Die Renaissance: Die Wiedergeburt der Antike

EpochenwissenDie Renaissance: Die Wiedergeburt der Antike

Eine der schillerndsten Epochen: Alles wird neugestaltet. Mit Verstand und Sinnen als Instrumente, wird das bisherige Weltbild hinterfragt.

Die Renaissance: Die Wiedergeburt der AntikeFoto: Michelangelo Buonarroti

Ein kurzer Renaissance-Überblick

Wann war das Zeitalter der Renaissance?

Das goldene Zeitalter der Renaissance hat seinen Ausgangspunkt im Italien des späten 14. Jahrhunderts und erstreckt sich über weitere zwei Jahrhunderte. Die  lässt sich zwischen der Gotik und dem Barock einordnen und unterteilt sich grob in drei Perioden:

Was bedeutet der Begriff Renaissance?

Die Epoche der Renaissance überwindet das als rückständig betrachtete und als düster angesehene Mittelalter durch die Wiederentdeckung der griechischen und römischen Antike. Durch dieses Wiederaufleben lässt sich auch die Namensgebung der Epoche erklären: Mit dem Begriff „Renaissance“, was vom Französischen ins Deutsche übersetzt „Wiedergeburt“ bedeutet, versuchte man die Epoche im 19. Jahrhundert rückblickend zusammenzufassen.

Welche waren die wichtigsten Vertreter der Renaissance?

Mit grenzenlosem Selbstvertrauen brachen die Menschen in Europa auf zu neuen Ufern und revolutionierten Kunst, Kultur und Wirtschaft. Innerhalb kürzester Zeit entstehen monumentale Bauwerke, grandiose Gemälde und großartige Kunstwerke, die heute immer noch zu den bedeutendsten Werken der Menschheit gehören. Zu den wichtigsten Vertretern der Kunstepoche der Renaissance zählen beispielsweise da Vinci in der Malerei und Michelangelo in der Bildhauerei, in der Literatur sind William Shakespeare und Dante Alighieri zwei bis heute bekannte Namen. Doch die Renaissance ist nicht nur eine kunstgeschichtliche Epoche. Sie brachte auch eine gesellschaftliche Revolution mit sich, die den Menschen in den Mittelpunkt stellte. Der Mensch rückte immer mehr in das Zentrum des Seins und des Denkens. Ziele waren nun die menschliche Bildung und die Verbesserung seiner Fähigkeiten.

 

Die Musik in der Renaissance

Die Erfindung des Buchdrucks übte auch einen großen Einfluss auf die moderne Notenschreibung aus. Als Initiator und Beschleuniger vereinfachte er die alten und komplizierten Notationssysteme der Notenschreibung. Allerlei Instrumente von Violinen und Blockflöten über verschiedenste Blasinstrumente bis hin zu Lauten wurden von ganzen Familien gebaut.

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Lieder zur geselligen Unterhaltung

In der frühen Renaissance wurde die Musik zunächst von franko-flämischen Einflüssen bestimmt, ab Mitte des 16. Jahrhunderts gesellten sich dann durch Komponistenströmungen, wie der Florentiner Camerata, der Römischen Schule und der Venezianischen Schule westliche Impulse aus Italien bei. Versuche, die Antike wiederaufleben zu lassen, wurden auch in der Musik unternommen. Versuche dessen wurden ab den 1570er Jahren beispielsweise durch den Franzosen Jean-Antoine de Baïf oder den Florentiner Girolamo Mei unternommen.

In der Renaissance werden Musikstücke erstmals ihren Komponisten zugeschrieben anstelle die entsprechenden Tonkünstler zu anonymisieren.  Musik dient nicht mehr einzig und allein zum Gotteslob, sondern ebenfalls zur geselligen Unterhaltung, zum Beispiel in Form von Liebes-, Trink-, und Jahreszeitenliedern. Musikalische Kompositionen wandeln sich weg von einer festen Instrumentierung hin zu austauschbaren Vokal- und Instrumentalpartien.

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Die Geburtsstunde der Oper

In der Renaissance war die Erzeugung von Harmonie oberstes Ziel. Die Kirchenmusik der Renaissance bediente sich der Mehrstimmigkeit und Homophonie durchdrang Volkslied-Melodien. Das Harmonie-Empfinden änderte sich im Vergleich zum Mittelalter, indem Terzen und Sexten als wohlklingend empfunden wurden. Auch um das Schaffen von Harmonie zwischen Mehrstimmigkeit und Textverständlichkeit wurde sich in der Hochrenaissance stark bemüht. Ein wichtiger Vertreter dessen war Giovanni Pierluigi da Palestrina.

Die Entstehung der Oper um 1600 stellt einen Höhepunkt der musikalischen Verwirklichung von Ideen der Renaissance dar. Als erste erhaltene Oper gilt heute das im Jahr 1600 uraufgeführte Musikdrama Euridice des Komponisten Jacopo Peri. Die Opern L'Orfeo (1607) und L'Arianna (1608) von Claudio Monteverdi waren, anders als zuvor üblich, eher durch Worte statt Musik bestimmt: Ein neuer Stil, welchen der Komponist als seconda prattica bezeichnete.

Die wichtigsten musikalischen Vertreter und Werke:

 Wichtigste musikalische Vertreter der Renaissance: 

Wichtige Musikstücke der Renaissance:

Historischer Hintergrund

Die Renaissance machte sich nicht nur auf allen Ebenen bemerkbar, sondern hatte ebenso vielerlei Auslöser. Zum düsteren Mittelalter sollte ein schillernder Gegenpol geschaffen werden, indem sich zurück auf die Antike besonnen wurde. Der schwarze Tod, die Pest, machte vielen Menschen zu schaffen. Das  führte dazu, dass das Jenseits und die Spiritualität immer stärker vom irdischen Geschehen auf der Welt und dem Menschen selbst in den Hintergrund gedrängt wurden. Die Reformation der Kirche unterstützte diesen Wandel und sorgte für eine Veränderung in der religiösen Weltanschauung. 

Belagerung von Konstantinopel
Foto: Jean Chartier

Die Antike als Gegenpol zum Mittelalter

Bereits im Spätmittelalter wandte sich der Blick zunehmend auf antike Motive. Durch die Wiederentdeckung wichtiger Texte aus der Antike von Platon, Cicero und Vitruv fand eine Art geistiges Erwachen statt: Dem düsteren, unaufgeklärten Zeitalter sollte ein Ende gesetzt werden. Zudem fanden sich mit der Eroberung Konstantinopels, viele griechische Gelehrte in Italien ein, welche ihr Wissen über die griechische Antike weiterreichten. Zu diesem Zeitpunkt war Italien keine politische Einheit, sondern in stark urbanisierte Stadtstaaten aufgeteilt, was die Erinnerung an die römische Antike lebendig erhielt.

Die Pest
Foto: Arnold Böcklin

Die Pest rückt den Menschen selbst in den Fokus

Die Pest ist ein weiterer Grund für die neue Denkweise der Renaissance. Sie soll dazu geführt haben, dass sie Menschen ihre Aufmerksamkeit auf irdische Ereignisse lenkten anstelle sich weiterhin auf das Jenseits und ihre Spiritualität zu konzentrieren. Aufgrund dieses Sinneswandels kam es zur geistigen Strömung des Humanismus. Dabei sollte der Mensch ab sofort in den Fokus der Welt, der Wissenschaft und der Forschung gerückt werden. Wegbereiter war hier unter anderem Petrarca, welcher sich mit antiken Autoren und Individualismus beschäftigte. Sein Ziel war es, eine bessere Bildung in Bezug auf Sprachen, Literatur, Geschichte und Philosophie zu fördern.

Luther als Augustinermönch
Foto: Lucas Cranach der Ältere

Die Reformation – Kirche, Naturwissenschaft und Philosophie gehen Hand in Hand

Die kirchliche Reformation nach Martin Luther beeinflusste die Denkweise der Menschen zu Zeiten der Renaissance ebenfalls stark. Die Bewegung begann 1517 und erstreckte sich bis 1648. Das Christentum spaltete sich in die Konfessionen römisch-katholisch, evangelisch-lutherisch und evangelisch-reformiert. Der eigene Glaube wurde zum Maßstab des Handelns anstelle weiterhin den Geboten des Papstes zu folgen. Die religiöse Weltanschauung (Theozentrismus) wandelte sich allmählich zum Anthropozentrismus, bei dem der Mensch selbst zum Mittelpunkt der Realität wird. Beispielhaft dafür ist die Proportionsstudie von Leonardo da Vinci, welche den menschlichen Körper ins Zentrum rückte und diesen zum Maßstab für ein neues Ordnungssystem machte. Die christliche Reformation ging im Hinblick auf das Umdenken und der Förderung des kirchlichen Machtverfalls ausnahmsweise Hand in Hand mit der Naturwissenschaft und Philosophie.

Was ist Humanismus kurz erklärt?

Das Wort Humanismus bedeutet aus dem Lateinischen übersetzt „Menschlichkeit“. Allgemein bezeichnet er eine Geisteshaltung, bei der die Würde jedes einzelnen Menschen geachtet, ein Leben ohne Gewalt angestrebt und die eigene Meinung frei geäußert wird. Der Humanismus bezeichnet ebenfalls eine kulturelle Strömung des 14. Und 15. Jahrhunderts. Humanisten orientierten sich an den Werken der griechischen und lateinischen Philosophen und machten diese zur Grundlage ihrer Ideen. Ihre Forderung war die allseitige Bildung und eine unabhängige Bildung der Menschen. 

Die Renaissance – ein Startschuss für den Kapitalismus

Zwischen Staaten und Städten, Handelshäusern, Familien und Herrschern entspinnt sich ein rasanter Wettbewerb. Uns heute geläufigen Begriffe wie „Giro“, „Konto“, „Kredit“ oder „Bankrott“ sind Worte, die von italienischen Bankiers wie den Medici erfunden und geprägt wurden. Der Beginn systematischer Handelsbeziehungen wird begleitet durch eine gedeihende Stadtentwicklung, wodurch es innerhalb kürzester Zeit zu einer ökonomischen Blüte kommt. Der Handel, mit seinen immensen Investitionen, Gewinnen und Gütern, eröffnet für alle die Chance vermögend zu werden und dadurch gesellschaftlich aufzusteigen, die nicht bereits seit ihrer Geburt dem Adel angehören. Der frühe Kapitalismus entsteht. Neben dem Austausch von Gütern nimmt dabei auch der Austausch von Ideen und Kunst seinen Lauf. 

Triumph der Medici in den Wolken des Olymp
Foto: Luca Giordano

Die Familie Medici als Motor der Renaissance

Welche Stadt Italiens war das Zentrum der Renaissance? 

Die italienische Stadt Florenz entwickelt sich zum Hauptknotenpunkt im Geld- und Handelsverkehr. Sie knüpft intensive Geschäftsbeziehungen zu anderen Städten und Handelszentren wie Rom, Venedig oder Flandern, zwischen denen nicht allein Waren, sondern auch Kunstwerke importiert werden. Das Schicksal der Stadt Florenz verknüpft sich mit dem der Familie Medici, welche zum Motor der Renaissance in Florenz selbst, wie auch über das Stadtgebiet hinweg, wird. Angefangen bei Cosimo de Medici, der mit seinen Reichtümern das von seinem Vater gegründete Bankhaus ausbaut, steigt das Vermögen der Familie stetig an. Die Bank erlangt weltweite Berühmtheit, die Familie steigt zu den Bankiers des Papstes auf. Sie besitzen Unmengen an Gütern, riesige Ländereien, Manufakturen, Handelshäuser, Bergwerke und Minen. Vor der Familie der Fugger, die kurz darauf in Augsburg große Aufmerksamkeit erlangen wird, sind die Medici die größten Wirtschaftsführer Europas.

Mona Lisa
Foto: Leonardo da Vinci

Die Renaissance – Merkmale, Eigenschaften und Motive

Was ist typisch für die Renaissance?

Da die Epoche der Renaissance fast zwei Jahrhunderte lang andauerte, gab es, neben vielen technischen und wirtschaftlichen Neuerungen, auch in den Künsten zahlreiche thematische Veränderungen sowie unterschiedliche Vertreter und Motive. Die Wiederbelebung der Antike durchzog alle Ebenen der Kunst: In der Philosophie rückte der Mensch ins Zentrum seiner Weltsicht und die Macht der Kirche in den Hintergrund. Der Humanismus entstand. Die Erfindung des Buchdrucks sorgte für einen erheblichen Aufschwung der Literatur. Sie sollte die Bildung der Menschen verbessern. In der Malerei revolutionierte die Zentralperspektive die Dreidimensionalität. In der Renaissance-Kunst dargestellt wurden vor allem christliche und antike Motive, Stillleben, Selbstbildnisse, Portraits, Landschaften und Alltagsszenen. Einzelne Skulpturen setzten sich von Bauwerken ab und bestanden für sich als Kunstwerk im Raum. Die Bildhauerei erlebte einen Aufschwung. Doch auch die Architektur profitierte von den technischen Neuerungen. Symmetrie, geometrische Grundrisse und Formen durchzogen die Bauwerke. Sie wurden getreu der Antike entworfen. Marmor und Naturstein fanden sich in den Gebäuden wieder. In allen Kunstschichten wurden Maßstäbe gesetzt, die für Jahrhunderte gültig bleiben.

Buchdruck im 15. Jahrhundert
Foto: Autor unbekannt

Technische und wirtschaftliche Neuerungen

Was sind die wichtigsten Erfindungen der Renaissance?

Die Renaissance ist die Zeit der Entdecker und Gelehrten. Durch die Kutsche als neues Transportmittel des Adels, Entdeckungsreisen und Handelsbeziehungen mit Asien und Amerika, nach dessen Eroberung 1492, wird die Welt immer globaler. Zudem war diese Zeit auch von bahnbrechenden technischen Neuerungen geprägt: 1440 erfindet Johannes von Gutenberg den Buchdruck mit beweglichen Lettern und ermöglicht damit erstmals die großflächige Verbreitung von Schrifterzeugnissen. Kultur und Wissenschaft werden dadurch revolutioniert. Die Mechanisierung von Uhren und andere Neuerungen in der Feinmechanik und wissenschaftlichen Messung, wie beispielsweise die Verbesserung von Messgeräten oder die Erfindung der Luftpumpe, des Lichtmikroskops und des Teleskops, trugen zu dieser Revolution bei. Ebenfalls in der Renaissance verbessert wurde die Gewinnung von Gold und Silber.

(L. Weißenberger)

Die Epochen der klassischen Musik im Überblick