200 Jahre Restaurierung des Magdeburger Doms – Wiederentdeckung des Mittelalters

200 Jahre Restaurierung des Magdeburger Doms – Wiederentdeckung des Mittelalters

Die neue Sonderausstellung „Erbauung (an) der Vergangenheit“ im Kulturhistorischen Museum Magdeburg

KHM 1Foto: Charlen Christoph/Kulturhistorisches Museum, Magdeburg

Von Berlin aus gesehen ist der Magdeburger Dom das nächstgelegene Zeugnis mittelalterlicher Kathedralgotik. Nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon im frühen 19. Jahrhundert wuchs in Preußen der Wunsch nach neuer nationaler Einheit und gesellschaftlicher Harmonie. Eine Projektionsfläche dafür bot das mittelalterliche Reich, als dessen Sinnbild der imposante gotische Dom am Hochufer der Elbe dienlich schien. Jedoch hatten Bausubtanz und Ausstattung besonders durch die Zweckentfremdung als Magazin und Stall während der napoleonischen Besatzung stark gelitten. Im Jahr 1825 wurde durch Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. daher eine umfassende Restaurierung des Bauwerks initiiert, um der bis heute weithin sichtbaren Landmarke alten Glanz zu verleihen. Aufgrund ihrer Bedeutung und ihres Umfangs wurde diese große Dom-Reparatur auch zu einem Ausgangspunkt der systematischen Denkmalpflege in Preußen.

Das Kulturhistorische Museum Magdeburg würdigt das Geschehen vor 200 Jahren aktuell mit der Sonderausstellung „Erbauung (an) der Vergangenheit. Der Magdeburger Dom und die Wiederentdeckung des Mittelalters in Preußen“. In vielfältiger und aufwendig inszenierter Art und Weise setzt sie die damaligen Entscheidungen und Arbeitsschritte in den größeren Zusammenhang eines aufkommenden Nationalbewusstseins und zeigt, dass die so angestoßenen Prozesse bis heute nachwirken.

Die Sonderausstellung „Erbauung (an) der Vergangenheit“ bietet auf 650 Quadratmetern etwa 150 Originalobjekte aus dem Bundesgebiet und dem europäischen Ausland, sie wird noch bis zum 17. Mai 2026 im Kulturhistorischen Museum Magdeburg zu sehen sein. Weitere Informationen finden sich unter www.khm-magdeburg.de.

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Foto: Julius Schüler/Kulturhistorisches Museum, Magdeburg

Die sieben Abteilungen beginnen mit einem Prolog zum Initiator Friedrich Wilhelm III., der die Restaurierung auch mit einem Zuschuss aus seinem Privatvermögen unterstützte. Die Wiederentdeckung und Glorifizierung gotischer Kathedralbaukunst spiegeln sich in den fast fotografisch anmutenden Gemälden Carl Georg Hasenpflugs. Bisher nie gezeigte Architekturzeichnungen öffnen den Blick für den Detailreichtum der Dom-Reparatur, der sich auch in der faszinierenden und vielgestaltigen Ausstattung im Inneren des Dom findet. Einen besonderen Zauber üben die Entwürfe und Repliken der wirkmächtigen Glasfensterzyklen aus, deren Originale im Krieg verloren gingen. Zum Abschluss werden die Kulturlandschaft der damaligen preußischen Provinz Sachsen sowie ihre architekturhistorische und touristische Erschließung im 19. Jahrhundert vorgestellt.

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