Die Wahre Geschichte der Woche: Stephanie Kwolek

Ausgewählt von Thomas OhrnerDie Wahre Geschichte der Woche: Stephanie Kwolek

Jede Woche wählt ein Mitglied aus der Redaktion eine persönliche Wahre Geschichte der Woche aus und verleiht ihr eine besondere Note.

Die Wahre Geschichte der Woche: Stephanie KwolekFoto: Photo by Miguel Bruna on Unsplash

Eine Super-Faser, fünfmal so stark wie Stahl

Das Material wird noch heute zum Beispiel in der Raumfahrt, im Flugzeugbau und auch in schusssicheren Westen eingesetzt und hat schon vielen Menschen das Leben gerettet. "Mutter der Erfindung" ist die Chemikerin Stephanie Kwolek.

Chemikerin mit großer Entschlossenheit

Stephanie Sophie Kwolek wurde 1923 in New Kensington, Pennsylvania, als Kind polnischer Einwanderer geboren und interessierte sich schon früh für Naturwissenschaften und Medizin. Um sich ein Medizinstudium zu finanzieren, nahm sie eine Forschungsstelle im Textilfaserlabor von DuPont in Buffalo, New York, an. Die Chemikerin arbeitete mit großer Entschlossenheit, weil sie ihre Laborposition nicht verlieren wollte, wie es viele Frauen nach dem Zweiten Weltkrieg taten.

Eine starke Frau und ihre starke Erfindung

Anfang der 60er Jahre arbeitete sie an der Versuchsstation des Unternehmens an einer Faser zur Verstärkung von Radialreifen. Die Arbeit bestand darin, Stränge von Molekülen auf Kohlenstoffbasis zu manipulieren, um größere Moleküle (Polymere) herzustellen. Irgendwann im Jahr 1964 hatte Kwolek Schwierigkeiten, ein festes Polymer in flüssige Form umzuwandeln. Anstelle der von ihr erwarteten klaren, sirupartigen Mischung war die Flüssigkeit dünn und undurchsichtig. Kwoleks Kollegen meinten, dass das Polymer, das sie erzeugt hatte, wahrscheinlich nicht zu einer Faser weiterverarbeitet werden könnte. Aber Stephanie Kwolek bestand darauf. Sie überredete einen anderen Wissenschaftler, die Flüssigkeit in der Labordüse zu "spinnen", einer Maschine, mit der flüssige Lösungsmittel entfernt und Fasern zurückgelassen werden.

Der erfolgreiche Zufall

Und so entdeckte sie durch einen "glücklichen Zufall", wie sie es selbst später ausdrückte, ein Material, das sich als fünfmal so stark wie Stahl bei gleichem Gewicht und Feuerbeständigkeit erwies.

Heute findet man Kevlar in Hunderten von Haushalts- und Industriegeräten - von Backofenhandschuhen und Glasfasern bis hin zu Reifen und Wanderschuhen. Aber es ist vielleicht am bekanntesten als die Faser, die zur Herstellung von stich- und kugelsicheren Westen verwendet wird.

Gut, dass sich Stephanie Sophie Kwolek damals gegen ihre männlichen Kollegen durchgesetzt hat. Sonst hätten wir auf diese Superfaser noch lange warten müssen.

Eben eine starke Frau.

(22.05.2021/T.Ohrner)

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