Fritz Wunderlich

Der ehrgeizige TenorFritz Wunderlich

Am 17. September 1966 erschütterte der unerwartete und frühe Tod des Tenors Fritz Wunderlich die ganze Musikwelt.

Fritz WunderlichFoto: Warner Classics/ Felicitas Timpe

Er hatte gerade einen Vertrag für eine Produktion der New Yorker Metropolitan Opera  unterzeichnet und war auf dem besten Weg zur absoluten Weltspitze.

Fritz Wunderlich, eigentlich Friedrich Karl Otto Wunderlich, wurde am 26. September 1930 in Kusel (Rheinland-Pfalz) geboren. Musik begleitete ihn früh, denn beide Elternteile waren Musiker. 

Es stand für mich eigentlich immer fest, dass ich auf irgendeine Art Musik machen würde im Leben, nur wusste ich eben nicht, dass ich singen würde.
Fritz Wunderlich

Unterstützung für die Mutter

Im Alter von nur 5 Jahren verlor Wunderlich seinen Vater, was die Familie in finanzielle Schwierigkeiten brachte. Um seine Mutter zu unterstützen, spielte Wunderlich Tanzmusiken mit Horn und Akkordeon. Hiermit finanzierte er sich später auch sein Studium.

Eher durch Zufall wurde auch sein gesangliches Talent entdeckt, und so erhielt er ersten Gesangsunterricht in Kaiserslautern bei Käthe Bittel-Valckenberg. Von 1950 bis 1955 studierte Wunderlich an der Musikhochschule Freiburg im Hauptfach Horn bei Lothar Leonards und Gesang bei Margarethe von Winterfeldt, sowie im Nebenfach Klavier bei Friedrich Finke.

Wunderlich singt Nessun Dorma bzw. Keiner schlafe

Der Mozart-Sänger

Sein Debüt als Opernsänger hatte Wunderlich 1954 bei einer Aufführung der Zauberflöte an seiner Hochschule. Er übernahm die Rolle des Tamino.

Es begann eine steile Karriere, bald galt er als der „Mozart-Sänger“, vor allem durch seine Rollen als Tamino und als Belmonte in Die Entführung aus dem Serail. Aber auch in anderen Rollen blieb er vielen im Gedächtnis, so zum Beispiel als Graf Almaviva in Rossinis Der Barbier von Sevilla oder als Henry Morosus in Richard Strauss‘ Oper Die schweigsame Frau.

Er sang stets so, dass man den Eindruck gewann, es könnte sein letzter Auftritt sein.
Jonas Kaufmann im Interview mit Musik&Theater im April 2008 über Fritz Wunderlich

Wunderlich beschränkt sich nicht nur auf Oper

Fritz Wunderlich beschränkte sich keinesfalls nur auf die Oper. So sang er auch in Oratorien und Operetten. Außerdem widmete er sich der Unterhaltungsmusik und Liedern.

Zum Lied und Liederabenden kam er erst relativ spät, wofür er jedoch eine Erklärung parat hatte: Seiner Meinung nach war es für das Vortragen von Liedern von ausschlaggebender Bedeutung, dass der Sänger seine Stimme absolut beherrsche. Er habe warten wollen, bis er Gesangstechnisch soweit sei.

Schüler von Hubert Giesen

Um seinen Gesangsstil beim Liedersingen zu verbessern, suchte sich Wunderlich auf Anraten seines Freundes, des Baritons Hermann Prey, Hilfe bei dem Pianisten Hubert Giesen. Dieser wurde für die darauffolgenden Jahre sein Begleiter bei Liederabenden. Obwohl Giesen nicht als sein Lehrer gesehen werden wollte, bezeichnete sich Wunderlich doch als dessen Schüler. Die beiden arbeiteten sehr intensiv zusammen. In seiner Autobiographie erinnert sich Giesen an den letzten Liederabend mit Wunderlich in Edinburgh:

„Nach dem Edinburgher Konzert sagte ich zu ihm:

'Fritz, du hast heute so wunderbar gesungen, und wir waren eine solche Einheit - ich glaube, du bist jetzt vollkommen. Ich kann dir nichts mehr sagen.'

Er war wütend auf mich und schrie mich an:

'Was, du willst mir nichts mehr sagen? Solange du lebst, bleibe ich dein Schüler! Du sagst mir alles, was du weißt, und wenn ich einmal ein bisschen schlechter singe, musst du umso besser spielen, dass man es nicht hört.'

Es war eines unserer letzten Gespräche. Ich habe noch Jahre später daran zurückdenken müssen.“

Im September 1966, kurz vor seinem 36. Geburtstag stürzte Wunderlich im Jagdhaus eines Freundes von einer Treppe und erlag am darauffolgenden Tag im Krankenhaus seinen Verletzungen. Sein früher Tod erschütterte viele und trug gleichzeitig dazu bei, einen Mythos um Wunderlichs Person zu schaffen. Er wird als einer der größten Tenöre des 20. Jahrhunderts bezeichnet und noch immer führen ihn viele Sänger als Vorbild an. „Das ist das Faszinierende an ihm: Er war als Sänger stets hundert Prozent Mensch, und genau das versuche ich auch anzustreben“, sagt Jonas Kaufmann im Interview mit Musik&Theater im April 2008.

Unbekanntes Element
25.03.2021