. Er war einer der Protagonisten, die bei dem Film etwas intensiver begleitet wurden. „Es ist am Anfang immer ein wenig eigenartig, wenn Mikrofone aufgestellt werden und Kameras dabei sind. Wenn dann natürlich ein ganzes Team immer herumschwirrt, ist das natürlich auffällig. Das muss man richtig bewusst ausblenden, damit man seiner normalen Tätigkeit nachgehen kann, ohne dass das Drumherum einen zu sehr aus der Fassung bringt“, so Vogelmayr. Mit dem Ergebnis, dem fertigen Film, ist er aber mehr als zufrieden. Gerade im Vergleich zu anderen Dokumentationen, die doch oftmals sehr auf „Hochglanz“ getrimmt seien, verlasse dieser Film die Oberfläche und gehe mehr in die Tiefe. Zudem beleuchte er auch „den Wahnsinn, Berufsmusiker zu sein“.

Man ist eigentlich immer zum Erfolg verdammt und man muss sich jeden Tag fit halten.

Dem Orchester ganz nah

Normalerweise gibt es eine gewisse Distanz zwischen Publikum und Orchester. Wir gehen in ein Konzert, freuen uns über die tolle Musik und die Leistung der einzelnen Musiker, aber über die Menschen, die die Musik „herstellen“, weiß man meistens recht wenig. Der Film beleuchtet den Beruf des Musikers sehr genau und auch die Schattenseiten, wie beispielsweise der unglaubliche Leistungsdruck, unter dem die Mitglieder des Orchesters stehen, werden dargestellt: „Wenn man einen Tag nicht übt, merkt man es selber. Wenn man zwei Tage nicht übt, dann merkt das der Kollege, der neben einem sitzt. Und wenn man drei Tage nicht übt, dann hört das sogar der Dirigent. Man ist eigentlich immer zum Erfolg verdammt und man muss sich jeden Tag fit halten… egal ob Feiertag oder Sonntag“, fasst Vogelmayr zusammen.

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Die „eierlegende Wollmilchsau“

Ein weiterer Aspekt, der in dem Film aufgegriffen wird, ist die Suche nach einem Konzertmeister oder einer Konzertmeisterin. Kein einfaches Unterfangen, denn diese Stelle im Orchester ist schwer zu besetzten. Im Prinzip braucht man einen Solisten, der sich aber auch unterordnen muss und Teamplayer ist. „Das alleine ist schon schwierig, denn wenn man Solist ist, macht man eine solistische Karriere“, erklärt Vogelmayr. Es sei die Suche nach der „eierlegenden Wollmilchsau“, einem optimalen Musiker, der alles in sich vereine. „Man braucht eigentlich drei oder vier verschiedene Berufsgruppen in einer Person.“ Vogelmayr habe bei der Suche nach einem Konzertmeister oder einer Konzertmeisterin eine Stimme, da er Teil der Jury sei, die aus 25 Menschen bestehe. Er selber ist dabei aber ganz froh, als Posaunist kein Konzertmeister werden zu können.

Wie eine schöne Achterbahnfahrt

Es ist ein Bild, das man von einem Orchester vielleicht nicht erwarten würde, welches der Film zeichne. Vogelmayr beschreibt die Dokumentation wie eine „schöne Achterbahnfahrt“, und hofft, dass der Zuschauer nach dem Film noch mehr Lust bekommt, bald wieder in ein Konzert gehen zu wollen. Er selber hofft aber auch, dass die Akzeptanz und Wertschätzung für den Beruf des Musikers, aber auch was Kunst jedem einzelnen bringe, in Zukunft wachse. „Dass man wirklich dahinter ist, dass man auch die nächsten 10 oder 20 oder 30 Jahre noch Kulturnation ist. Das würde ich mir wünschen.“

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