Die Barbie unter den Trompeten: Allergikerfreundlich, aus Kupfer und für die Ewigkeit

Die Barbie unter den Trompeten: Allergikerfreundlich, aus Kupfer und für die Ewigkeit

Wenn ein Instrument nach einer rothaarigen Operndiva benannt ist, dann hat es entweder viel Stil – oder einen ziemlich guten Grund. Im Fall der neuen Kupfertrompete La Rossa trifft beides zu. Entwickelt vom Metallblasinstrumentenbaumeister Max Hertlein, sieht das Instrument nicht nur aus wie ein Designobjekt, es löst auch ein elementares Problem der Blechbläser-Branche.

Die Barbie unter den Trompeten: Allergikerfreundlich, aus Kupfer und für die EwigkeitFoto: Werner Chr. Schmidt

La Rossa heißt übersetzt einfach nur die Rote. Der Name ist angelehnt an die italienische Sängerin Mileva, genannt La Rochelle, berühmt für ihr feuerrotes Haar. „Auf den Namen kam nicht ich selbst, sondern ein guter Kollege“, erzählt Metallinstrumentenbaumeister Max Hertlein im Gespräch mit Klassik Radio Redakteurin Valeska Baader. „Wir wollten einen einprägsamen Namen. Etwas, das sich nicht falsch aussprechen lässt.“ 

Doch La Rossa ist mehr als ein poetischer Kosename. Sie ist die erste blei- und nickelfreie Trompete der Welt. Komplett gefertigt aus Kupfer und Bronzelegierungen, frei von den üblicherweise verwendeten allergenen Metallen. 

"Die Idee ist tatsächlich aus der Not heraus entstanden", erzählt Hertlein. "2017 kam ein Vorschlag der Europäischen Chemikalienagentur, Blei und Nickel für Produkte zu verbieten, die länger mit dem Körper in Berührung kommen. Und da standen auf einmal auch die Blasinstrumente auf der Liste."

Für die Branche ein Schock. Viele Betriebe hofften auf Ausnahmeregelungen, andere sahen das Aus kommen. Max Hertlein aber begann zu experimentieren. Seine Vision: Ein Instrument für alle, aber ohne Gesundheitsrisiken, ohne Ausnahmeregelungen und ohne Kompromisse.

Kupfer statt Krise

Was folgte, war jahrelange Entwicklungsarbeit. Kupfer als Basismaterial ist wunderschön, aber weich und schwierig zu verarbeiten. Dennoch gelingt es dem Familienbetrieb, aus diesem Material Instrumente zu bauen: „Wir verarbeiten das Kupfer im kalten Zustand. Dadurch wird das Material so stark verdichtet, dass es hart wird und dabei aber trotzdem so dünn bleibt, dass es sich für den Instrumentenbau eben sehr gut eignet.“

Das Kupfergehäuse von La Rossa wird schließlich auf Hochglanz poliert und mit einem eingebrannten Klarlack versiegelt. Das sorgt für den einzigartigen rötlichen Schimmer – irgendwo zwischen Rosenquarz und rotem Rennwagen. Ein echter Hingucker, der klanglich trotzdem keine Abstriche macht. Im Gegenteil: „Dadurch, dass nur noch ein einziges Material in der Trompete verbaut ist, kann der Ton gleichmäßiger durchs Material schwingen. Der Klang entfaltet sich dadurch leichter, wirkt homogener und die Trompete klingt besser als herkömmliche Modelle“, wie Hertlein erzählt.

Ein Instrument für alle – besonders für Allergiker

Was viele nicht wissen: Nickel ist ein starker Allergieauslöser, Blei ohnehin gesundheitsschädlich. Für Menschen mit Kontaktallergien bedeutete das bisher: Kein Metallblasinstrument, kein Trompetenspiel, keine Alternative. "Den Leuten wurde gesagt: Dann spiel halt was anderes", so Hertlein. Jetzt gibt es La Rossa

Aber nicht nur Allergiker lieben das Instrument. "Vom Hobbymusiker bis zum Berufsmusiker spielen viele die La Rossa aus Überzeugung. Sie finden einfach, dass sie besser klingt."

Ein rosa Fanal gegen die Wegwerfgesellschaft

Kupfer altert im Gegensatz zu Blei, Nickel oder Zink anders. Es oxidiert oberflächlich und bildet dadurch eine Schutzschicht, die dem Instrument zusätzlich Charakter verleiht. Es gibt keinen Zinkfraß und keine Durchrostung. Mit ein wenig Pflege bleibt die Trompete dadurch jahrzehntelang spielbereit, während herkömmliche Instrumente immer wieder neu gekauft werden müssen.

"Es ist ein Instrument für die Ewigkeit", sagt Hertlein. Keine Zinkkorrosion, keine Oxidationsschäden, kein Materialmix, der sich mit der Zeit zersetzt. La Rossa altert, aber sie zerfällt nicht. Und sie zeigt, wie viel Innovation im Handwerk stecken kann, wenn man sich traut.

Die Nachfrage? Wächst stetig. "Die meisten unserer Kunden haben keine Allergie. Sie kaufen La Rossa, weil sie sie wollen. Und weil sie besser klingt“, so Hertlein. Und wer weiß: Vielleicht ja auch, weil sie pink ist?

Trompetenklänge, die nach guter Laune klingen? Das gibt's mit La Rossa – und noch viel mehr davon in unserem Sender "Gute Laune Klassik" auf Klassik Radio Select:

Valeska Baader / 06.08.2025

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