Ein Jahrhundert ist vergangen, seit Erik Satie seine letzten Töne notierte. Jetzt, hundert Jahre nach seinem Tod, meldet sich der Komponist, der seiner Zeit stets voraus war, zurück – und das völlig unerwartet.
Notizbücher, eine verblasste Handschrift – und plötzlich: 27 Stücke Musik, die 100 Jahre lang niemand gehört hat. Entstanden sind sie in einer Zeit, als Satie am Klavier der Pariser Lokale saß und in Cafés und Hinterzimmern des Pariser Künstlerviertels komponierte. Manche dieser Melodien notierte er beim nächtlichen Spaziergang durch Montmartre, andere entstanden zwischen Freizeit und Auftragsarbeiten. Was blieb, waren kleine Notizhefte. Und die haben zwei Forscher, der britische Musikwissenschaftler James Nye und die japanische Komponistin Sato Matsui, nun wiedergefunden und entschlüsselt.
27 kurze, klare Klavierstücke wurden aus dem Archiv geborgen. Sie sind mal nachdenklich, mal verspielt und dann wieder experimentell-melancholisch. Pianist Alexandre Tharaud hat sie nun zum ersten Mal eingespielt – für das Album „Satie: Discoveries“, das am 27. Juni bei Warner Classics erscheint. Die Veröffentlichung kommt nicht zufällig kurz vor dem 1. Juli – jenem Tag, an dem sich Saties Tod zum 100. Mal jährt. „Anlässlich des 100. Todestages von Erik Satie“, schreibt das Label, „bietet uns Alexandre Tharaud einen beispiellosen Einblick in die Welt seines geliebten Komponisten“. Dass es sich dabei nicht nur um Fußnoten der Musikgeschichte handelt, macht auch Musikwissenschaftler James Nye deutlich, der es als Geschenk sieht, als Erster seit hundert Jahren diese Musik hören zu dürfen.
Die neuen Stücke sind überraschend vielseitig: zarte Miniaturen, minimalistische Nocturnes, charmante Valses. Manche erinnern an Saties berühmte Gnossiennes, andere überraschen mit tänzerischer Leichtigkeit und einem Augenzwinkern. Es ist Musik, die schmunzelt, sich windet, flüchtet – und doch seltsam aktuell wirkt. Vielleicht ist genau das Saties größtes Kunststück: Noch ein Jahrhundert später klingt er wie jemand, der dem Heute immer einen Schritt voraus ist.
Klassische Klavierklänge zum Weiterträumen gibt’s übrigens bei Klassik Radio Select – einfach reinhören und genießen: