Wie das FSOA weibliche Musikgeschichte in den Fokus rückt und damit eine Lücke im Konzertbetrieb und Publikumsbewusstsein schließen will.
Beim Female Symphonic Orchestra Austria ist der Name Programm: es besteht nur aus Frauen – und auch die aufgeführten Orchesterwerke stammen ausschließlich von Komponistinnen. Silvia Spinnato ist Dirigentin und Gründerin des Orchesters. Sie hat uns erklärt, wie Sie auf die Idee gekommen ist: "Ein Orchester wollte ein Konzert mit mir spielen und hat ein Programm mit Komponistinnen angefragt. Es war mir ziemlich peinlich, denn ich kannte kaum sinfonische Werke von Komponistinnen, außer z.B. das Klavierkonzert von Clara Schumann. Ich habe natürlich trotzdem recherchiert und gesehen, dass es viele ander Komponistinnen von sinfonischen Werken gibt. Das war ein ganz schöner Schock für mich, weil ich während meines gesamten Studiums nie davon gehört hatte."
Das Komponistinnen auch oft nicht im Gedächtnis des Publikums verankert sind - diese Erfahrung hat Silvia Spinnato auch bei Vorträgen über Komponistinnen an der Universität gemacht. Dort fängt sie immer mit einer Fragestunde an :"Ich sage z.B. 'Ludwig' und sie sagen 'Beethoven' und ich sage 'Giuseppe' und sie rufen 'Verdi' und dann sage ich 'Mélanie' - und es herrscht Stille und ich sage 'Amy' und niemand sagt etwas und dann sage ich 'Ethel' und sie beginnen zu lachen und haben begriffen, worum es geht."
Für mich ist das in dem Fall keine Diskriminierung gegenüber Männern, sondern eine künstlerische Entscheidung.
Dieser Zustand muss sich ändern, beschloss Silvia Spinnato und rief das Female Symphonic Orchestra Austria ins Leben. Damit die Botschaft auch klar nach außen sichtbar ist, stehen nicht nur ausschließlich weibliche Komponistinnen auf dem Programm - auch das Orchester selbst besteht nur aus Frauen. "Für mich ist das in dem Fall keine Diskriminierung gegenüber Männern, sondern eine künstlerische Entscheidung", erklärt die Leiterin. Zudem sei nicht ausgeschlossen, dass später auch Männer ins Orchester aufgenommen werden könnten. Schon jetzt könnte es sein, dass sie einmal auf männliche Musiker zurückgreifen müssen, da es für manche Instrumente einfach zu wenig Musikerinnen gibt.
Doch auch den Werken von Komponistinnen auf die Spur zu kommen, erweist sich oft als nicht ganz einfach. Dabei gab es sie und dass nicht nur in den letzten 80 Jahren. "Manche dieser Komponistinnen waren sehr berühmt zu ihrer Zeit und viele ihrer Werke wurden auch aufgeführt. Doch die Gesellschaft hat nie wirklich akzeptiert, dass auch Frauen Komponisten sein können und sie mussten immer kämpfen. Nach ihrem Tod gab es niemanden mehr, der das für sie tun konnte und so gerieten sie in Vergessenheit, wurden nicht mehr aufgeführt und ihre Werke nicht mehr verlegt", erklärt Silvia Spinnato.
Heute fehle es den Veranstaltern oft an Mut, die oft noch unbekannten Stücke der Komponistinnen aufführen zu lassen. Die Sorge, niemand würde in die KOnzerte kommen, wiege zu schwer. Dabei sei das alles nur eine Frage des richtigen Marketings. "Das Publikum hat uns bisher gezeigt, wieviel Interesse sie haben," so Spinnato. Kein Wunder - schließlich haben die Komponistinnen berührende Klassik geschaffen: "Man spürt bei jeder Komponistin wirklich eine Persönlichkeit. Insbesondere wenn man die Geschichte der Frauen kennt, spürt man ganz oft die Intensität ihres Lebens in der Musik. So wie die Melancholie von Mélanie Bonis: sie hatte ein ziemlich trauriges Leben und das spürt man in ihrer Musik."
Ist denn auch die Atmosphäre in einem rein weiblichen Orchester eine andere? "Das ist schwierig zu beantworten. Viele Musikerinnen sagen 'ja' und dass die Atmosphäre besonders interessant, toll und gemütlich ist. Doch ich kann nicht sagen, ob es daran liegt, dass die Musiker alle Fraune sind oder ob es mehr an unserer gemeinsamen Mission liegt. Diese Mission ist mehr ein Bedürfnis von Frauen und vielleicht spürt man diese Energie."
Sie komponierte wie ein Mann! Die Musik klang so kraftvoll wie die eines Komponistinnen." Diese Worte hören wir heute noch über Musikerinnen. Erst wenn sie verschwunden sind, wird die Emanzipation hergestellt sein.
"Das Wichtigste ist natürlich, diese Musik so schnell wie möglich zu verbreiten, in der ganzen Welt, durch Tourneen etc.", erläutert Silvia Spinnato. "Wir wollen endlich und deutlich die klare Verbindung zwischen historischem und zeitgenössischem darstellen. Wir haben eine Geschichte und das wollen wir lautstark verkünden. Ich finde es wichtig, dass die Generation unserer Kinder endlich diese Musik kennt."
Das Female Symphonik Orchestra Austria bereitet dafür den Weg vor und findet hoffentlich zahlreiche Unterstützung bei dieser Mission.