Franz Liszt

Komponist und PianistFranz Liszt

Franz Liszt – ein Name, der untrennbar mit atemberaubenden Klavierkonzerten und leidenschaftlicher Virtuosität verbunden ist. Doch hinter der glänzenden Fassade des musikalischen Genies verbirgt sich ein Leben voller unerwarteter Wendungen, Geheimnisse und faszinierender Geschichten.

Franz LisztFoto: ©Henri Lehmann

Franz Liszt, geboren 1811 in Raiding, im heutigen österreichischen Burgenland, war von Anfang an für Großes bestimmt. Als musikalisches Wunderkind gefeiert, lernte er von den Besten – unter anderem von dem österreichischen Komponisten Carl Czerny, der auch Beethoven nahestand. Doch während viele seiner Zeitgenossen sich mit einem Leben als Pianist begnügten, strebte Liszt nach mehr: Ruhm, Leidenschaft und, nicht zuletzt, Liebe.

Liszt entwickelte sich schnell zu einer Sensation. Seine Konzertreisen durch Europa führten zu einem Phänomen, das man heute als „Lisztomanie“ bezeichnet, die ersten Anzeichen echter Massenhysterie im Musikgeschäft. Liszt war gutaussehend, charmant und wusste, wie man das Publikum verführt – nicht nur musikalisch. In seinen Konzerten gab es Momente, in denen er dramatisch das Profil hob, die Haare zurückwarf und in Ekstase verfiel. Diese intensive Bühnendarstellung war zu seiner Zeit revolutionär und machte ihn zum Idol, insbesondere der weiblichen Bewunderer. Frauen warfen sich ihm regelrecht zu Füßen, baten ihn um Autogramme und sammelten Erinnerungsstücke wie Haarsträhnen. Eine Legende besagt gar, dass sich Liszt, überwältigt von der Nachfrage, schließlich einen Hund mit gleicher Fellfarbe kaufte und dessen Locken an seine Verehrerinnen verschenkte.

Franz Liszt Karikatur
Foto: © Theodor Hosemann
Franz Liszt (zeitgenössische Karikatur)

Aber auch die Männer standen ihm in ihrer Bewunderung kaum nach. Große Musiker, Künstler und Schriftsteller wie Maurice Ravel, Richard Wagner oder Hans Christian Andersen, die ihn zeitlebens erlebten, zeigten sich nachhaltig beeindruckt. So sagte Robert Schumann nach einem Konzert des Österreichers: „Diese Kraft, ein Publikum sich zu unterjochen, es zu heben, tragen und fallen zu lassen, mag wohl bei keinem Künstler, Paganini ausgenommen, in so hohem Grad anzutreffen sein.“ 

„Er spielt mit einer Kraft, die fast übermenschlich ist. Der Flügel scheint unter seinen Händen zu sprechen, zu weinen und zu singen.“

Hans Christian Andersen
Schriftsteller

Doch neben den ekstatischen Konzerten gab es da auch noch sein Privatleben, das regelmäßig die Klatschspalten füllte. Liszt war für seine Affären bekannt, unter anderem mit der Gräfin Marie d’Agoult, der späteren Fürstin Carolyne zu Sayn-Wittgenstein, die ihn trotz ihrer Ehe auf vielen seiner Reisen begleitete. Ihre Beziehung, so leidenschaftlich wie dramatisch, war Thema vieler Gespräche in den europäischen Salons der damaligen Zeit. Tatsächlich plante er mit der Fürstin sogar eine Heirat, aber aufgrund ihrer komplizierten Eheschließung und politischen Verstrickungen kam diese nie zustande. Und doch entstanden aus dieser Liaison drei Kinder, darunter Cosima, die später Richard Wagner heiraten sollte.

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Trotz seines aufsehenerregenden Privatlebens war Liszt aber vor allem ein musikalischer Pionier. Er revolutionierte das Klavierspiel mit seiner Virtuosität und seinen technischen Innovationen. Seine Kompositionen galten als radikal und innovativ. Liszt experimentierte mit neuen Formen und erweiterte die Grenzen der Harmonie und des Klavierspiels. Werke wie die „Ungarischen Rhapsodien“ sind erfüllt von Nationalstolz und unbändiger Energie, während die „Transzendentalen Etüden“ als nahezu unspielbar galten und das technische Niveau des Klavierspiels auf eine neue Ebene hoben. Die emotionale Tiefe seiner Stücke war für viele seiner Zeitgenossen schlichtweg unerreichbar. Er erweiterte den musikalischen Ausdruck – und ließ dabei Raum für Momente der Intimität ebenso wie für schwindelerregende Virtuosität.

Franz Liszt Statue
Foto: ©[Martina Berg]/stock.adobe.com
Liszt-Denkmal in Weimar

Doch all diese Erfolge und die Bewunderung führten nicht zu einem erfüllten und glücklichen Leben. Persönlichen Rückschläge und eine zunehmende spirituelle Leere ließen Liszt schließlich einem drastischen Schritt in seinem Leben vollziehen. Nach den gescheiterten Eheplänen mit Carolyne zog sich Liszt ab den 1860er Jahren immer mehr zurück und wandte sich der Religion zu. 1865 empfing er schließlich die niederen Weihen und wurde Kleriker. Er verbrachte seine letzten Jahre in einem Kloster in Rom, obwohl er weiterhin komponierte und unterrichtete. Eine Reaktion auf die Enttäuschungen und den Verlust, den er in seinem Leben erfahren hatte – die unerfüllte Liebe, das Scheitern mancher Projekte und das zunehmende Bewusstsein der Vergänglichkeit seines Ruhmes.

Franz Liszt war ein Musiker, der seiner Zeit weit voraus war. Er revolutionierte das Konzertleben, machte das Klavier zu einem Instrument der großen Emotionen und war der erste wahre Superstar der Klassik. Die Leidenschaft, die er auf der Bühne und im Leben zeigte, inspiriert uns bis heute. Und vielleicht liegt in dieser Leidenschaft der Schlüssel zu dem Geheimnis, warum wir auch heute noch von klassischer Musik so fasziniert sind. 


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