Sie kommunizieren durch Tanzen und bringen ihre Bienenstöcke zum Klingen: Bienen sind musikalisch. Kein Wunder, dass immer mehr Bienenvölker auf Opern und Philharmonien zuhause sind.
Bienen und Beethoven: musikalische Gemeinsamkeiten
Den Bienen geht es ein bisschen wie Ludwig van Beethoven im Alter: sie können zwar nichts hören, haben aber ein sehr musikalisches Wesen. "Sie nehmen jede Art von Vibration wahr. Dazu haben die Bienen ihre Antennen, die Fühler, in denen sich viele Nervenzellen befinden. Sie sind eigentlich ein dreidimensionales Sinnesorgan, mit dem sie dann auch Geschmack und Geruch erspüren", erklärt Erika Mayr, Stadtimkerin in Berlin. Doch statt zu komponieren, tanzen die musikalischen schwarz-gelben Wesen lieber. "Die Kommunikation der Bienen läuft quasi körperbetont und rhythmisch ab. Also sie reden indem sie tanzen."
Bienenballett: Musikalisches Navi
Und das kommt dann schon mal einem klassischen Ballett gleich, vor allem beim berühmten Schwänzeltanz: "Er hat eine ganz klare Funktion. Er ist zum Nektar finden. Er wird nach einer ausgefeilten Choreographie und einer feststehenden Dramaturgie ausgeführt. Eine Biene tanzt vor, die anderen folgen ihr", so Erika Mayr. "Dabei zeigt die Anzahl der Bewegungen, wie weit das Ziel entfernt ist und die Richtung zeigt den einzuschlagenden Flugwinkel relativ zum Sonnenstand an. Das heißt, die Bienen nehmen im Dunklen auf und fliegen im Hellen los". So weiß jede Biene genau wohin sie soll, sozusagen ein musikalisches Navi.
Bienentanz: Musikalisch aufs Publikum abgestimmt
Ein weiterer Tanz ist der "Zittertanz": Der kommt zum Einsatz, wenn die Stockbienen den Honig einer Sammlerin nicht schnell genug aufnehmen. Dann geht die Sammlerin auf die Wabe und zittert - ein Zeichen dafür, dass sofort mehr Arbeiterinnen aktiviert werden, die unterstützen. So hat der Tanz der Bienen ganz unterschiedliche Funktionen. Für jeden Tanz gibt es ein ganz spezielles Publikum: so reagiert beim Zittertanz der ganze Stock, bei den anderen Tänzen nur die Bienen in der Umgebung.
Musikalische Bienen bringen Stöcke zum Klingen
Abgesehen vom Tanzen zeigen die Bienen ihr musikalisches Talent noch auf andere Weise: sie bringen ihre Bienenstöcke zum klingen und zwar immer wieder anders: anfangs haben die Stöcke einen hellen Sound, von den Arbeiterbienen, später klingt der Stock dann tiefer, denn dann gibt es viele Drohnen, die schwerer sind und diesem tieferen Sound beitragen. Im Schnitt tut sich so viel in einem Stock, dass er alle vier Wochen anders klingt.
Bienenstock auf dem Theater Chemnitz
Bienen summen auf Operndächern
Bei manchen Bienenvölkern mischen sich auch manchmal klassische Klänge darunter, denn sie wohnen auf den Dächern von Philharmonien, Opern und Konzerthallen…z.B. auf der Staatsoper in Berlin, dem Theater Chemnitz, der Isarphilharmonie in München oder auch der Opera National de Paris. Dabei könnten den Bienen vor allem kräftige Klassik-Klänge mit viel Vibration in der Sommerzeit helfen, ungeliebte Mitbewohner loszuwerden - mit Bässen, Pauken und Trommeln, die die Bienen vielleicht zum Tanzen bringen und dazu, die Milben, die gerade in den Sommermonaten vorhanden sind, abzuschütteln.
Bienenhonig musikalisch interpretiert
Und auch das Endprodukt der Bienen, der Honig, kann musikalisch interpretiert werden: "Echter Honig regt unseren Geist an und das vergleichbar mit dem Hören oder Spielen von Musik", meint Erika Mayr. "Also echter Honig, der wirklich auch sorgsam geerntet wird, ist ein Stimmungsträger von den Tagen, in denen der Honig produziert wurde. Deswegen ist der Frühlingshonig auch anders in Konsistenz und Geschmack als der Sommerhonig." Die vier Jahreszeiten von Vivaldi in Honigform sozusagen.