Martha Argerich

PianistinMartha Argerich

Dass sich ihr südamerikanisches Temperament auf ihr Klavierspiel überträgt, scheint sich dann zu bestätigen, wenn man ihre Finger über die Klaviatur regelrecht fliegen sieht.

Martha ArgerichFoto: Alix Laveau

Martha Argerich, La Martha wie ihre Freunde sie nennen, meistert nicht nur die vielleicht schwierigsten Klavierkonzerte; sie scheint sie zu bändigen, gar zu zerreißen, wie hier in der Aufnahme von Sergej Rachmaninoffs 3. Klavierkonzert in D-Dur, op. 30 unter dem Dirigat von Riccardo Chailly unter Beweis gestellt wird: 

Mit Barenboim unterm Klavier

Sie wächst in einem sehr musikalischen Umfeld auf. 1949 lernt die damals achtjährige Martha Argerich den siebenjährigen Daniel Barenboim in Buenes Aires kennen. Im Haus eines ehemaligen Geigers und Geschäftsmanns, fanden damals regelmäßig musikalische Treffen statt. Alle großen Musiker Argentiniens der Zeit kamen dort zusammen, wie Igor Markevitch oder Sergiu Celibidache. Und der kleine Daniel und die etwas größere Martha spielten, wie es Kinder so tun, unter dann dem Klavier und dem damals noch jungen Maestro Celibidache vor.

Martha Argerichs Spiel schon damals temperamentvoll, voller Kraft, rasant und impulsiv. Ihre Virtuosität und Risikobereitschaft an den Tasten scheint ihr Äußeres zu kontrastieren. Eigentlich ist sie kurzsichtig, doch betritt sie nie mit Brille die Bühne. Das stehe ihrem perfekten Aussehen entgegen.

"Die Löwin am Klavier", so der Titel der 2011 erschienenen Biografie von Olivier Bellamy, wird am 5. Juni in Buenos Aires geboren. Ihren ersten Klavierunterricht erhält sie im Alter von drei Jahren bei Vicente Scaramuzza. Mit fünf gibt sie ihr erstes öffentliches Konzert und mit sieben debütiert sie mit Beethovens 1. Klavierkonzert unter der Leitung von Alberto Castillanos.

Neue Wege in Europa

Nach der Übersiedlung der Familie nach Europa setzt La Martha ihre Ausbildung bei Friedrich Gulda fort; sie war und blieb die einzige Schülerin Guldas. Argerich berichtet später, Gulda habe sie gelehrt, das Humoreske in der Musik zu entdecken. Die Lehrzeit bei Gulda trägt Früchte: 1957, mit 16 Jahren, gewinnt sie den 1. Preis beim Ferruccio Busoni Klavierwettbewerb in Bozen und die Geneva International Music Competition. 

Ihre Zukunft scheint unter einem günstigen Stern zu stehen, die großen Konzerthäuser beginnen die Tore für Martha Argerich zu öffnen, und doch ist die rosige Zukunft gefährdet: mit knapp 20 Jahren stürzt sie in eine tiefe Lebenskrise, sie leidet an Depressionen und zieht sich für gut zwei Jahre aus dem öffentlichen und musikalischen Leben zurück.

Neben der Einspielung von Rachmaninovs 3. Klavierkonzert machte sie vor allem auch durch ihre Interpretation von Tschaikowskys 1. Klavierkonzert in b-moll, op. 23 auf sich aufmerksam:

Der Weg zurück in die Öffentlichkeit

Erst die Intervention ihres damaligen Lehrers Stefan Askenase überzeugt sie davon, wieder an die weißen und schwarzen Tasten zurückzukehren und sich von der Idee, Sekretärin zu werden, abzuwenden.  Mit Erfolg. 1965 gewinnt La Martha den 7. Chopin-Wettbewerb in Warschau und wird dadurch weltberühmt. Mehrere Preise und Auszeichnungen bestätigen seit jeher ihren musikalischen Erfolg: ein Grammy 1998 und die Auszeichnung mit dem ECHO Klassik 2000 und 2014, wurden 2005 mit dem Praemium Imperiale gekrönt. 

Martha Argerich fördert zudem den musikalischen Nachwuchs, zum Beispiel durch das Martha Argerich Festival Lugano oder das Martha Argerich Klavierfestival im japanischen Bepo.