Sopranistin Edita Gruberová ist gestorben

"Königin der Koloratur" oder "Meisterin des Belcanto" hat man sie genannt. Edita Gruberová stand mehr als 50 Jahre auf den großen Opernbühnen in aller Welt. Geboren wurde sie 1946 in Bratislava.

Eine ihrer Parade-Rollen: Elisabetta in Donizettis "Roberto Devereux"

Singen als Rettung

Sie wuchs in einfachen Verhältnissen mit einem trinkenden Vater auf - ihre Flucht aus der oft harten Realität war das Singen - zu Hause, mit der Mutter, im Schulchor und im Rundfunkkinderchor.

In den 60er Jahren studierte Gruberova am Konservatorium in Bratislava und floh 1969 mit ihrer Mutter nach Wien. Danach ging es steil nach oben: 1970 sang sie erstmals an der Wiener Staatsoper in Mozarts "Zauberflöte" die Partie der Königin der Nacht. Danach trat sie in New York, Paris, Mailand und immer wieder auch an der Bayerischen Staatsoper auf. 

Natürlich könnte ich Rollen spielen, nach denen mir mein Herz quietscht, aber die Stimme sagt "nein".
Edita Gruberová im Gespräch mit Klassik Radio

Sie kannte ihre Grenzen

In einem Interview mit Klassik Radio sagte sie, sie kenne die Grenzen ihrer Stimme sehr gut. Auch, wenn es sicher Rollen gebe, nach denen sich ihr Herz sehnt - wenn die Stimme "nein" sagt, dann singt sie sie nicht. 

Sie habe eine Verantwortung dem Publikum gegenüber und so singe sie lieber eine Rolle 200 Mal und entwickle sie stets weiter, als mit immer neuem Repertoire nur halb so gut zu sein. 

Ich bin so eifersüchtig auf meine Stimme - mir gegenüber, dass sie mich nicht verrät [...] und deshalb hüte ich mich sie zu verraten. Und ich will alles machen, was mir die Stimme sagt.
Edita Gruberová im Gespräch mit Klassik Radio

Abschied von der Bühne 2019

Bei ihrem Abschied von der Opernbühne sagte sie sichtlich ergriffen - im März 2019 in München nach einstündigem Applaus: "Es war wunderbar und es war genug. Es ist so, als ob man eine ganz große Familie verlassen würde."

Sie starb am Montag, den 18. November 2021, im Alter von 74 Jahren in Zürich, wie ihre Familie über die Münchner Agentur Hilbert Artists Management mitteilen ließ.