Die neue ARD-Serie "MOZART/MOZART" erzählt die bekannte Geschichte der Mozarts noch einmal. Nur anders: Denn dieses Mal steht nicht Wolfgang Amadeus im Mittelpunkt, sondern die Frau, deren Talent sich hinter seinem Namen verstecken musste: Maria Anna Mozart, besser bekannt als Wolfgang Amadeus Schwester „Nannerl“.

Wien in den 1780er Jahren: Während Wolfgang Amadeus Mozart auf Europas Bühnen gefeiert wird, gibt es in seiner Familie ein zweites musikalisches Talent – seine Schwester Maria Anna, genannt „Nannerl“. Sie gilt als ebenso begabt, bekommt jedoch nie die Bühne, die ihr Bruder selbstverständlich erhält.
Genau hier setzt die neue ARD-Serie MOZART/MOZART an: „Während Amadeus‘ Karriere immer weiter ging, hat Maria Anna in seinem Schatten gelebt“, erzählt Regisseurin Clara Zoë My-Linh von Arnim im Interview mit Klassik Radio Redakteurin Valeska Baader. Die neue Serie (ab 12.12. in der ARD-Mediathek und am 16./17.12. im Ersten) holt die übersehene Schwester nun ins Zentrum der Geschichte. So entsteht nicht nur eine Künstlerbiografie aus neuer Perspektive, sondern eine vielschichtige Erzählung über die enge Beziehung der Geschwister, den Wunsch nach Selbstbestimmung und über ein Zeitalter, das festlegt, wer eine Bühne bekommt – und wer nicht.
„Was die Serie bezwecken will, ist, dass man ein an die Historie angelehntes Was wäre, wenn erzählt“, sagt von Arnim. Also: Was wäre, wenn Maria Anna die Geschichte der Mozarts selbst erzählt? Die Serie zeigt ein musikalisches Abenteuer voller Flucht, Geheimnisse und verstecktem Talent. Die beiden Mozart-Geschwister tauchen ein in das aufregende Wien des 18. Jahrhunderts. Während Amadeus unter dem Druck zusammenbricht und seine Sucht ihn immer weiter herunterzieht, findet Maria Anna ihre eigene künstlerische Stärke. Sie wagt etwas Unglaubliches: Sie tritt als „Wolfgang Amadeus Mozart“ auf, um sich und ihren Bruder zu retten und so kommt es zu dem großen Moment, wo nicht Wolfgang Amadeus, sondern Maria Anna triumphierend die Bühne betritt.
„Wir wissen, dass die beiden eine sehr enge Beziehung miteinander hatten und dass sie sehr viel miteinander geteilt haben“, erzählt die Regisseurin weiter. MOZART/MOZART greift genau diese Verbindung auf und stellt Maria Anna in den Mittelpunkt. Sie erscheint als eine Figur, die „eine große innere Zerrissenheit vereint“, erklärt Havana Joy, die Maria Anna in der Serie spielt. „Ich würde sagen, dass sie eine sehr aufopfernde Person ist. Jemand, die sich für andere zurücknimmt.“
Erst während der Vorbereitung auf die Rolle wurde der Schauspielerin klar, wie wenig über Maria Anna bekannt ist. „Dass sie genau wie ihr Bruder ein Wunderkind war – das wusste ich alles nicht. Sie durfte nie ganz sie selbst sein, sondern immer nur ein Teil von etwas.“
Als Kind reiste Nannerl mit Amadeus durch Europa und trat mit ihm auf. Doch mit dem Erwachsenwerden veränderte sich alles: Für eine Frau war auf der Bühne plötzlich kein Platz mehr. Diese Zäsur bildet den Kern der Serienerzählung. Die Serie zeigt Maria Anna nicht als Randfigur im Genie-Narrativ ihres Bruders, sondern als eigenständige Künstlerin, die zwischen ihrer außergewöhnlichen Begabung und den engen gesellschaftlichen Erwartungen ihrer Zeit um ein selbstbestimmtes Leben ringt.
Um die Mozart-Geschichte neu erzählen zu können, mussten die Schauspieler zunächst tief in die historische Wirklichkeit eintauchen – und sich vorstellen, wie alles aus Maria Annas Sicht gewesen sein könnte. Briefe, Biografien, Videos, Filme – Eren M. Güvercin, der in der Serie den Amadeus spielt, hat sich intensiv auf seine Rolle vorbereitet: „Ich habe versucht, wirklich alles aufzusaugen wie so ein Schwamm.“ Sogar durch Mozarts umfangreiches Werk hört er sich bis heute: „Ich bin jetzt bei KV 480.“
Doch je mehr er über das Genie herausfand, desto überraschender wurde das Bild von Amadeus für ihn: „Ich glaube, die meisten Menschen, die sich so ein bisschen mit ihm beschäftigen, haben die Annahme, dass Amadeus eine opulente und provokante Figur ist. Aber wie weit diese Adjektive auch in der Realität Fuß gefasst haben, wusste ich nicht.“ Besonders die Briefe an seine Schwester haben Güvercin verblüfft: Da taucht ein junger Mozart auf, der „schon ziemlich frech“ war. Einer, der ihr schreibt, „dass Maria Anna seinen Arsch küssen sollte, im Falle, dass er sauber ist", wenn sie sich wiedersehen.
Güvercin wollte den Menschen hinter dem Genie Mozart zeigen. In der Serie spielt er Amadeus „rebellisch, androgyn und verletzlich“, ohne sein Talent groß erklären zu müssen. „Die Genialität muss er gar nicht beweisen. Die steckt in seiner ganzen Arbeit.“ Ihm war es wichtiger, dass die Zuschauer eine Verbindung zu Amadeus spüren – und dass die enge Liebe zwischen den Geschwistern deutlich wird: „Ich kam zu keiner Anekdote, in der er Kritik ausgeübt hat und sich bei seiner Schwester beschwert hat. Und auch ihre Texte reden nur von dieser Liebe zwischen ihnen.“

Genau diese Dynamik steht im Mittelpunkt der Serie. Regisseurin von Arnim erzählt begeistert, wie gut Havana Joy und Eren M. Güvercin dabei zusammen im Film funktionieren: „Amadeus schlägt ja immer wieder aus und sie bringt ihn dann wieder zur Ruhe. Das war eine große Herausforderung, in der Maria Anna jemanden zu finden, die zwar die Stimme der Vernunft in der Serie ist, aber dennoch als spannende Protagonistin funktioniert – ohne wie eine Spielverderberin zu wirken, die immer belehrend daherkommt. Havana hat das von Anfang an wahnsinnig gut gemacht“, erzählt von Arnim begeistert.
Obwohl die Serie im Wien der 1780er Jahre spielt, wollte das Filmteam eine Verbindung zur heutigen Zeit schaffen. „Wir sind zwar nicht im 18. Jahrhundert“, sagt von Arnim, „aber junge Frauen in der Arbeitswelt kämpfen noch immer mit Dingen, mit denen Maria Anna zu kämpfen hatte: Nicht die Bühne zu bekommen, die sie verdient haben.“ Die Serie vermittelt diese Themen über Emotionen, nicht über Belehrung – und schafft damit Zugang für ein breites Publikum.
Auch musikalisch wagt MOZART/MOZART eine kreative Gratwanderung: Der Score basiert größtenteils auf der Musik Mozarts – wird dabei aber auch ins Jetzt geholt: „Es wurde viel modernisiert, aber immer respektvoll, auf eine Art und Weise, dass man von Mozart ausgehend in eine Musik überwechselt, die vielleicht ein heutiges Publikum so berührt wie sein Publikum damals“, wie von Arnim erzählt. Für Amadeus-Schauspieler Güvercin war das Ziel dabei klar: „Wir möchten, dass die Menschen dasselbe Rockstargefühl empfinden wie vor 250 Jahren.“ So entsteht ein Gesamteindruck, in dem die Grenzen zwischen barocker Virtuosität und modernem Pop-Appeal verschwimmen: Moderne Beats, visuelle Opulenz und eine stilisierte Bildsprache laden Mozarts Welt mit einer zeitlosen, fast elektrisierenden Intensität auf und verleihen der Serie ihre besondere Spannung.

MOZART/MOZART ist kein gewöhnliches Biopic. Es ist ein Re-Framing, ein Perspektivwechsel – und ein Statement. Die Serie zeigt eine Frau, die versucht, ihrem eigenen Leben eine Stimme zu geben in einer Welt, die sie zum Schweigen bringen will. Und genau deshalb lohnt sich der Blick auf diese Mozart-Geschichte so sehr: Nicht, weil sie das Bekannte wiederholt, sondern weil sie das Ausgelassene nachholt. Dabei soll die Serie Spaß machen – und trotzdem eben auch zum Nachdenken anregen. Und genau das tut sie: Sie entertaint, sie rüttelt auf, sie öffnet Türen. Vor allem aber gibt sie Maria Anna Mozart das zurück, was ihr die Geschichte genommen hat: Ihre Stimme.
Erst Wunderkind, dann Rebell, aber immer genial. Mozart begeistert über alle Jahrhunderte und die ganze Welt. Der Popstar der Klassik hat uns Meisterwerke für die Ewigkeit geschenkt - mit einer Garantie für gute Laune und Entspannung. Genießen Sie in unserem Wolfgang Amadeus Mozart-Sender auf "Klassik Radio Plus" die bekanntesten und schönsten Werke des Wunderkindes!
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