Er gab mit seiner "Berliner Luft" der Hauptstadt ein Erkennungszeichen und gilt als Vater der "Berliner Operette".
Paul Lincke liebte schon als Kind die Marschmusik - kein Wunder, er wurde in Berlin geboren, wuchs im Stadtzentrum auf und hörte täglich die Militärkapellen, die vorbeikamen. So war sein Plan, selbst Militärmusiker zu werden. Er absolvierte eine Ausbildung in der Wittenberger Stadtpfeiferei. Doch das preußische Militär wollte ihn nicht - sein Brustumfang war nicht groß genug. So spielte er in verschiedenen Theatern und wurde schließlich zum Kapellmeister am Apollo Theater. Das Komponieren brachte er sich autodidaktisch bei.
Bald darauf schlug er dem Theaterdirektor vor, ein paar einaktige Operetten zu komponieren und damit das Programm aufzulockern. Der war einverstanden und Linckes erste Operette "Venus auf Erden" ein voller Erfolg, der ihm ein zweijähriges Engagement in Paris bescherte. Danach kehrte er zurück ans Apollo-Theater in Berlin und gab eine fulminante Premiere mit "Frau Luna". Er dirigierte mit weißen Glacé-Handschuhen - die Damenwelt lag ihm zu Füßen.
Die eingängigen, nicht sehr komplizierten Operetten kamen unglaublich gut an, wurden aber von Linckes Kollegen oft auch verspottet, so z.B. von Kurt Tucholsky, der der ein Gedicht schrieb, in dem er auf "Lincke" "Pinke-Pinke" reimte.
Leider hielt das Erfolgsrezept nicht ewig: schon nach dem Ersten Weltkrieg verloren Paul Linckes Berliner Operetten an Popularität. Doch nach der Machtergreifung der Nazis flüchteten seine jüdischen Konkurrenten und so blieben nur noch Lincke und Franz Lehár als Operettenpromis übrig. Die NS-Größen entdeckten ihn deshalb für sich und Lincke war froh, wieder eine Bühne und Beifall zu haben. Anlässlich seines 75. Geburtstages wurde er zum Berliner Ehrenbürger erhoben und eine Verfilmung seiner "Frau Luna" in die Wege geleitet.
Linckes Wohnhaus wurde während eines Bombenangriffs im Krieg zerstört, er flüchtete in den niedersächsischen Oberharz - dank seines Evergreens "Glow worm". Ein US-amerikanischer General half ihm bei der Evakuierung, weil er den Erfolgshit aus dem Jahr 1902 kannte. Nach Berlin kam er nicht mehr - einen Tag bevor von den Alliierten die Zuzugsgenehmigung kam, starb er im September 1946.