Zu Besuch bei Brahms, Telemann & Co: 10 Jahre Komponistenquartier in Hamburg

Zu Besuch bei Brahms, Telemann & Co: 10 Jahre Komponistenquartier in Hamburg

Im Komponistenquartier in Hamburg kann man direkt sieben Komponisten auf einmal besuchen. In diesem Jahr feiert das "KQ" sein 10-jähriges Jubiläum. Wie die Idee damals entstanden ist, welche Highlights es gibt und ob sich die Komponisten wohl gut als Mitbewohner verstanden hätten - wir haben nachgefragt.

Zu Besuch bei Brahms, Telemann & Co:  10 Jahre Komponistenquartier in HamburgFoto: Matthias Plander

In Hamburg, unweit des berühmten "Michels", findet man einen ganz besonderen Ort: Das Komponistenquartier! "Es ist ein Ensemble von sechs kleinen Museen, die die Hamburger Komponisten vorstellen aus ca. drei Jahrhunderten. (...) Die Museen selbst sind tatsächlich kleine, ineinander verschachtelte Räume, durch die man so von einem Komponisten zum anderen schweifen und dabei wirklich ein bisschen das Gefühl von wohnlicher Atmosphäre erleben kann", erklärt Friederike von Cossel, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Komponistenquartiers.

Mit bürgerschaftlichem Engagement zum Erfolg

In diesem Jahr feiert dieses besondere Museum bereits sein zehntes Jubiläum. Doch die Idee dazu ist bereits schon zwei Jahre vorher entstanden, erzählt Friederike von Cossel begeistert: " Das Komponisten Quartier ist auf jeden Fall eine echte Erfolgsgeschichte von typisch Hamburgischem bürgerschaftlichen Engagement. Vor zwölf Jahren kam eine Initiative zusammen aus Hamburger Stiftungen und verschiedenen privaten Initiativen, die, ausgehend vom damals schon bestehenden Brahms Museum und auch dem, damals noch sehr jungen, Telemann Museum, gesagt haben, wir würden gerne diese Palette erweitern und einen Ort schaffen, an dem noch mehr mit Hamburg assoziierte Komponistinnen und Komponisten vorgestellt werden. Und dann wurde das "KQ" quasi als Bindemittel dafür ins Leben gerufen." Eine besondere Rolle spielen auch die über 100 Ehrenamtlichen, die das Museums Quartier unterstützen und den täglichen Museumsbetrieb aufrecht erhalten. Sie arbeiten z.B. als Gästebetreuer an der Kasse oder geben Führungen. "Wir sind stolz darauf, dass wir, obwohl wir ein kleines privates Museum sind, ganz reguläre Öffnungszeiten Dienstags bis Sonntags zehn Uhr bis 17 Uhr anbieten können", so Friederike von Cossel.

Der Liebling des Komponisten Quartiers

Und welcher der sieben Komponistinnen und Komponisten ist besonders beliebt bei den Besuchern? "Ja, das ist ganz eindeutig Brahms. Das muss man ganz neidlos zugestehen. Brahms ist der Komponist, der mit Hamburg assoziiert wird, wie Bonn mit Beethoven oder Salzburg mit Mozart. Wenn Menschen ins "KQ" kommen, kommen sie wegen Brahms und freuen sich dann aber meistens auch, die anderen noch kennengelernt und über sie neue Einblicke gewonnen zu haben", meint Friederike von Cossel.

Bildunterschrift
Foto: Ulrich Perrey
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Kleine Gäste treffen auf große Komponisten

Pünktlich zum 10-jährigen Jubiläum gibt es nun auch ein besonderes Angebot für die kleinen Gäste. Die sogenannte "Familienmedienspur". Sie schlängelt sich durch die Ausstellung, stellt die bestehenden Inhalte kindgerecht bereit und animiert zum Mitmachen. Der krönende Abschluss ist dann im Mahler-Museum : die "KQ Wundermaschine". Auf Knopfdruck können die Kleinen hier ihre eigenen Kompositionen abspielen, die sie zuvor an kleinen Komponiertischen entwickelt haben. Und im Takt dazu tanzen die Komponistinnen und Komponisten dank einer Apparatur.

Wenn Mahler selbst seine Musik spielt

Diese Wundermaschine ist auch eines der persönlichen Highlights von Friederike von Cossel. Und auch das andere ist im Mahler-Museum zu finden. "Wir haben dort schon lange ein Steinway-Welte Klavier. Das sind diese besonderen Instrumente, die selbst spielend sind. Das heißt, man kann da Lochstanzrollen einlegen und dann ertönt eine vorher aufgezeichnete Melodie. Das ist deshalb so spannend, weil das zur Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert aufkam und Gustav Mahler, der seinerseits bekannt war für technisches Interesse, selber auch diese Aufnahmetechnik ausprobiert hat und von ihm selbst eingespielte Rollen überliefert sind. Wir haben Kopien solcher Rollen und führen die auch regelmäßig vor. Das ist dann immer schon ein besonderer Moment, wenn man das Gefühl hat:'Aha, da spielt der Meister selbst seine Musik.'"

Komponisten-WG ohne Zoff?

Stellt sich am Ende noch die Frage: wie wäre es wohl gewesen, wenn Georg Philipp Telemann, Carl Philipp Emmanuel Bach, Fanny und Felix Mendelssohn, Johannes Brahms, Johann Adolf Hasse und Gustav Mahler in einer WG zusammengewohnt hätten? "Ja, das ist ein schönes Gedankenspiel, dass wir auch immer mal wieder gerne durchspielen. Wie wären die so aufeinander getroffen? Und ich glaube tatsächlich, das hätte gut funktioniert. Und zwar aus einer ganz bestimmten Grundannahme heraus. Alle unsere Komponisten und Komponistinnen sind darauf angewiesen gewesen, dass sie in regem Austausch mit anderen Komponisten standen und da sehr offen waren für andere Einflüsse (...) und ich glaube, dass das eine sehr gute Grundlage für ein Zusammenleben gewesen wäre. Unabhängig von all den unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, von den verschiedenen religiösen Zugehörigkeiten, ganz zu schweigen davon, dass da ja natürlich ein paar Jahrhunderte zu überwinden wären. Also ja, ich glaube, das hätte gut funktioniert," so Friedrike von Cossel mit einem Lachen.

Wenn Sie also das nächste Mal Hamburg besuchen, verpassen Sie nicht das Komponisten Quarter: ein ganz besonderer Ort, der sieben Komponisten und drei Jahrhunderte vereint.

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